SAA:guol'gâ -lg- (N) 'hair (but not the hair on the head of human beings; coat, covering of hair', L kuolka 'Haar (doch nicht Kopfhaar des Menschen)', (T. I. Itk., WbKKlp. 171) Ko. S kŭŏл̄ḠA 'altes Haar (z.B. beim Rentier)'
FIN:kalkku (Pl. kalkut) 'mulkku, kives; Hoden' (SKES) ??
KOM:koĺk (S P), kul'k (PO) 'Ei (S P PO); Hoden (P)'
REDEI:Finn. u ist ein Substantivsuffix. Die Zusammenstellung ist nur dann akzeptabel, wenn das syrj. auslautende k die Fortsetzung von *kk in *l'kk ist. Möglicherweise gehört das syrj. Wort mit wotj. S Uf. ke̮l'an und syrj. Lu. P ke̮l 'Hoden' zusammen. Lytkin (VokPerm. 46) und ESK stellen wotj. B kel'ek 'hhijo' hierher. Dieser Beleg ist aus anderen Quellen nicht bekannt; möglicherweise gehört er zu wotj. ke̮l'an und syrj. ke̮l' 'Hoden'.
ADD:Kar. kalkku (Pl. kalkut) (gen.: Suomi 1881:88)
SAA:gaʒ'ʒe -ʒʒ- (N) 'household (often in Opposition to a Single individual); (considerable) assembly of people', Wfs. (596) Gättsiɛ: nu>ò>r̀ɛ G. 'das junge Geschlecht', K (254) T kaince, Kid. kāinc, A kainc 'Genosse'
UDM:kuz (S) , ku̇z (K) 'Paar', S G kuzo, K ku̇zo 'ein Paar bildend, paarig'
KOM:goz (S P) 'Paar', guz (PO) 'пара', gozja (S P) 'paarig, gepaart; Ehepaar', PO guzja 'чета, муж с женой'
REDEI:Die Zugehörigkeit des läpp. Wortes ist wegen des a der ersten Silbe unsicher. Im Finn. wurde das Wort zur Postposition mit komitativer Funktion, im Est. zum Kasussuffix. Zum Bedeutungverhältnis finn. 'Volk, Leute' ~ est. 'Genosse, Gefährte' vgl. finn. seura 'Gesellschaft' ~ est. sõber 'Freund', finn. kunta 'Gemeinde' ~ ?mord. M końd́ä, kuńd́ä 'Freund, Kamerad'. Zu den perm. Bedeutungen 'Paar, Ehepaar' vgl. est. kaasa 'Gatte, Gattin'. Die Zusammenstellung ist unsicher, weil die finn. und läpp. Wörter auch Entlehnungen aus dem Germ, sein können (< frühurgerm. *χansā < germ. *hansō > got. hansa 'Schar, Menge', ahd. hansa 'Kriegerschar'). Läpp. N guos'se -ss- 'guest, stranger' (Bergsland: Vir. 1965:153) kann wegen der abweichenden Bedeutung nicht hiermit verbunden werden.
MAR:kärǝš (KB) 'die russische Gusli' (Ramst.), (Wichm., mitg. Toiv.: FUF 19:191) kärš 'zitherähnliches Instrument, derselben Art wie das wotj. ki̮reʒ́'
UDM:ki̮reǯ́ (S), kǝ̑reź, kreź (K) 'Gußli; ein harfenähnliches, liegendes Saiteninstrument', (Wichm., mitg. Toiv.: a.a.O.) J MU ki̮reź́, M ki̮reʒ́ 'Musikinstrument (J M), eine Art Zither der Wotjaken (MU)'
REDEI:Der Vokal der ersten Silbe im Mord. weist auf ursprüngliches FP *a hin. Dieses Wort gehört zu den wenigen und sehr unsicheren Beispielen, nach denen die tscher. Entsprechung W ä - O a möglicherweise auf vortscher. *a zurückgeführt werden kann (s. E. Itkonen: FUF 31:205—6). Die Vorform von wotj. i̮ kann sporadisch auch *a gewesen sein (s. E. Itkonen: FUF 31:303). Aus kulturhistorischen Gründen ist es unsicher, ob zwischen den zusammengestellten Wörtern eine Urverwandtschaft besteht. Entsprechende Forschungen könnten nur entscheiden, ob es in FP Zeit ein solches Musikinstrument gegeben hat. Möglicherweise handelt es sich um unabhängige Entlehnungen aus einer unbekannten Sprache.
LIT:Toivonen: FUF 19:191; Uotila: MSFOu. 65:350; E. Itkonen: FUF 31:205.
NUMBER:1286
PROTO:*karča
MEANING:branch, twigs
GERMMEAN:Zweig, Reis, Reisig
FIN:karhi (gen. karhin) 'Egge; harv av kvistig gran; Egge aus ästigem Zweig', (SKES dial.) karhu 'kolmikulmainen äes; dreieckige Egge'
MAR:karša 'verfaulte Zweige und Ruten im Wasser, der Windbruch' (KB) (Ramst.)
REDEI:Finn. i ist ein denom. Nominalsuffix. Finn. karhu und est. karu sind möglicherweise volksetymologische Bildungen (vgl. karhu 'Bär'). Das Lautverhältnis mord. u ~ a hängt möglicherweise mit dem onomat. Charakter des Wortes zusammen. Im Finn. dürfte ein Bedeutungswandel 'Zweig' -> 'Zweigegge' -> 'Egge' eingetreten sein. Russ. (dial.) карча, карша 'коряга, суковатый пень, ветвистый обломок' ist eine Entlehnung aus dem Mord. oder Tscher.
KOM:gi̮ri̮ś (S), gi̮riś, griś (P) 'groß, von großer Art, groß von Wuchs, grobkörnig', PO gøŕi.ś 'grob, von großer Art'
REDEI:Finn. ea, wotj. (e)ź und syrj. (i̮)ś, ś sind Suffixe. Der Lautwandel FP *a > votj.-syrj. i̮ ist zwar selten, aber nicht ohne Beispiel (vgl. E. Itkonen: FUF 31: 303). Ostj. kärǝs und wog. kārǝs können die Bedeutungen 'Greif bzw. 'eine Art Vogel' in den obugrischen Sprachen angenommen haben, und zwar möglicherweise durch Rückbilßdung aus einem Attributsyntagma wie 'großer Vogel'. Ostj. kärǝs 'Greif wurde in der früheren Form *kǟrǝs aus dem Wog. entlehnt, wobei es möglicherweise auf dem Wege der Volksetymologie auch von KO kɔ̄̈rt 'Storch' beeinflußt wurde (vgl. Liimola: FUF 39:273—6). Mehrere Forscher (Wichmann: WotjChr. 75; Beke: NyK 41:273; SKES alternativ) haben wotj. kuri̮t 'scharf, beißend' und syrj. kuri̮d 'bitter' zu finn. karkea gestellt. Dies ist jedoch nicht akzeptabel (die perm. Wörter s. unter *karwa 'bitter, scharf; bitter sein, brennen, prickeln' FU). Das Element gị̑r in wotj. G gị̑r-piń 'Hauzahn' (piń 'Zahn') (Uotila, SyrjChr. 79; A. Kövesi, PermiKepz. 323; ESK) kann nicht hier eingeordnet werden, da die selbständige Bedeutung von gị̑r nicht bekannt ist. Lakó (ÕESToim. 30:345) hat die obugrischen Wörter für 'hoch' mit syrj. ki̮r 'steiler Abhang am Fluß, Anhöhe' zusammengestellt. Dies ist jedoch nicht akzeptabel, da die obugrischen Wörter aus dem Syrj. entlehnt wurden. Auch die Zusammenstellung der obugrischen Wörter mit syrj. kere̮s 'Berg, Hügel, Anhöhe' (Lakö: a.a.O.) kann nicht akzeptiert werden.
ADD:Kar. (gen.: Suomi 1881:89) kargia, -ie 'karkea, karhea, väkevä; grob; rauh, stark, kräftig' ? [finn. od. kar. > lapp. N gārkâ ~ kārkâ -ar'kâg- 'acrid, bitter, making (the throat or eye) smart (e.g. fumes in bath-house)', garkes -r'kas- id., L kārka 'bitter (von zu starkgebranntem Kaffee und von Branntwein)', K (277) T kārhki̇it 'bitter (vom Geschmack)'] (Syrj. > 1. ostj. DN kĕrǝs, Ni. Kaz. kărǝś 'hoch (DN Ni. Kaz.), hochgewachsen, lang (DN)'; wog. K kȫrǝs: k. ńȧl 'mit hervorstechender Nase', N karǝs, kars 'hoch'; 2. ostj. V kärǝs: tŏɣlǝŋ k. 'ein sagenhafter Greif', DN kȧrǝs: tŏχtǝŋ k. 'eine Art Greif, der in die Unterwelt gekommene Recken wieder auf die Erde brachte', O kȧrǝs 'ein schwärzlicher Raubvogel, größer als der Adler'; ostj. > wog. K koårǝs, N kārǝs: tåuliŋ k. 'k. mit Flügeln', tōrėm k. 'Himmels-k. (eine Art Greif)', N kārǝs 'eine Art Vogel'; ostj. > sam. selk. TaU kwärus 'ein Vogel, der Fische fängt')
MRD:karvo (E) (Wied., ERS), karu (M) (Ahlqv., MoRS)
MAR:karme (U B)
REDEI:Finn. nen und est. ne, s sind Ableitungssuffixe. Ostseefinn. ä der ersten Silbe anstelle des zu erwartenden a dürfte mit dem onomat. Charakter des Wortes zusammenhängen. Die inlautende Konsonantenverbindung kann nicht bestimmt werden. Ihre Vielfalt (rp, rv, rb, rm) läßt sich auf den onomat. Charakter des Wortes zurückführen. Durch den onomat. Charakter des Wortes ist auch tscher. O a statt o zu erklären. Onomat. Äimä (MSFOu. 45:66-7) stellt ostj. (Ahlqv.) käpši, käpšäi 'Fliege' zu der obengenannßten Wortfamilie, was jedoch wegen der abweichenden inlautenden Konsonantenverbinßdung des ostj. Wortes nicht akzeptabel ist.
FIN:kaukalo 'Trog, Mulde' ? (> lapp. N gaw'gel ~ gaw'ger, L kau'kāl)
MRD:kovi̥l 'Trog' (M) (Ahlqv.)
REDEI:Finn. lo und, wenn die Zusammenstellung richtig ist, auch mord. / sind Ableitungssuffixe. Die Etymologie ist wegen der geringen Belege im Mord. unsicher. Mord. o ist möglicherweise unter dem Einfluß von v aus *a entstanden. Das finn. Wort ist möglicherweise eine Ableitung von kauka 'das Ferne' (-> *'lang'): 'längliches Gefäß' -> 'Trog'.
KOM:ke̮ʒ́i̮d (S SO), ke̮ʒ́i̮t (P) 'Kälte, Frost; kalt', S ke̮ʒ́al- 'kalt werden, erkalten, sich abkühlen'
SAMM2:*käs'V-
REDEI:Wotj. eg, i̮t, ǝ̑t, syrj. i̮d, i̮t sind deverb. Nominalsuffixe, syrj. al ist ein deverb. Verbalsuffix. Toivonen (FUF 19:175) und Liimola (FUF 26:198) stellten wotj. keǯ́eg zu ung. hagy: hagymáz 'hitziges Fieber' und seinen Entsprechungen, was jedoch wegen des palatalen Vokalismus des wotj. Wortes nicht akzeptabel ist. Zum ung. Wort s. *k8ńć3 'eine Fieber verursachende Krankheit; Fieber haben, krank sein' Ug
MRD:kekše- (E), käše- (M) 'verstecken; sich verstecken'
REDEI:In mord. kekše- fand eine Metathese *šk>kš statt. Finn. kätkyt kann auch in einen anderen etymologischen Zusammenhang gehören (s. *kätke 'Wiege' FP).
LIT:Lindström: Suomi 1852:53; VglWb. 45; Wiklund: MSFOu. 10:149; Genetz: Suomi 1897/3/13:26; Paasonen, MordChr. 75; Toivonen: FUF 19:125; SKES.
GERMMEAN:das Hintere, das Rückenstück (z.B. desTieres)
SAA:kāhcait (K 191, T) 'das hinterste Rückenstück eines geschlachteten Rentiers', (T. I. Itk., WbKKlp. 97) Kld. kāɔ̀t`saδ, Ko. Not. kā>'t̀sa't 'das hintere Rückenstück eines geschlachteten Rentiers'
KOM:kaǯ (SM I P) 'верхняя часть бедра, круп (лошади) (SM); Gesäß, Hintere, Hüften (I P)'; PO kaǯ: sitan k. 'зад, конец позвоночника' (sitan 'задняя часть') ?
REDEI:Lapp. t und δ sind denom. Nominalsuffixe. Das von T. I. Itkonen (JSFOu. 32/3:9) zum lapp. Wort gestellte est. kātsas 'Schenkel eines Ochsen, Pumphose' gehört aus lautlichen Gründen nicht in diesen Zusammenhang. Mord. (Ravila: JSFOu. 61/3:23) E kačo 'dickes, großes Stück Knochen im Fleisch' (Ravila: Vir. 1930:115) gehört wegen des ursprünglichen a der ersten Silbe nicht in diesen Zusammenhang.
MAR:kelδe 'невод' (MRS), B kelδe 'eine Art großen Netzes aus Leinwand für zwei Fischer'; *kelδǝ- 'Fische fangen' (Beke: MSFOu. 76:55)
UDM:kalt- (S K), (Wichm.: MSFOu. 36:73) G kaltị̑- 'mit dem Zugnetz fischen', S K kalton 'Zugnetz' |
KOM:ke̮lt- (S Lu.), ke̮vt- (V) 'mit dem Zugnetz fischen (S V), aus der Suppe die besten Bissen herausfischen (Lu.), S ke̮lti̮n 'kleines Zugnetz'.
REDEI:Tscher. e (< *ek) in kelde ist ein Ableitungssuffix. Möglicherweise ist FP * kältä- eine kausative Ableitung von FU *kälä- 'waten' in FP Zeit. Die Zusammenstellung der perm. Wörter mit lapp. gǭlde- 'rummage about ...' usw. ist nicht akzeptabel. Siehe auch *kulta- 'fischen (? mit dem Zugnetz, Treibnetz)' FU, ? U.
UDM:ke̮ldi̮ (S): ńań k. 'Laib Brot', koldi̮ 'Art Pastete mit gesalzenem Fische, Zwiebeln und Buchweizengrütze gefüllt', (Wichm., mitg. Uot.: MSFOu. 65 : 335) J koldi̮: ńań-koldi 'Laib Brot' ??
KOM:*ke̮ld: I kē̮d: k. ńań 'kleiner, runder Kuchen', P ke̮vdav- 'ungesäuerten Teig auf dem Tisch kneten', PO kȯldal-'kneten', Ud. ke̮dej 'rundes Brot aus Roggen- od. Gerstenmehl, ungesäuerter Fladen', S ke̮ldi̮m, P ke̮vde̮.m 'Gerstenkuchen (S); kleiner, runder Kuchen (P)' (> wog. LM kältǝm, N kaltǝm 'eine Art Kuchen, Fladen')]
REDEI:Finn. ea, ia und ias sind Adjektivsuffixe. Die finn. und perm. Wörter können nur dann zusammengehören, wenn finn. a der ersten Silbe aus *ä entstanden ist. Nur wenn finn. kaltea kein skand. Lehnwort ist, besitzt die Zusammenstellung eine gewisse Wahrscheinlichkeit (s. SKES).
SAA:gāmâ-bmâg- (N) 'komag, Läpp brogue', kāma 'Schuh' (L), kām (Gen. -mmi̊ge) (K (421) T), Kld. kḁm (koam) 'Winterschuh', (T. I. Itk., WbKKlp. 87) Ko. P kāmmi̯ 'Schuh'
MRD:keme, kem (E), kämä (M) 'Stiefel'
MAR:kem (KB U B) 'Stiefel'
KOM:ke̮m (S Lu. Le.) 'lederner Wadenstiefel der Männer (S), Schuh aus Bast od. Birkenrinde (Lu. Le.)', PO kȯm 'Schuh', S P -ke̮m: paś-k. 'Kleidung, Kleider, Anzug' (paś 'Pelz'), S P ke̮m-kot, P ke̮m-ke̮t 'Fußbekleidung' (kot 'Schuhe aus einem Lederstück'), S ke̮mal-, P ke̮ma.v- 'die Fußbekleidung anziehen', PO kȯ.mal- 'обувать, надеть на ноги'
SAMM2:*kämä
REDEI: Im Lapp. dürfte *ä in der zweiten Silbe durch einen Reihen Wechsel *ä>*e (> â, a) geworden sein, denn ā der ersten Silbe kann nur in ä-Stämmen auf offenes *ä zurückgeführt werden. Die hierzu gestellten Wörter finn. kenkä 'Schuh' (Lindström: Suomi 1852:38; MUSz. 16—7; VglWb. 320; Ahlqvist, Kulturw. 148; Setälä: JSFOu. 14/3:39, ÄH 396; Wiklund: MSFOu. 10:152, 153; Genetz: Suomi 1899/3/16:15, VähKirj. 23:27; Paasonen: VähKirj. 24:13, MordChr. 75; O. Donner: MSFOu. 71:86; Uotila: Vir. 1937:403 mit ?; Wichmann: TscherT 58; Räsänen: UAJb. 25:21), ostj. (OL 167) V kiṇč, Ko. kenč, O kis 'Strumpf, eine Art Schuh aus Rentierfell', wog. (Kann. mitg. Stein., WogVok. 216) KU kēns, So. kēs 'Halbstrumpf (VglWb. 320; Ahlqvist; a.a.O.) und ung. kengyel 'Steigbügel, Bügel' (MUSz. 16; VglWb. 320; Wiklund: a.a.O.; Genetz: Suomi 1899/3/16:15) gehören aus lautlichen und semantischen Gründen nicht in diesen Zusammenhang. **AD Wog. und Ostj. aus Türk. könč 'Stiefel'.
UDM:koǯ- (S), kož- (K) 'sich zurückwenden (z.B. vom Wege), einkehren (in ein Haus), sich abkehren (von jmd.)', (Wichm.) G kožị̑ 'ausbiegen, vom Wege abweichen' (?)
KOM:kež- (S P), ki.ž- (PO) 'abweichen (vom Wege) (S P PO); einkehren, sich wenden (S P)'
REDEI:Die Zusammenstellung ist wegen des Vokalismus der ersten Silbe unsicher: urperm. *ȇ̯ ist eine unregelmäßige Fortsetzung des aufgrund des Finn. erschließbaren *ä.
UDM:kenem (S K) 'Hanfsamen (S), Getreidekorn, Futterkorn, Samenkorn (K)'
KOM:ke̮n- (S P), kȯ.n- (PO): S k.-tuś, k.-tu.ś, PO k.-tiś 'Hanfsame' (tuś, tiś 'Korn, Samen')
REDEI:Altes Wanderwort; vgl. osset. digor gœna, iron gœn 'Hanf, Flachs', khotansakisch kaṁha- 'Hanf'. Wotj. em ist ein Nominalsuffix. Auch in anderen ieur. Sprachen sind Wörter ähnlicher Lautform und mit der Bedeutung 'Hanf wie in den iranischen Wörtern vorhanden (vgl. lat. cannabis, russ. конопля, dt. Hanf usw.), diese gehören jedoch nicht zum urieur. Wortschatz, sondern sind letzten Endes iranischen Ursprungs. Was die iran. Wortfamilie anbelangt, handelt es sich hier möglicherweise um ein Wanderwort, das wohl aus Mesopotamien stammt (vgl. sumer. kunibu 'Hanf) und auch in die türkischen Sprachen gelangte (vgl. z.B. kirg., uig., alt. känder, osm. kendir, tat., baschk. kinder, tschuw. kanDar; alttürk. -> ung. kendër, s. TESz.). Mord. E kańćt́, kańχ, kańt, M kańf, kańt́f Hanf, das von mehreren Forschern (Räsänen: FUF 29:198; Lytkin, VokPerm. 155; ESK) zu den tscher. und perm. Wörtern gestellt wurde, kann wegen des velaren Vokalismus nicht in diesen Zusammenhang gehören, sondern ist höchstwahrscheinlich eine unabhängige Entlehnung aus einer anderen iranischen Quelle.
LIT:Wichmann: FUF 16:195; NyH7 97; Räsänen: FUF 29:198; Knabe: VJa. 1962/1:67; Lytkin, VokPerm. 155; Gordeev: Происхождение марийского народа 199; Szíj: Annales Universitatis Scientiarum Budapestinensis de R.E. 2: 53—5, 3 :67; ESK; Joki: MSFOu. 151:270; Mayrhofer: 3:292.
REDEI:Das mord. Wort dürfte ursprünglich ein Substantiv gewesen sein. Die adjektivische und adverbiale Bedeutung ist sekundär, vgl. mord. E jalgo, M jalga 'zu Fuß'~ finn. jalka 'Fuß'. Ung. hüvelyk 'Daumen', ostj. V köwǝl 'das Fell von den Pfoten der Pelztiere' und tscher. KB kawal 'Ferse' (Wichmann: FUF 11:205) gehören aus lautlichen Gründen nicht in diesen Zusammenhang. Das ostj. Wort s. unter *küps3 (*käpsä) 'Fell von den Pfoten, Beinen der (Pelz-) Tiere' FU. Das tscher. Wort kann wegen des a der ersten Silbe und wegen des inlautenden w nicht hier eingeordnet werden. Läpp. N gœeppel 'seal's flipper' (Wichmann: a.a.O) ist ein finn. Lehnwort (s. SKES unter kapala).