alb. dhī́ `Ziege' (G. Meyer BB. 8, 186, Pedersen KZ. 36, 320, 335; wohl aus *adhi, wie sii `Auge' aus asii);
lit. ožỹs (*āĝi̯os) `Ziegenbock', ožkà `Ziege', apr. wosee `Ziege', wosux `Ziegenbock';
ai. ajína-m `Fell';
lit. ožìnis `zum Ziegenbock gehörig', ožíena `Ziegenbockfleisch';
ksl. (j)azno (*azьno) `Haut, Leder'.
Wegen des Bedeutungsunterschiedes ganz fragliche Gleichung; keinen Einwand bietet freilich der nicht ausreichende Anklang von ἄρακος an ὄροβος ἐρέβινθος. Nichtverwandt trotz Fick II4 16, 17 sind gr. ἄρτος `Brot' (dunkler Herkunft, s. Boisacq 84), mir. arbar `Getreide' (s. *ar- `pflugen'), arān `Brot'.
Über ai. aryamán n. `Gastlichkeit', m. `Gastfreund', av. airyaman-, npers. ērmān `Gast', s. oben unter al-1.
Sollte W. Krause (Runeninschriften 539) richtig urnord. arjostēR N. Pl. `die Vornehmsten' lesen, so müßte allerdings ein urnord. *arjaR `vornehm' und ein idg. *ari̯o- angesetzt werden, das im Ai. lautlich mit einer Ableitung von arí- `Fremder' zusammengefallen wäre. Kelto-germ. PN Ario-vistus beweist allerdings nichts, da Ario- für *Hario- stehen könnte. Auch air. aire, airech `Freier' sind zweideutig, s. oben unter al-1.
Für den Ansatz arqu- (und nicht arqu̯-) würde sprechen russ. rakíta, čech. rokyta, serb. rokita usw. `Haarweide', wo *arqūta (Miklosich EWb. 226, Torbjörnsson BB. 20, 140) zugrunde liegt, und gr. ἄρκευθος `Wacholder', welches Wort mit Lidén IF. 18, 507 mit aller Wahrscheinlichkeit hierzu zu ziehen ist; dazu ἀρκευθίς `Wacholderbeere'. Allerdings nimmt Lidén Verwandtschaft mit gr. ἄρκυς `Netz' (s. Bezzenberger BB. 21, 285) an, wozu man unter ar-1, S. 61 vergleiche.
Eine andere Verbindung für gr. ἄρκευθος und russ. rakíta usw. sucht Endzelin KZ. 44, 59 ff., der richtiger lett. ẽrcis, ẽcis (*ẽrcis) `Wacholder' vergleicht; ferner ẽrcêties `sichquälen, grämen, streiten', ẽrceša `eine sehr zänkische Person'; lett. ẽrkš(k')is `Dornstrauch' wäre nach Endzelin Mischung von *erkīs und einer dem lit. erškė̃tis `Dornpflanze' wurzelhaftentsprechenden Form; gr. ἀρ- müßte dann Schwundstufe von *er- enthalten. S. unter erk-.
Ai. vádati `läßt die Stimme erschallen, redet' (Perf. ūdimá, Partiz. uditá-), vádanam `das Tönen, Reden, Mund', úditi-ḥ f. `Rede', vādayati `läßt ertönen, spielt (ein Musikinstrument), läßt sprechen', vāditram `musikalisches Instrument, Musik', vāda- `ertönen lassend, m. Laut, Ruf, Klang, Aussage, Wortstreit'; in der Dehnstufe und der Bed. vergleicht sich am nächsten aksl. vada `calumnia', vaditi `accusare';
nasaliert ai. vandate, -ti `lobt, preist, begrüßt mit Ehrfurcht', vandanam `Lob, Preis, ehrfurchtsvolle Begrüßung', vandāru- `lobend, preisend'; siehe noch Uhlenbeck Ai. Wb. unter vallakī `eine Art Laute', vallabha-ḥ `Günstling'.
Gr. γοδα̃ν [d. i. Fοδα̃ν] κλαίειν Hes., ̔Ησί()οδος `qui ἵησi Fόδαν, i. e. ἀοιδήν`, γοδόν [d. i. Fοδόν] γόητα Hes.; tiefstufig ὑδέω, ὕδω (von den Alexandrinern irgendwo hervorgeholt) `besinge, verherrliche', ὕδη φήμη, ᾠδη (Theognostos καν. 19, 26) (ὕμνος `Lied, Gesang' eher zum Hochzeitsruf ὑμήν: andere Deutungen verz. Walde LEWb.2 u. suō, Boisacq s. v., wieder anders Risch 50).
Lit. vadinù, vadìnti `rufen, nennen'.
au̯-ē-d- in ἀ()ηδών `Nachtigall' (ἀβηδόνα ἀηδόνα Hes., äol. ἀήδων und ἀήδω, die Tiefstufe ἀυδ- in αὐδή `Laut, Stimme, Sprache' (äol. αὔδω Sappho), αὐδάω `schreie, spreche', αὐδήεις, dor. αὐδά̄εις `mit menschlicher Stimme sprechend'.
au̯-ei-d- in ἀ()είδω (att. ᾄδω) `singe', ἀ()οιδή (att. ᾠδή) `Gesang', ἀοιδός `Sänger', ἀοίδιμος `besungen'. Anders Wackernagel KZ. 29, 151 f.
Toch. В watk-, AB wätk-, В yaitk- `befehlen'.
Thrak. (?) βριλών `Barbier'.
Lat. friō, -āre `zerreiben, zerbröckeln', fricō, -āre `reiben, abreiben' (von einem *fri-co-s `reibend, schabend'), refrīva faba `geschrotete Bohne', frīvolus (aus *frī-vo-s `zerrieben'), `zerbrechlich, wertlos, fade, nichtig'.
Mit frīvolus zu vergleichen ist cymr. briw `zerbrochen; Wunde'; briwo `zerbrechen, schädigen';
mit s-Erweiterung hierher gall.-lat. brīsāre `frangere', frz. briser usw. gallorom. *briscāre `gerinnen', schweiz. bretschi ds. (Wartburg), air. brissid `bricht' (vom Partiz. Pert. *bristo-), mir. bress f. `Lärm, Kampf', breissem ds., air. PN Bres-(u)al (*bristo-u̯alos), corn. mbret. bresel `Streit', bret. bresa `streiten', mir. brise `zerbrechlich', br. bresk ds.; vgl. die Parallelbildungen unter bhreus-2.
Hierzu wohl auch cymr. brwydr `Kampf', air. briathar `Wort' als *bhrei-trā `Streit, Wortstreit' (zu cymr. brwyd `zerrissen, durchlöhert'), vgl. lit. bárti `schelten', refl. `sich zanken', aksl. brati `kämpfen', s. bher-2.
Hierher vermutlich mndl. brīne, nndl. brijn, mengl. brīne, nengl. brine `Salzwasser, Salzlake' (vom scharfen Geschmack wie z. T. slav. bridъ).
Aksl. britva `Rasiermesser', russ.-ksl. briju, briti `scheren', bričь `Rasiermesser'; aksl. bridъ `δριμύς', russ.-mdartl. bridkój `scharf, kalt', skr. bridak `scharf, sauer'; aksl.brъselije `Scherben', russ.-ksl. brъselije, brъselъ `Scherbe' (urslav. also wahrscheinlich* brъselъ) als *bhri-d-selo-.
ĝ-Erw. bhrei-ĝ- vermutlich in lit. brė́žiu, brė́šti `kratzen', Iter. braiž-, -ýti ds., und aisl. brīk f. `Brett, niedrige Bretterwand, niedrige Band'; vgl. die mit *bhrei-ĝ- parallele ĝ-Erw. der einf. Wz. bher- in lett. beriu, berzu, berẑt `reiben, scheuern' und gr. φοργάνη ἡἀραιότης Неs. und die auf eine k-Erw. *bhrei-k- zurückführbare gr. φρίκες χάρακες Неs.; brė́šti nicht besser mit idg. b- zu ags. prica `Punkt', mnd. pricken, mhd. pfrecken `stechen' usw., neben welcher mit anderem Wzlausl. norw. mdartl. prisa `stechen, reizen', preima, preina `necken, reizen' usw. (über Alter und Herkunft dieser germ. Worte steht nichts fest).
Mit Formans t: lat. frōns, -tis m., jünger f. `Stirn'; aisl. brandr `acroteria navium et domuum' (*bhron-tó-); in der weiteren Bed. `Stock, Brett; Schwert' dagegen wohl aus *bhrondho- zu bherdh- `schneiden'.
Mit Formans d: ags. brant, aisl. brattr `hoch, steil' (*bhrondos), lett. bruôdin̨š `Dachfirst'.
bhren-q-: germ. *branha- in aschwed. brā-, nschwed. brå- `steil' in ON; aisl. bringa `Brust, Brustkorb, Brustbein bei Vögeln', nisl. bringr `kleiner Hügel'; lit. brankà `das Anschwellen', brankšóti, branksó́ti `starr hervorragen (von Knochen, Latten)'; ablaut. brìnkstu, brìnkti `schwellen'; slav. *bręknǫ, *bręknǫti in russ. nabrjáknutь `anschwellen' usw.
bhren-g- vielleicht in aisl. brekka (*brinkōn) `steiler Hügel', älter dän. brink, brank `steil', mengl. nengl. brink `Rand, Kante, Ufer', mnd. brink `Rand eines Ackers, Ackerrain, Anger', mndl. brinc, nndl. brink `Rand, Grasrand, Grasfeld'.
lit. brę́stu, bréndau, brę́sti `aufquellen, reifen', Partiz. bréndęs `reifend', brįstu, brìndau, brį́sti `quellen (z. B. von Erbsen)', brandà `Reife, Erntesegen', brandùs `körnig'; lett. briêstu, briêžu, briêst `quellen, schwellen, reifen', bruôžs `dick, stark'; apr. pobrendints `beschwert', sen brendekermnen `schwanger', d. i. `mit Fruchtleib';
slav. *brędъ in ačech. ja-břadek, apoln. ja-brząd `Zweig des Weinstocks' (daneben ein verschied. slav. *brědъ in kašub. břod `Obstbaum');
Beziehung zu bher- (bhren-) `hervorstehen' ist durchaus annehmhar;
toch. A pratsak, B pratsāk- `Brust'.
Ai. dhūmá-ḥ m. `Rauch, Dampf', dhūmāyati `raucht, dampft' = lat. fūmāre, formell auch = ahd. tūmōn `sich im Kreise drehen';
gr. θῡμός `Gemütswallung, Leidenschaft, Mut' (θῡμιάω noch rein sinnlich `rauche, räuchere'; θῡμάλ-ωψ `Kohlenmeiler', θυμικός `leidenschaftlich', θῡμαίνω `zürne' usw.);
lat. fūmus `Rauch, Dampf, Qualm, Brodem' (fūmāre s. oben);
lit. dū́mai Pl. `Rauch', lett. dũmi Pl., apr. dumis ds.;
aksl. dymъ `Rauch';
mit ŭ: mir. dumacha Pl. `Nebel' (nir. dumhach aus *dhumuko- `neblig, dunkel'); gr. θύμος, -ον `Thymian' (starkriechende Pflanze wie auch θύμβρα, θύμβρον `Satureja thymbra L.' s. Boisacq m. Lit.; nach Niedermann Gl. 19, 14 zu russ. dubrávka, dubróvka `Potentilla Tormentilla', dasnach Berneker 215 zu aksl. dǫmbъ `Eiche' [s. unten S. 264] gehört).
Lat. fimus `Mist, Dünger' (als *dhu̯-i-mos auf Grund von suffio, -īre erwachsen);
mit idg. ou: ahd. toum `Dampf, Dunst, Duft', as. dōmian `dampfen'.
Dazu Farbenadjektive der Bed. `rauchfarben, nebelgrau, düster': ai. dhūmrá- `rauchfarben, grau, braunrot, trüb (auch vom Verstand)', dhūmala- `rauchfarben, braunrot';
lit. dum̃blas `Schlamm, Moor auf dem Grund eines Teiches', lett. dubl'i `Schlamm, Kot' (vermutlich = ai. dhūmra-; vgl. aber unten S. 268 und Mühlenbach-Endzelin I 509), lett. dũmal'š `dunkelfarbig, braun', dũmaîns `rauchfarben', dumjš, fem. dumja `dunkelbraun, fahl, trüb (von den Augen), dumm', dumûksnis `Sumpf', dumbra zeme `schwarzes Moorland', dum̃bris, dum̃brs `Quelle, Moor, Morast' (vgl. Mühlenbach-Endzelin I 514; ausführlich über solche Moorbezeichnungen nach der Farbe Schulze Kl. Schr. 114);
vgl. mit dem Farbnamensuffix -no-: lett. dûńi, dùńas Pl. `Schlamm';
mit -ko-, bzw. von der Wurzelerw. mit -k-: lett. dûksne, dùkste `Sumpf, Pfuhl, Morast' :dũkans `Schweißfuchs, dunkelfarbig';
mit -g-: lett. duga `zäher Schleim, der auf dem Wasser schwimmt', dugains ûdens `unreines Wasser', d. uguns `dunkle, getrübte Flamme', dungans `Schweißfuchs' (wenn letzteres nicht aus*dumgans, vgl. bal̃gans `weißlich', salgans `süßlich');
mit -t- toch. В tute `gelb'?
Mit l-Formantien :
Ai. dhūli-, dhūlī f. `Staub, staubiger Erdboden, Blütenstaub', dhūlikā `Nebel', alb. dëlënjë `Wacholder' (als `Räucherholz', aus *dhūlīni̯o-), lat. fūlīgo `Ruß', mir. dūil `Wunsch, Begehr' (*Gemütswallung, wie θῡμός), lit. dū́lis m. `Räucherwerk zum Forttreiben der Bienen', dùlkė `Stäubchen', lett. dũlãjs, dũlẽjs `mehr rauchende als brennende Fackel zum Honigausnehmen'; lit. dul̃svas `rauchfarben, mausgrau'; ablautend russ. dúlo `Mündung (eines Gewehrs, einer Kanone'), dúlьce `Mundstück eines Blasinstruments' (usw., s. Berneker 237; erst slav. Ableitungen von duti `blasen').
Verba und einzelsprachliche Nominalbildungen:
ai. dhūnṓti (dhunōti, dhuváti) `schüttelt, bewegt hin und her, facht an', Fut. dhaviṣyati, Perf. dudhāva, Pass. dhūyáte, Partiz. dhutá-ḥ, dhūtá-ḥ `geschüttelt', mpers. dīt `Rauch'; ai. dhunāti `bewegt sich hin und her, schüttelt', Partiz. dhūnāna-, dhūni- f. `das Schütteln', dhūnayati `bewegt hin und her, schüttelt', dhavítram n. `Fächer, Wedel', dhavitavyà- `anzufächeln'; av. dvaidī `wir beide bedrängen'? (*du-vaidī); Kuiper Nasalpräs. 53 stellt hierher ai. dhvajati (Dhp. 7, 44), av. dvažaiti `flattert' (dazu ai. dhvajá-ḥ `Fahne') aus *dhu̯-eg- (?);
arm. de-dev-im `schwanke, schaukle' (vgl. das ebenfalls redupl. Intensiv dhvajá-ḥ ai. dō-dhavīti);
gr. θύ̄ω (ἔθῡσα), lesb. θυίω `stürme einher, brause, tobe, rauche' (*dhu-i̯ō, υ: aus θύ̄σω, ἔδῡσα, wie auch ū im ai. Pass. dhūyáte und anord. dȳja `schütteln' Neubildung ist; in der Bed. `rase' vielleicht aus *dhusi̯ō, s. dheu̯es-), θυάω, θυάζω ds., θύελλα `Sturm' (s. S. 269 unterdheu̯es-), ep. θύ̄νω `fahre einher, stürme daher' (*θυνω), θυνέω ds. (*θυνέω), θυ̃νος πόλεμος, ὁρμή, δρόμος Hes. Mit der Bed. `rauchen (Rauchopfer), riechen': θύ̄ω (θύ̄σω), τέθῠκα `opfere', θυσία `Opfer', θυ̃μα `Opfertier', θύος n. `Räucherwerk (daher lat. tūs), Opfergabe, Opfer' (davon θυεία `Mörser'? s. Boisacq m. Lit.), θυόεις, θυήεις `von Opferdampf oder Räucherwerk duftend', θύον `ein Baum, dessen Holz wegen seines Wohlgeruches verbrannt wurde', θυία, θύα `Thuya', θυηλή `Opfergabe' ( : ion. θυαλήματα : att. θῡλήματα, *θῠα- : *θυ:-, s. Bechtel Lex. 168 f., Boisacq s. v.), θῠμέλη `Opferstätte, Altar'.
Auf Grund der Bed. `(zusammen)wirbeln' θί̄ς, θῑνός `Sandhaufen, bes. Düne, Gestade, Sandbank, Haufen überhaupt', aus *θ-ῑν, gebildet wie ακτί̄ν-, γλωχί̄ν-, δελφί̄ν-, ὠδί̄ν-, vgl. gr. θίλα `Haufen' (Hes.), zur Bed. unten nhd. Düne; kaum mit Schwyzer Gr. Gr. I 5702 zu ai. dhíṣṇya- `auf einen Erdaufwurf aufgesetzt';
alb. geg. dêj, tosk. dënj `berausche', Med. `schwinde dahin, schmelze' (*deuni̯ō, vgl. got.dauns `Dunst'), dêjet `fließt, schmilzt';
lat. suf-fiō, -fīre `räuchern' (suffīmentum `Räucherwerk'; über fĭmus s. oben) aus *-dhu̯-ii̯ō, wie fio `werde' aus *bhu̯-ii̯ō, foeteo, -ēre `übel riechen, stinken' auf Grund eines Partiz. *dhu̯-oi-to-s (wie pūteō von *pūtos);
hierher (als *Aufgeschüttetes) gall., urir. Δου̃νον, latin. dūnum, air. n. s-St. dūn ( : lat. fūnus, s. S. 260) `Burg' (*Hügel), acymr. din (ncymr. dinas) ds.; air. dú(a)ë, arch. dóë `Wall' (*dhōu̯i̯o-); air. dumae m. `Hügel', gall. GN Dumiatis; auch air. dé f. Gen. dīad `Rauch', mir. dethach ds. (*dhu̯ii̯at-);
ags. dūn m. f. `Höhe, Berg', engl. down `Sandhügel, Düne', mnl. dūne, mnd. dǖne, daraus nhd.Düne; vgl. zur Bedeutung klr. vý-dma `Düne' zu slav. dъmǫ `blase'; hingegen ist germ. *tū-na- `Zaun, eingehegter Platz' (aisl. ags. tūn ds., `Stadt', nhd. Zaun) wohl kelt. Lw.;
anord. dȳja `schütteln' s. oben;
got. dauns f. `Geruch, Dunst' (*dhou-ni), anord. daunn m. `Gestank' (vgl alb. dej; über ahd. nhd. dunst s. unter der Wurzelform *dheu̯es-); anord. dūnn m. `Daune (daraus mnd. dūne, wovon wieder nhd. Daune; vgl. mndl. donst `Daunen, Staubmehl' = dt. Dunst; s. Falk-Тогp u. dun); as. dununga `deliramentum' (ŭ oder ū?); aisl. dūni `Feuer';
lit. dujà f. `Stäubchen', dujė `Daune'; dvỹlas `schwarz, schwarzköpfig, vom Rinde', ablaut. dùlas `fahlgrau';
slav. *dujǫ, *duti (z. B. russ. dúju, dutь) `blasen, wehen', ablautend *dyjǫ in sloven. díjem, díti `wehen, duften, leise atmen'; aksl. dunǫ dunǫti (*dhoun-) `blasen' (ablautend mit ai. dhū̆-nóti, -nāti, gr. θύ̄νω);
toch. A twe, В tweye `Staub'.
Vgl. noch das vielleicht ursprungsgleiche *dheu- `laufen, rinnen'.
Wurzelerweiterungen:
I. bh-Erw.: dheubh- `stieben, rauchen; neblig, verdunkelt, auch vom Geist und den Sinnen'.
Gr. τύφω (θυ̃ψαι, τῠφη̃ναι) `Rauch, Dampf, Qualm machen; langsam verbrennen, sengen; Pass. rauchen, qualmen, glimmen', m. τυ̃φος `Rauch, Dampf, Qualm; Benebelung, Torheit, dummer Stolz', τετῡφω̃σθαι `töricht, aufgeblasen, hoffärtig sein', τῡφω̃ς, -ω̃ oder -ω̃νος `Wirbelwind, Ungewitter', τῡφεδών, -όνος `verheerender Brand', τῡφεδανός, τῡφογέρων `geistesschwacher Alter'; τυφλός `blind, dunkel, blöde', τυφλόω `blende', τυφλώψ `blind', τυφλώσσω `werde blind'.
Air. dub (*dhubhu-) `schwarz', acymr. dub (*dheubh-), ncymr. du, acorn. duw, mcorn. du, bret. dū́ `schwarz', gall. Dubis `Le Doubs', d. i. `Schwarzwasser'; wohl auch mir. dobur `Wasser', cymr. dwfr, corn. dour (d. i. dowr), bret. dour (d. i. dur) ds., gall. Uerno-dubrum Flußname (`Erlenwasser') sind nach derselben Anschauung benannt; vielleicht sind aber die kelt. Worte mit idg. b anzusetzen und gehören zu dheub- `tief' (unten S. 268), da `tief' und `schwarz' leicht identisch sein können. So kann der pomerell. FlN Dbra (*dъbra) ebensogut mit lett. dubra, ksl.dъbrь identisch sein.
Got. daufs (-b-) `taub, verstockt', anord. daufr `taub, träge', ags. dēaf `taub', ahd. toup (-b-) `taub, stumpfsinnig, unsinnig', anord. deyfa, mhd. touben `betäuben, kraftlos machen', ablautend nd. duff `schwül (Luft), matt (Farbe), gedämpft (Laut)', ndl. dof, mhd. top `unsinnig, töricht, verrückt', ō-Verb: ahd. tobon, as. dovōn `wahnsinnig sein', ags. dofian `rasen', ē-Verb: ahd. tobēn, nhd. toben, sowie (als Partiz. eines st. V.) anord. dofinn `stumpf, schlaff, halbtot', wozu dofna `schlaff, schal werden'; anord. dupt n. `Staub', norw. duft, dyft f. ds., mhd. tuft, duft `Dunst, Nebel, Tau, Reif', ahd. tuft `Frost', nhd. Duft `feiner Geruch' (oder zur Wurzelf. dheup-, s. unten);
got. (hraiwa-)dūbō, anord. dūfa, ags. dūfe, ahd. tūba `Тaube' (nach der dunkeln Farbe).
Nasaliert got. dumbs, anord. dumbr, ags. dumb `stumm', ahd. tumb `stumm, dumm, unverständlich', as. dumb `einfältig'. Doch scheint ein *dhu-m-bhos `dunkel' auch durchs Slav. gestützt zu werden (s. unten).
Vielleicht (Berneker 215) aksl. dǫbъ `Eiche, dann Baum überhaupt' als `Baum mit dunkelm Kernholz' wie lat. rōbur. Dagegen kann bei lett. dumbra zeme `schwarzes Moorland' usw. b Einschublaut zwischen m und r sein, s. oben, ebenso bei lit. dum̃blas `Schlamm' (mhd. tümpfel, nhd. Tümpel, Prellwitz KZ. 42, 387, vielmehr zu nhd. tief, mnd. dumpelen `untertauchen', s.Schulze SBpr.Ak. 1910, 791 = Kl. Schr. 114).
Daneben dhūp- in: ai. dhūpa- m. `Rauch, Räucherwerk', ahd. tūvar, tūbar `wahnsinnig' (auch in Duft? s. oben).
2. dh-Erw.: dheu-dh- `durcheinanderwirbeln, schütteln, verwirren'.
Ai. dṓdhat- `erschütternd, ungestüm, tobend', dúdhi-, dudhra- `ungestüm', wohl auch dúdhita- (Beiwort von tamas `Finsternis') etwa `verworren, dicht';
gr. θύσσεται τινάσσεται Hes. (*θυθι̯εται), θύσανος `Troddel', hom. θυσσανόεις `mit Troddeln oder Fransen behangen' von *θυθι̯α (*dhudhi̯a = lett. duža `Bündel'), τευθίς, τευ̃θος, τευθός `Tintenfisch' (`das Wasser trübend, verwirrend');
germ. *dud-, geminiert *dutt- und *dudd-: dän. dude, älter dudde `Taumellolch' (aber über isl. doðna `gefühllos werden' s. oben S. 260), nd. dudendop, -hop `schläfriger Mensch', afries. dud `Betäubung', norw. dudra `zittern', ags. dydrian `täuschen'; mit -dd-: engl. dial. dudder `verwirren', dodder `zittern, wackeln', engl. dodder `briza media, Zittergras'; mit -tt-: mndl.dotten, dutten `verrückt sein', mnd. vordutten `verwirren', mhd. vertutzen, betützen `betaubt werden, außer Fassung geraten', isl. dotta `vor Müdigkeit nicken';
ähnlich, auf Grund von *dhu̯edh-: ostfries. dwatje `albernes Mädchen', dwatsk `einfältig, verschroben', jütisch dvot `an der Drehkrankheit leidend'.
Mit dem Begriff des wirren Gerankes schwed. dodra, mhd. toter m. `Dotterkraut, cuscuta', mengl. doder, nengl. dodder `Flachsseide', ndl. (vlas)-doddre ds. Nach Falk-Torp u. dodder wäre das Wort als Bezeichnung für gewisse Pflanzen mit gelben Blüten auf den Eidotter übertragen: as. dodro, ahd. totoro, ags. dydring `Ei-dotter' (-ing beweise die Ableitung von Pflanzennamen); eher ist dafür `Klumpen' = `dicke Masse' im Gegensatz zum zerfließenden Eiweiß die vermittelnde Bed. gewesen (Persson) oder vgl. norw. dudra `zittern' das elastische Zittern dieses gallertartig wippenden Kerns; vgl. aisl. doðr-kvisa `ein Vogel'.
3. k-Erw.: dhu̯ēk-, dhū̆k- und dheuk-:
Ai. dhukṣatē, dhukṣayati mit sam- `facht (bläst) das Feuer an, zündet an, belebt', dhūka- m. (unbelegt) `Wind';
lit. dvė̃kti, dvėkúoti, dvėkterėti `atmen, keuchen', dvõkti `stinken', dvãkas `Hauch, Atem', dùksas `Seufzer', dūkstù, dū̃kti `rasend werden, rasen', dū̃kis `Raserei', lett. dùcu, dùkt `brausen, tosen', ducu, ducêt it. `brausen', dūku (*dunku), duku, dukt `matt werden'; Farbbezeichnungen wie lett. dũkans `dunkelfarbig' (s. oben) schlagen vermutlich die Brücke zu:
ahd. tugot `variatur', tougan `dunkel, verborgen, geheimnisvoll, wunderbar', n. `Geheimnis, Wundertat', as. dōgalnussi `Geheimnis, Schlupfwinkel', ags. dēagol, dīegle `heimlich', ahd.tougal `dunkel, verborgen, geheim'; auch ags. dēag f. `Farbe, fucus', dēagian `färben', engl. dye.
4. l-Erw.: dh(e)u̯el- (vgl. dazu oben die l-Nomina wie ai. dhūli-) `aufwirbeln, trüben (Wasser, den Verstand); trübe, dunkel, geistig schwach'.
Gr. θολός `Schlamm, Schmutz, bes. von trübem Wasser, der dunkle Saft des Tintenfisches' (= got. dwals), Adj. `trübe', θολόω `trübe', θολερός `schlammig, trübe, verfinstert; verwirrt, betört';
Δύαλος, Name des Dionysos bei den Paionen (Hes.) `der Rasende', illyr. Δευάδαι οἱ Σάτ[υρ]οιὑπ' `Iλλυριω̃ν (Hes.);
air. dall `blind', clūas-dall `taub' (`gehörblind'), cymr. corn. bret. dall `blind' (über *du̯allos < *du̯l̥los aus *dhu̯l̥no-s);
got. dwals `einfältig', anord. dvala f. `Zögerung'; ablautend as. ags. dol `albern, töricht', ahd. tol, tulisc `töricht, unsinnig', nhd. toll, engl. dull `dumm, fade, matt (auch von Farben)', anord. dul f. `Verhehlen, Einbildung, Hochmut', dylja `verneinen, verhehlen' und andererseits anord. dø̄lskr (*dwōliska-) `töricht'; as. fardwelan st. V. `versäumen', afries. dwilith `irrt'; ags. Partiz. gedwolen `verkehrt, irrig', ahd. gitweɫan `betäubt sein, säumen', anord.dulinn `eingebildet'; Kaus. anord. dvelja `aufhalten, verzögern', as. bidwellian `aufhalten, hindern', ags. dwelian `irreführen', ahd. *twaljan, twallen, mhd. twel(l)en `aufhalten, verzögern'; anord. dvǫl f. `Verzögerung', ags. dwala m. `Verirrung', ahd. gitwolo `Betörung, Ketzerei'; got. dwalmōn `töricht, wahnsinnig sein', ags. dwolma, as. dwalm `Betäubung', ahd. twalm `Betäubung, betäubender Dunst, Qualm', anord. dylminn `gedankenlos, leichtsinnig', dän. dulme `schlummern'.
5. n-Erw. : dhu̯en(ǝ)- `stieben, heftig bewegt sein; wirbelnder Rauch, Nebel, Wolke; benebelt = dunkel, auch von der Verdunkelung des Bewußtseins, dem Sterben'.
Ai. ádhvanīt `er erlosch, schwand' (vom Zorn, eigentlich `verdunstete, zerstob'), Kaus.dhvā̆nayati `verdunkelt', Partiz. dhvāntá- `dunkel', n. `Dunkel';
av. dvan- mit Präverbien `fliegen' (apa-dvąsaiti `macht sich auf zum Davonfliegen', upa-dvąsaiti `kommt herzugeflogen', Kaus. us-dvąnayat̃ `er lasse in die Höhe fliegen'); dvąnman- n. `Wolke', aipi-dvąnara- `wolkig, neblig', dunman- `Nebel, Wolke';
gr. θάνατος `Tod', θνητός `sterblich' (*dhu̯enǝtos und *dhu̯n̥̄tós), dor. θνά̄σκω `sterbe', nach den Präs. auf -ίσκω umgebildet att. ἀποθνῄσκω (-θανου̃μαι, -θανει̃ν), lesb. θναίσκω ds. (Schwyzer Gr. Gr. I 362, 709, 770);
lett. dvans, dvanums `Dunst, Dampf', dviñga `Dunst, Kohlendampf' (Mühlenbach-Endzelin I 546).
6. r-Erw.: dheu̯er- (dhu̯er-, dheur-) `wirbeln, stürmen, eilen; Wirbel = Schwindel, Torheit'.
Ai. (unbelegt) dhōraṇa- n. `Trab', dhōrati `trabt' (= sl. dur-, s. unten); vielleicht dhurā́ Adv. `gewaltsam'; dhāṭī `Überfall, nächtlicher Überfall', wenn mind. Entw. aus *dhvārtī `Heranstürmen';
vielleicht gr. ἀ-θύ̄ρω (*ἀ- = n̥ `in' + *θυρι̯ω) `spiele, belustige mich', ἄθυρμα `Spiel, Spielzeug; Schmuck, Putzsachen' (wenn `spielen' aus `springen');
lit. padùrmai Adv. `mit Ungestüm, stürmisch', apr. dūrai Nom. Pl. `scheu';
russ. durь `Torheit, Albernheit, Eigensinn', durě́tь, `den Verstand verlieren', durítь `Possen treiben', durák `Narr', dúra `Närrin', durnój `schlecht, häßlich, übel', dial. `unvernünftig, wütend', durníca `Bilsenkraut, Taumellolch', klr. dur, dura `Betäubung, Taumel, Narrheit', serb. dûrīm, dúriti se `aufbrausen' usw.;
toch. A taur, В tor `Staub'?
gr. βυθός, ion. βυσσός m. `Tiefe (des Meeres)', wohl umgestellt aus *dhub-;
nach Jokl (Eberts RL. 13, 286 f.) hierher die thrak. ON Δόβηρος (*dhubēr-), Δέβρη (*dheubrā);
illyr. δύβρις θάλασσα (Kretschmer Gl. 22, 216), auch in den tosk. FlN Tubra, Drove usw. (Pokorny Urillyrier 99);
air. domain, fu-dumain, cymr. dwfn, corn. down, bret. doun (d. i. dun) `tief (*dhubni-), gall. dubno-, dumno- `Welt' (Dubno-rīx eig. `Weltkönig'), air. domun ds., acymr. annwf(y)n, ncymr. annwn `das Götter- und Totenreich' (*an-duƀno- eig. `Un-, Außenwelt' wie aisl. ūt-garðr); s. auch unten S. 268 slav. *dъbno;
got. diups, aisl. diūpr, ags. dēop, as. diop, ahd. tiof `tief'; got. daupjan, ags. dīepan, as. dōpian, ahd. toufen `taufen' (eig. `untertauchen'), aisl. deypa `tauchen'; mit -pp-: norw. duppa `untertauchen' und die j-Bildung, ags. dyppan `tauchen; taufen', ndd. düppen, ahd.tupfen `lavare'; mit gemin. Spirans faer. duffa `schaukeln' (vom Kahn); mit gemin. Media norw. dubba `sich bücken', dobbe `sumpfiges Land' (vgl. Wissmann Nom. postverb. 170, 186); nasaliert norw. dump m. `Vertiefung in der Erde', dän. dial. dump `Höhlung, Niederung', engl. dump `tiefes, mit Wasser gefülltes Loch', ahd. tum(p)filo `Strudel', mhd. tümpfel, nhd. (aus dem Ndd.) Tümpel `tiefe Stelle im fließenden oder stehenden Wasser; Lache', engl. dimple `Wangengrübchen', ndl. domp(el)en `tauchen, versenken';
lit. dubùs `tief, hohl', dazu die FlN Dùbė, Dubingà und Dubýsa (= cymr. FlN Dyfi aus *Dubīsā, Pokorny Urillyrier 46 f.), dùgnas `Boden' (wohl wegen lett. dibens aus *dùbnas = slav. *dъbno, gall. dubno-; s. die Lit. bei Berneker 245 f.); auch der FlN wruss. Dubna (= lett. Dybnòja) `der tiefe Fluß' und die аpr. ON Dum(p)nis, Dubna zeigen noch bn; dumbù, dùbti `hohl werden, einsinken', daubà, dauburỹs `Schlucht', dúobti `aushöhlen', duobė̃ `Höhle' (lett. duôbs, duôbjš `tief, hohl', dùobe `Grube, Grab' mit uo aus ōu?), dubuõ, -eñs `Becken', duburỹs, dūburỹs, dubur̃kis `Grube voll Wasser, Loch, Tümpel', nas. dumburỹs `tiefes, mit Wasser gefülltes Loch', dum̃blas `Schlamm, Morast' (doch s. oben S. 261); lett. dubęns (neben dibęns) `Grund, Boden' (vgl. Mühlenbach-Endzelin I 465 u. 509), dubt `hohl werden, einsinken', dubl'i Pl. m. `Kot, Morast'; apr. padaubis `Tal' und daubo f. `Grund' (vgl. oben S. 249);
abg. dъbrь (und daraus dъbrъ) `φάραγξ, Schlucht' (: lett. dubra `Pfütze'); ksl. dъno (*dъbno) `Grund, Boden'; über den FlN pomerell. Dbra s. S. 264.
Formen auf -p:
ahd. tobal, mhd. tobel `enges Tal', nhd. Tobel; aschwed. dūva wohl st. V. `tauchen', aisl. dūfa `niederdrücken', dȳfa, deyfa `tauchen', ags. dīefan, dūfan ds., engl. dive, mnd. bedūven `überschüttet, bedeckt werden', bedoven `niedergesunken';
slav. *dupa f. in sloven. dúpa `Erdhöhle', čech. doupa `Loch', abg. dupina `Höhle', mbg. russ.-ksl. dupl'ь `hohl, leicht', russ. dupɫó n. `Höhlung im Baumstamm', skr. dȕpe, Gen. -eta `Hinterer', dúplja `Baumhöhle', alt dupan `Höhle' usw.; ablaut. poln. dziupɫo n., dziupla f. `Baumloch' usw.
Ob hierher als *dheu-g-: germ. *dū̆-k-, *du-kk- `tauchen, sich ducken'?
gr. γελάω, ἐγέλα(σ)σα `lachen', γελαστός `lächerlich', dor. (Pind.) γελᾱνής `lachend, fröhlich' (*γελασ-νής auf Grund von *γέλας, n. zu m. γέλως, ursprüngl. s-Stamm wie κρέας, idg. *ĝele-s, äol. zu γέλος n. umgebildet), γέλως, -ωτος, Akk. γέλω m. `Gelächter' (wohl nach γελάω umgefärbtes *γαλώς = arm. caɫr ds.); γελει̃ν λάμπειν, ἀνθει̃ν Hes.; mit Reduktionsstufe der 1. Silbe Γαλα-τεία Nereidenname (?), γαληνός `heiter, ruhig' (*γαλασνός), γαλήνη (äol. hochstufig γέλᾱνα) `Heiterkeit, Meeresstille';
mit Schwundstufe der 1. Silbe γλη̃-νος n. Prachtstück', γλήνη `Augenstern'.
ĝlǝi- in γλαινοί τὰ λαμπρύσματα Hes., zunächst zu ahd. kleini `glänzend, zierlich, fein' (nhd. klein, in älterer Bed. noch in Kleinod und schweiz. chlein und chlīn, mit unerklärtem ī), ags. clǣne `rein', engl. clean;
mit Formans -u̯o-: ἀγλα[]ός `hell herrlich' (*ἀγα-γλαός?), ἀγλαΐα `Glanz Pracht' (hierher auch ἀγάλλω `verherrliche schmücke, Med. sich zieren, freuen', mit ἀ- == n̥ `ἐν'? Ein anderer Versuch bei Boisacq 5);
über ags. clǣnе `rein', ahd. kleini `glänzend' s. oben;
die keltischen und baltoslav. Farbadjektiva air. gel `leuchtend, weiß', glan `rein', lit.gel̃tas `gelb, blond' usw. möchte ich wegen der germ. Parallelen lieber zur Farbwurzel ĝhel-stellen (s. dort); nur wenn galbus echt lat. wäre, müßte es samt lit. gul̃bis usw. hierher gestellt werden.
slav. *globiti in poln. wy-gɫobić (*globh-), imperfektiv -gɫabiać `aushöhlen', sloven. glǫ́b-am (-ljem), -ati `aushöhlen; auswetzen; nagen', bulg. glob m. `Augenhöhle'; russ. globà `Querbalken, lange Stange', Iterativ serb. glȁb-âm, -ati (*gḷbh-) `nagen'; hierher vielleicht nach Machek (Slavia 16, 199 f.) als nasalierte Form abg. glǫbokъ `tief' und mit expressivem ch- abg. chlębь f. `Tiefe, Abgrund'.
Neben diesen an sich auf idg. *glā̆̆bh- oder auf idg. *globh- : gl̥bh- zurückführbaren Worten steht ein damit unter *gelebh-, gelobh- vereinbares *gelbh-, *golbh- in aksl. žlěbъ, russ. žolob usw. `Krippe, Rinne', russ. želobítь, sloven. žlę̇biti `auskehlen',
und gallorom. gulbia f. `Hohlmeißel', air. gulban (*gulbīno-) `Stachel, Schnabel', abret. golbina `rostratam', acymr. gilb `foratorium', gilbin `acumine', ncymr. gylf, -in, -ant `Schnabel', acorn. geluin `rostrum' (idg. *golbh-).
gr. γαλέη (*gelei̯-ā, ursprüngl. `die mausartige'?) `Wiesel, Marder', woraus entlehnt lat. galea ursprüngl. `*Haube aus Wieselfell', dann `Lederhelm; Haube auf dem Kopf afrikanischer Hühner' (auch galērus `Pelzkappe, Perücke' ist einem unbelegten gr. *γαληρός entlehnt); zu γαλέη auch γαλιάγκων (γαλι- = ai. giri-), ferner γαληόψις, γαλεόβδολον `Taubnessel', eigentlich `Wieselauge', wohl auch γάλιον ds.;
lat. glīs, glīris `Haselmaus, Bilchmaus, Siebenschläfer' (diese Flexion vermutlich nach mūs, mūris); rom. auch *glēre, vgl. frz. loir neben liron.
lat. glōs, glōris `Mannes Schwester, Frau des Bruders' (*ĝlō[u]s);
spätksl. zъlъva, ačech. zelva, serb. zȁova, russ. zoɫóvka `Mannes Schwester';
vielleicht auch arm. tal `Mannes Schwester' (für *cal nach taigr `Mannes Bruder').
Daß phryg. γέλαρος ἀδελφου̃ γυνή Hes., auch γάλλαρος, hierher gehört, ist höchst fraglich; ob für *γελαος verschrieben?
Nach Jokl EbertsRL. X 142b wäre der nichtpalatale Guttural durch Einfluß des ɫ bedingt, worauf auch poln. żeɫw, żoɫwica (*geluu̯ā) neben zeɫw, zoɫwica (*ĝeluu̯ā) `Schwester des Mannes' hinweisen sollen; vgl. jedoch das unter ĝhel- über bslav. gel- `gelb' Ausgeführte.
Ein gr. kons. St. *γάλω[u̯]-ς hat Übertritt (nur der Kasus obliqui) in die o-Dekl. erfahren; im Slav. liegt ein alter ū-Stamm zьly, Gen. zъlъve, vor, der mit lat. glōs verglichen werden könnte.
Gr. δέννος `Beschimpfung, Schande' (*gʷendhno-); nach Kuiper Nasalpräs. 65 hierher φθόνος m. `Neid' (Präs. *φθένω aus *gʷdh-en-);
über mhd. quetsen, quetschen `schlagen, stoßen, quetschen' s. Kluge s. v. quetschen;
lit. gendù, gésti `Schaden nehmen, verderben, zugrunde gehen', gadinù, gadìnti `verderben, beschädigen, stören', pagadas `Verderben', lett. ǵinstu, ǵint `zugrunde gehen'.
hieran erinnern formell lit. gíedu und gíestu, giedóti `singen, krähen', usw., die zu der nur in den Satem-Sprachen belegten Wurzel *gēi- `singen' gehören (s. dort); ist der nicht zusammenstimmenden Bedeutung wegen zweifelhaft.
anord. kvē f. `Pferch, enge eingefriedete Passage', kvīa `einpferchen'.
Ai. jīvātu-ḥ `Leben' (s. unten), gáya-ḥ `Haus, Hof, Hauswesen' (s. unten);
av. jiɣaēsa `du sollst leben' (2. Sg. Präs. Med., oder themat. 2. Sg. Opt. für *jigāyaēša); jījišǝnti (ursprüngl. Desiderativ) `sie erquicken, nähren', jaya- m. `Anregung'; gayō m. `Leben, Lebenszeit, Lebensführung' (= ai. gáya-ḥ `Haus und Hof, Hauswesen' = russ. goj `Friede; Heil!'); av. gaēɵā, apers. gaiɵā `Wesen, Haus und Hof';
arm. keam `lebe' (*gʷiyā-ye-mi); Meillet Esquisse 110, 176.
gr. hom. βέομαι `ich werde leben' (*βει̯εσομαι; Schwyzer Gr. Gr. I 780, 7881);
lit. gajùs `leicht heilend'; lit. gyjù, gýti (*gīti-) `aufleben, sich erholen, heil werden' (dazu į-gýti- `erlangen', eigentlich `sich hineinleben'), lett. dzît `heilen; heil werden', gýdau `heile', lett. dziêdêt `heilen' (Mühlenbach-Endzelin I 559), aksl. žiti `leben' (Präs. živǫ s. unten); dazu aksl. žitь `Leben' (*gʷītis), pa-žitь `νομή, χόρτος, λειμών';
slav. *gojь `das Leben' (*gʷoi̯o-s) in aruss. goj `Friede', alt skr. gôj ds., ačech. hoj `Fülle' (: ai. gáya-ḥ), Kausativ slav. *gojiti `leben machen', skr. gòjiti `pflegen, mästen', usw.;
toch. В śai- `leben', Van Windekens Lexique 127.
*gʷi̯ō- in:
av. -jyāiti- f. (in Kompositis) `Leben', jyātuš Gen., jyātum Akk. `Leben' (im Ai. wurde dies *jyā-tu-ḥ nach jīvati zu jīvā́tu-ḥ);
ep. ion. ζώω, gort. δώω `lebe' (aus *ζω-ι̯ω, idg. *gʷi̯ō-i̯ō), Aor. ἐβίων (*gʷii̯ō-m mit vokal. i, das vermutlich durch βιόω gestützt wurde), att. ζω̃, ζῃ̃ς, ζῃ̃ (*ζηι̯ει, idg. *gʷi̯ē-), ζωός `lebendig', ζώη `Leben', ζῳ̃ον `Tier'; gr. ὑγιής `gesund' (*su-gʷii̯ēs `wohllebend');
*gʷī- (außer in baltosl. *gīti-, s. oben) in av. yavaē-jī- `fortwährend lebend', av. jīti- f. `Leben', ai. jīrá- `lebhaft, rasch', av. jīra- `lebhaft von Verstand, schlau'; apr. geits `Brot', aksl. žito `Getreide'.
*gʷĭ- in kelt. *bitu-, air. bith (Gen. betho), cymr. byd, bret. bed `Welt', gall. Bitu-rīges, d. i. `Leute des Weltkönigs' (vgl. die ähnliche Bed. von av. gaēɵā); daneben hochstufiges idg. *gʷeito- in cymr. bwyd `essen', acorn. buit `Speise', abret. boitolion `esciferis', nbret. boed `Nahrung'; das zweisilb. air. biad, Gen. biid `Nahrung, Speise' (altes *biveto-m).
Mit idg. g-Suffix (gʷī̆g-): ahd. quëh und quëk, Gen. quëckes `lebendig', nhd. keck, schweiz. check `stark, fest' (kk aus einer Form mit kw wie mhd. quicken `erquicken'), ags. cwicu, cucu `lebendig', anord. kvikr, kykr (Akk. kykkvan) `lebendig', auch nhd. Quecke, ags. cwice `Hundegras' (von der außerordentlichen Lebens- und Keimkraft der Pflanze);
lett. dzîga `Leben' (wie dzîve ds.), dzîguôt `leben' (wie dzîvuôt ds.).
Lat. vigēre `lebenskräftig sein' von vegēre zu trennen, scheint unberechtigt. Wood KZ. 45, 68 reiht an nord. kvikr usw. auch viele germ. Worte für lebhafte Bewegung aller Art an, so außer anord. kveikja `beleben, anzünden', mit anderen Weiterbildungen ags. cwiferlīce Adv. `eifrig', engl. quiver `lebhaft, hurtig', fries. kwistern `wedeln, schwänzeln', kwispeln `sich rasch und unruhig hin und her bewegen', schwed. dial. kvīd `werfen', jüt. kwīðǝr `munter'.
B. von *gʷi̯ōu-, gʷīu̯-:
mit ī: ai. jīvá- `lebendig, m. Leben', apers. jīva-, av. jva- (d. i. jīva-) `lebendig' = lat.vīvus ds., osk. bivus Pl. `vivi', cymr. biw, corn. biw `Hornvieh' (`*Lebendvieh'), lit. gývas, lett. dzîvs, aksl. živъ `lebendig';
mit ĭ: gr. βίος `Leben' (*gʷi-u̯-os), got. qius `lebendig' (gaqiunan `ἀναζη̃ν'), air, biu, beo, cymr. byw, bret. beo, corn. byw, bew `lebendig' (davon kelt. *bivo-tūt-s in air. bethu, Gen. bethad = cymr. bywyd `Leben');
mit k-Suffix: lat. vīvāx `lebenskräftig, langlebig', bildungsähnlich mit lit. gyvókas `lebendig', entfernter ai. jīvaka- ds.;
mit t-Suffix: 1. mit ī: ai. jīvita-m ` Leben, Lebewesen usw.', lit. gyvatà `Leben, Lebensunterhalt, Bauerngut' = lat. vīta `Leben' (*gʷīu̯otā) und aksl. životъ m. `Leben', ai. jīvatha-ḥ;
2. mit ĭ: βιοτή, masc. βίοτος; `Lebensatem usw.';
mit oi: lit. gaivùs `munter, lebendig';
verbale Ableitung: ai. jī́vati, av. jvaiti (d. i. jīvaiti) `lebt', ap. jīvā `lebe!' = lat.vivō, aksl. živǫ `lebe' (Inf. žiti s. oben), erweitert lit. gyvenù `lebe'; ai. jinvati, prá-jinōṣi `lebendig sein, sich erregen; anregen, beleben, erquicken'.
gr. κέντρων `Rock aus Lumpen, Flickpoem' ist Bedeutungslehnw. aus dem Lat.;
lat. centō `aus Lappen zusammengenähtes Kleid oder Decke, Flickwerk';
ohne Nasal ahd. hadara f. `Lappen, Lumpen' (*haþrō, idg. *kotrā), nhd. Hadern; dazu mit l-Ableitung mhd. Hadel, ablaut. nhd. dial. Hudel, davon hudeln `schmieren'.
air. cinteir (lat. Lw.) `calcar', cymr. cethr `Nagel', corn. kenter ds., bret. kentr `Sporn' (Entlehnung aller aus lat. centrum `κέντρον', Pedersen KG. I 198, ist kaum erweislich, aber wahrscheinlich; Vendryes Mél. Saussure 319 läßt nur das ir. Wort aus dem Brit. stammen);
ahd. hantag `spitz'; got. handugs `weise', anord. hannarr `kunstfertig, klug' aus *hanþara-, eigentlich `scharfsinnig'?;
lett. sīts (= lit. *šiñtas) `Jagdspieß'.
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