Ahd. ano, mhd. ane, an, ene, nhd. Ahn `Großvater, Urgroßvater, Ahn'; ahd. ana, mhd. ane `Großmutter, Urgroßmutter, Ahne'. Deminutivbildungen sind: altn. Āli (*anilo), ags. Anela, ahd. Anelo Personennamen; mhd. enel `Großvater, Enkel'. Ferner ahd.eninchil, mhd. enichlīn, nhd. Enkel (`der kleine Ahn'). Bei den Indogermanen wurde der Enkel als Abbild oder Ersatz des Großvaters betrachtet; vgl. gr. ᾽Αντίπατρος. Gegen diese von W. Schulze KZ. 40, 409 f. = Kl. Schr. 67 f. vertretene Ansicht wendet Hermann, Nachr. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Phil.-hist. Klasse 1918, 215 f., ein, daß bayr. enl, änl, österr. ǣnl, ānl usw. die Bedeutung `Großväterchen' und `Enkel' tragen und man es hier mit der gleichen Erscheinung zu tun hat wie bei nhd. Vetter (ursprüngl. `des Vaters Bruder', dann auch `des Bruders Sohn'); die Anrede wird vom Großvater an den Enkel zurückgegeben. Diese ältere Auffassung (vgl. die Literatur bei Hermann aaO.) ist beachtenswert.
Preuß. ane `alte Mutter'; lit. anýta `Schwiegermutter'.
Hitt. an-na-aš `Mutter'; ḫa-an-na-aš (ḫannaš) `Großmutter', lyk. χñ̃na ds.
Wohl mit Recht stellt M. E. Schmidt KZ. 47, 189 arm. aner `Vater der Frau' hierzu. Es liegt eine ähnliche Bildung vor wie in lat. matertera `Mutterschwester', cymr. ewythr `Oheim', acorn. euitor; bret. eontr (urkelt. *aventro-, s. Pedersen Kelt. Gr. I 55). *anero- hätte die ursprüngliche Bedeutung `etwas wie der Ahn'.
Unsicher ist ahd. hevianna, woraus umgebildet mhd. hebamme. Da ahd.*anna `Weib' nicht zu belegen ist, nimmt Kluge11 238 Entstehung aus *hafjan(d)jō `die Hebende' an, woraus die späteren Umdeutungen entstanden seien. Doch vgl. PBB. 30, 250.
gr. ἀρόω (ἤροσα, ἄροτος) `pflüge, ackere', ἀρότης, ἀροτήρ `Pflüger', ἄροτρον `Pflug'; mit ursprünglicher Vokalisierung der 2. Silbe herakl. αρά̄ςοντι, gortyn. ἄρατρον. ἀρόω usw. setzt nach Persson Beitr. 669 ein idg. *aro- neben *arǝ- voraus (vgl. toch. āre), oder trat an Stelle von ἀράω gleichzeitig mit der Umbildung vieler faktitiver Denominative auf -άω zu solchen auf -όω nach den daneben liegenden o-Nomina, unter besonderem Einfluß von νεόω `Land neu umpflügen'.
lat. arō, -āre `pflügen, ackern' (für älteres *arǝ-mi), arātor `Pflüger', arātrum `Pflug' (-ā- für *-ă- nach arāre);
mir. airim `pflüge', cymr. arddu (aus *arj-) `pflügen', arddwr `Pflüger', mir. ar n. `Ackerland', cymr. ar f. ds., mir. ar-án `Brot', arathar (*arǝtrom), cymr. aradr, corn. aradar, mbret. arazr, nbret. arar `Pflug'; mir. airem (*ari̯omō), Gen. aireman `Pflüger', auch PN Airem-ón;
got. arjan, anord. erja, ags. as. erian, ahd. erran, mhd. ern `pflügen, ackern', anord. arđr `Pflug', ahd. art `gepflügtes Land', ags. earđ, ierđ f. `gepflügtes Land, Ertrag' (s. auch unter *ar- `fügen' über nhd. Art), mhd. arl, nhd. Arl, Arling `Pflug' (ob Lehnwort aus slav. *ordlo? echt germ. nach Meringer IF. 17, 121);
lit. ariù, árti `pflügen', árklas (*arǝ-tlom) `Pflug', arklỹs `Pferd' (als `Pflugtier'); artójas `Pflüger' (*arǝ-tāi̯a-), apr. artoys `Ackersmann' (mit sekundärer Dehnstufe lit. orė̃ `Pflügezeit', vgl. gr. πολύηρος πολυάρουρος Hes.), lett. ar'u `pflüge', ara, āre `Ackerland'; lit. armenà `oberflächlich gepflügte Erdschicht';
aksl. orjǫ, orati `pflügen'; ralo (serb. rȁlo, poln. radɫo) `Pflug' (*ar(ǝ)-dhlom: lit.árklas), ratajь `Pflüger'; über slav. *ora- s. Trautmannn 13;
toch AB āre `Pflug'. Hierzu gehört:
ar(ǝ)u̯-:
Arm. haravunk` `Ackerland' (Scheftelowitz BB. 29, 58), lat. arvus, -a, -um `zum Pflügen bestimmt, Acker, Saat', bes. arvum `Saatgefilde, Flur', umbr. arvam-en `in arvum' (= dem lat. fem. arvas A. Pl.), ar(u)via `Feldfrüchte'; mir. arbor (*aru̯r̥) `Getreide', Dat. arbaim, Gen. (schon air.) arbe (*aru̯ens), Pl. N. A. arbanna (r/n-St.: Stokes KZ. 37, 254, Pedersen KG. I 63, II 106; davon airmnech `der Mann, der viel Getreide besitzt', Corrnac's Gl., mit -mn- = -vn-, Stokes KZ. 38, 458); gr. ἄρουρα `Ackerland' (formell noch nicht klar; wohl nach Benveniste Norns 113 aus *ἀρο-ρᾱ, Erweiterung von ἀρο-αρ aus *aro-u̯r̥, vgl. mir. arbor. Unglauhhaft Otrębski KZ. 66, 78).
Die durch ihr altes e- abweichenden cymr. erw f. `Feld', Pl. erwi, er-wydd, corn. erw, ereu ds., abret. mbret. eru, nbret. ero `Furche' gehören dagegen zu ahd. ero `Erde', gr. ἔρα, arm. erkir `Erde' (für letzteres vermutet Pedersen KZ. 38, 197 ebenfalls ein *eru̯- als Grundlage), mögen aber die Anwendung für bebautes Feld von einem *ar(ǝ)u̯o- übernommen haben.
Aus dem Mangel arischer Entsprechungen darf nicht gegen die Bekanntschaft mit dem Pflug in indogermanischer Urzeit geschlossen werden.
Nach Specht KZ. 68, 422 weiterhin zur Wz. *erǝ- (er-5) `zertrennen' als `den Boden aufreißen'?
Wie gr. ψ-ιλός wahrscheinlich zu bhes- `abreiben, abscheuern' (und `zerreiben'), also ursprgl. von kahlgewetzten Stellen, vgl. Kretschmer KZ. 31, 414.
Fern bleibt gall. brāca `Hose'; s. unter bhreĝ-1 `brechen'.
neuphryg. βρατερε `frātrī'; mys.-phryg. braterais = φράτραις?,
gr. φρήτηρ (ion.) ἀδελφός Hes., att. φρά̄τηρ, φρά̄τωρ `Mitglied einer φρατρία (Sippe, Brüderschaft)';
ven. vhraterei `frātrī';
lat. frāter `Bruder', osk. fratrúm, umbr. fratrum, fratrom `frātrum' usw. umher späteslat. frātruēɫis s. WH. I 542);
air. brāth(a)ir `Bruder, Angehöriger der Großfamilie', cymr. sg. brawd, brodyr, acorn. broder, mbret. breuzr, nbret. breur, Pl. breudeur ds.;
got. brōþar, aisl. brōðir, ahd. bruoder, ags. brōþor `Bruder'; Kurzformen dazu ahd. MN Buobo, mhd. buobe `Bube', ags. MN Bōfa, Bōja (> engl. boy), norw. dial. boa `Bruder' usw.; ferner ahd. MN Buole, mhd. buole `Verwandter, Geliebter', mnd. bōle `Verwandter, Bruder' usw. (s. Kluge11 unter Bube, Buhle);
apr. brāti (Vok. brote) `Bruder', lit. broterė̃lis, Kurzform brožis, batis, brólis, lett. b(r)ãlis `Brüderchen', brātarītis `lieber Bruder!'; aksl. bratrъ, bratъ `Bruder', Kurzform serb. baća, аčеch. bát'a ds., russ. bátja, báčka `Vater, Priester'.
Vgl. noch ai. bhrātrá-m `Bruderschaft'; gr. φρά̄τρᾱ, jon. φρήτρη ds.; ai. bhrātrya-m: gr. φρᾱτρία, aksl. bratrьja, bratьja ds., lat. frātria `Frau des Bruders'.
Toch. A pracar (Dual pratri), В procer.
gr. ἐλα- im Imper. koisch ἐλάτω, Fut. ἐλα̃ντι (*ἐλαοντι), Aor. ἐλάσαντες und poet. ἐλάω `treibe'; suppletiv zu ἄγω (s. unten kelt. el-), Fut. att. ἐλω̃, Aor. ἤλασα; meist ἐλαύνω `treibe, fahre' (von einem Nomen *ἐλα-υν-ος, Brugmann Grundriß II, 1, 321);
mit dh-Erweiterung `kommen': Aor. ἦλθον (aus ἤλυθον), daraus dor. usw. ἦνθον; Perf. hom. εἰλήλουθα, att. ἐλήλυθα; Fut. ion. ἐλεύσομαι; über Perf. ἐλήλυμεν (*elu-), Adjekt. προσ-ήλυτος `einer, der kommt', ἔπηλυς, -υδος ds., s. Schwyzer Gr. Gr. I 7042, 7697;
man stellt noch hierher ἰάλλω `schicke, werfe' (*i-el-i̯ō), Aor. hom. ἴηλα, dor. ἴηλα (Schwyzer Gr. Gr. I 648, 717); aber ai. íyarti `er erregt' gehört eher zu er-1;
air. luid `ging' (*ludh-e), 3. Pl. lotar (*ludh-ont-r̥); wie im Gr. wird im Kelt. aĝ- `treiben' durch el- suppliert, womit aber zum Teil auch die Wurzel pel- `pellō' (s. dort) zusammengefallen ist, so gewiß im air. Fut. eblaid `wird treiben' (aus *pi-plā-s-e-ti), Fut. sek. di-eblad `würde entreißen' ; el- erscheint im Brit. nur im Konjunktiv: Präs. 1. Sg. mcymr. el(h)wyf, 3. Sg.el, Corn. 1. Sg. yllyf, 3. Sg. ello, mbr. 3. Sg. me a y-el `ich werde gehen' (das у ist hiatustilgend; lh und ll gehen auf l + intervok. s zurück); vielleicht hierher die gall. FlN Elaver > Elaris > frz. Allier (*еlǝ-u̯er- : *elǝ-u̯en-, s. oben ἐλαύνω) und Elantia > nhd. Elz;
vielleicht dazu als no-Partizip (??) ags. lane, -u f. `Gasse, Weg', anord. lǫn `Häuserreihe', usw. Über anord. elta `drücken, verfolgen, forttreiben' (*alatjan?) s. Falk-Тогp m. Nachtr.
ai. náśati, av. -nasaiti (*nek̂-, ursprüngl. wohl athematisch, vgl. 2. Sg. nakṣi usw.), ai. nákṣati `erreicht, erlangt', Desid. ánakṣati `sucht zu erreichen, strebt zu', áṃśa-ḥ m. `Anteil', av. ąsa- `Partei', ai. náṃśa-ḥ m. `Erlangung', -naṁśana- (Kreuzung von aṁś- und naś-);
arm. hasi `bin angekommen', danach hasanem `komme zu etwas, komme an'; nach Pisani Armen. 5 hierher hunj-k`, hnjo-c̣ `Ernte' (*onk̂os);
gr. (*ēnek̂-) δι-ηνεκής `durch eine Strecke hindurchreichend = ununterbrochen' (dor. und att. διᾱνεκής aus *δια-ηνεκής?, anders Boisacq s. v.), ποδ-ηνεκής `bis zu den Füßen herabreichend', δουρ-ηνεκής `einen Speerwurf weit' = `so weit man mit einem geschleuderten Speere reicht' oder pass. `vom Speer erreicht', wie κεντρ-ηνεκής `vom Stachel (erreicht =) angetrieben'; Pass. Aor. ἠνέχθην `wurde getragen', Perf. κατ-ήνοκα Hes., ἐν-ήνοχα (ἐν- ist darin wohl Reduplikation; ebenso im Med. ἐν-ήνεγμαι, zu dem sich als 3. Sg. ἐν-ήνεγκται statt *ἐν-ήνεκται gesellte, nach dem Aor. ἐνεγκει̃ν);
*enk̂- im red. Aor. ἐν-εγκ-ει̃ν (*enk̂-enk̂-) `tragen'; s. unten hitt. ḫenkzi;
*onk̂- in ὄγκος `Tracht, Last' (= ai. áṃśa-ḥ, bsl. *naša-);
ἤνεικα dagegen zur Wz. *seik- `langen', s. dort und Boisacq 251 f. m. Lit.; durch Kreuzung mit ihm wurde ἤνεγκον zu ἤνεγκα, ἤνειγκα;
lat. nactus (und nanctus) sum, nancisci (arch. auch nanciō, -īre) `erlangen' (-a- = e, sodaß nactus = germ. *nuh-ta-; die Nasalierung des Präs. ist wohl sekundär (Kuiper Nasalpräs. 163);
air. ro-icc `erreicht', do-icc `kommt', air-icc- `finden', con-icc- `können' usw.; wohl in die themat. Konjugation übergeführtes dehnstufiges *ēnk̂-ti, woraus *īnk-, *ĭnc-, icc-; Verbalnomina rīchtu, tīchtu; s-Konj. -ī aus *ēnk̂st; Perf. ro-ānaic (s. oben); s-Prät. du-uicc (*onk̂-i-s-t) `hat gebracht' usw. s. unten S. 347; Schwundstufe n̥k̂- in cymr. di-anc `entfliehen', cyfranc (*kom-ro-anko-) = air. comracc `Zusammentreffen'; nach Loth RC 40, 353 ir. oc, cymr. wnc, wng `bei' aus *onk̂o- `Nachbarschaft'?; dazu mcymr. ech-wng `Vertreibung'; nach Vendryes (MSL 13, 394) hierher auch der gall. VN *Selva-nectes (latinis. Silvanectes) `qui ont obtenu proprieté', zu air. selb `Besitz';
got. ganah (Prät.-Präs.) `es reicht = genügt', Inf. ganaúhan (über germ. *nuh- s. oben), ahd. ginah, ags. geneah ds.; got. *binaúhan `erlaubt sein', got. ganaúha m., ahd. (usw.) ginuht f. `Genüge'; ō-stufig: got. ganōhs `genug, viel', ags. genōh, genōg, anord. (g)nōgr, ahd. ginuog `genug' usw.; ē-stufig, wie es scheint, anord. nā `nahekommen, erreichen, bekommen', ags. (ge)nǣgan `sich jemandem nähern, anreden, angreifen';
über got. nēƕ Adv. `nahe, nahe an', nēƕa ds., as. nāh, ags. nēah `nah', Präp. `nahebei', ahd. nāh Adj. `nahe', Adv.-Präp. `nahe', nhd. nach s. oben S. 40; man stellt auch alb. nes, nes-ër `Morgen' (*nōk̂-) dazu, ebenso lett. nãku, nãki `kommen', lit. pranókti `überholen', nókti `reifen', die aber idg. ā voraussetzen; vgl. Mühlenbach-Endzelin, Lett.-D. Wb. II 698;
über das von Jokl SBWienAk. 168, I 36 mit pranókti verglichene alb. kë-nak `befriedigen, vergnügen' s. denselben IA. 35, 36;
bsl. *nešō `trage' (vgl. ai. naśati) in:
lit. nešù, nešiaũ, nèšti; lett. nesu, nešu, nest; dazu Iterativum lett. nẽsât, lit. nė̃šiai = lett. nēši m. Pl. `Tracht Wasser', lit. naštà, lett. nasta f. `Last';
aksl. nesǫ, nesti, Iterativum nositi usw.;
bsl. *naša- m. `das Tragen, der Träger' (= ai. aṁśa-ḥ, gr. ὄχκος) in:
lit. už-našai Pl. `ausgeschenktes Bier', dehnstufig są́-nošai m. Pl. `angeschwemmtes Geröll';
ksl. pο-nosъ `Neid', russ. za-nós `Schneegestöber', usw.;
hitt. *nenék̂-ti, Pl. *nenk̂-énti, daraus ni-ik-zi (nikzi) `erhebt sich', 3. Pl. und ni-in-kán-zi, ni-ni-ik-zi (ninikzi) `hebt', 3. Pl. ni-ni-(in-)kán-zi (Pedersen Hitt. 147);
ḫi-in-ik-zi (ḫenkzi) `teilt zu' stellt sich zu ἤνεγκον; über na-ak-ki-iš (nakīs) `schwer', s. Pedersen Hitt. 147, 194;
über toch. A eṃts-, В eṅk- `nehmen, fassen', s. Meillet MSL 18, 28, Pedersen Tochar. 236 und Anm. 1;
Kuiper Nasalpräs. 50 f. zerlegt en-ek̂- `tragen', das er als Erweiterung von en- (s. S. 321 unter enos-) ds. auffaßt; ebenda weitere Vermutungen über en-ek̂- `erreichen'.
a. Basisformen er-, ere- (einschließlich paradigmatisch damit vereinigter i- und u-Formen):
Ai. redupl. Präs. íy-ar-ti `setzt in Bewegung', Med. īrtē (*i-er-); gthav. īratū `er soll sich erheben'; ai. intensives Präs. álarti; von ereu- (s. unten S. 331) r̥ṇṓti r̥ṇváti `erhebt sich, bewegt sich' (ὄρνῡμι), ā́rta (vgl. ὦρτο), ā́rata (vgl. ὤρετο; themat. wie rantē, ranta), Perf. āra : ὄρ-ωρα, Fut. ariṣyatí, Partiz. r̥tá- (īrṇá- `bewegt, erregt' mit Verschleppung des ī aus īrta oder echte Form einer schweren Basis);
av. ar- `(sich) in Bewegung setzen, hingelangen', Präs.-St. ar- : ǝrǝ-, iyar- : īr- (wie ai. íyarti : īrta), Kaus. āraya-, Partiz. -ǝrǝta-;
sk̂o-Präs. ai. r̥ccháti `stößt auf etwas, erreicht', woneben *re-sk̂ō in apers. rasatiy `kommt, gelangt', np. rasad ds.;
ai. sam-ará- m., sam-áraṇa- n. `Kampf, Wettstreit', av. ham-arǝna-, apers. ham-arana- n. `feindliches Zusammentreffen, Kampf', av. hamara- m. (und mit th-Formans hamǝrǝɵa- m.) `Gegner, Widersacher'; ai. írya- `rührig, kräftig, energisch' (kann zur i-Basis gehören), irin- `gewaltig, gewaltsam', ártha- n. m. `(*wozu man gelangt)' `Angelegenheit, Sache, Geschäft; Gut, Vermögen, Vorteil', av. arɵa- n. `Sache, Angelegenheit, Obliegenheit, Rechtsstreit';
ai. r̥tí-, ŕ̥ti- f. `Angriff, Streit', av. -ǝrǝti- `Energie' (vgl. abg. ratь);
ai. ārta- `betroffen, versehrt, bedrängt, leidend', ārti- f. `Unheil, Leiden' (*ā-r̥ta-, -r̥ti-);
ai. árṇa- `wallend, wogend, flutend', m. `Woge, Flut', árṇas- n. `wallende Flut' (formell = gr. ἔρνος n.; vgl. S. 328 ahd. runs), arṇavá- `wallend, wogend'; m. `Flut, wogende See' (u̯o-Weiterbildung zu árṇa-? oder in alter formantischer Beziehung zu r̥ṇóti? Letzteres ist sicher für:) av. arǝnu- m. `Kampf, Wettkampf' (: ahd. ernust S. 331);
von der themat. Wurzelf. (e)re- ai. ráṇa- m. n. `Kampf' (versch. von raṇa- m. `Lust') = av.rǝ̄na- n. `Treffen, Kampf, Streit'; av. rāna-, rąna- m. `Streiter, Kämpfer';
arm. y-aṙnem `erhebe mich, stehe auf'; nach Pisani Armen. 4 dazu ore-ar `Leute' (s. unten lat. orior); mit -dh- (vgl. S. 328 ἐρέθω, ἐρεθίζω, ὀρο-θύνω): y-ordor `pronto', yordorem `ermuntere, wecke, reize'; arm `Wurzel' (: ὄρμενος); ordi, Gen. ordvoy `Sohn' (*ordhii̯o);
gr. ὄρνῡμι `errege, bewege' (: ai. r̥ṇṓti; vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 696β; das о nach ὀρέομαι?), Aor. ὦρσα, ὤρορον, ὄρσω, Med. ὄρνυμαι, ὦρτο `erhob sich', Fut. ὀρου̃μαι, them. Aor.ὤρετο, Partiz. ὄρμενος, Perf. ὄρωρα `bin erregt'; mit ορ- als Iterativvokalismus ὀρέ-ομαι, -οντο `aufbrechen', mit er- noch ἔρετο ὡρμήθη Hes., ἔρσεο διεγείρου Hes., ἔρσῃ ὁρμήσῃ (die dann durch ὤρετο, ὄρσεο verdrangten Formen); ein Präs. *ἴρνυμι (wie κίρνημι) folgt aus dem kret. Ζεὺς `Επιρνύτιος (Schwyzer Gr. Gr. I 695); -ορτος in νεορτός `neugeboren', θέορτος `himmlisch', usw.; Κυν-, Λυκ-όρτας, Λᾱ-έρτης; hom. οὖρος `günstiger Fahrwind' (*όρος, `das Schiff treibend'), ὄρος m. `Antrieb';
mit gh-Erweiterung ἔρχομαι `komme' (nur Präs.), ὀρχέομαι `tanze' (Schwyzer Gr. Gr. I 702); s. unten air. regaid;
ὄρμενος `Schoß, Stengel', über ὄραμνος `Zweig', ὀρόδαμνος, ῥάδαμνος ds., s. Schwyzer Gr. Gr. I 3132;
er- in ἔρνος (ἕρνος, Schwyzer Gl. 5, 193) `Schößling, Zweig' (`*Emporgeschossenes', wie norw. runne, rune `Zweig': formal = ai. árṇas- n.); ἐρέας τέκνα. Θεσσαλοί Hes., ἐρέθω, ἐρεθίζω `errege, beunruhige, reize' (ὀροθύνω `rege auf, muntere auf, reize');
Von einem es-St. *eros `Erhebung' aus: ai. r̥ṣvá- `hoch', gr. ὄρος n. `Berg' (der Vokalismus nach ὄρνῡμι, z. T. vielleicht auch nach ὄρρος abgeändert); über οὖρος = ὄρος s. bes. Schulze Qu. ep. 407 ff.; ist dor. ὦρος und att. ᾽Ωρείθυια mit ὦμος aus *ŏmsos zu vergleichen und auf (nach einem Adj. *ors-os oder *ors-u̯os : ai. r̥šva- umgebildetes) *ὄρσος zurückzuführen?; gr. ὀρσοθύρη `Hintertüre' (wohl als erhöhter Notausgang??), bei Hes. εἰρεθύρη ὀρσοθύρα;
über gr. ὄρρος `Hinterer' s. unter ers-;
phryg. ειροι `Kinder' (Jokl Eberts Reallex. 10, 151a);
alb. jerm `rasend, wahnwitzig' (*er-mo-); über përrua `Flußbett' s. unten;
lat. orior, -īrī, ortus sum `sich erheben, aufsteigen, entstehen, entspringen, geboren werden' (ortus = ai. r̥tá-; das o von orior entweder aus ortus oder aus dem Аor.-St., EM2 713), ortus, -ūs `Aufgang', orīgo `Ursprung' (kann wie orior auf der i-Basis beruhen), umbr. ortom `ortum', urtas `ortae, surgentes', urtes `surgentibus';
air. Imper. eirg `geh!' (*ergh-e), Fut. regaid (*rigāti, idg. *r̥gh-); s. oben gr. ἔρχομαι; kelt. or- in mcymr. cyf-or m. `Truppe', dy-gyf-or `Erhebung', ad-orth `Erregung, Hilfe'(*ati-or-to-), usw. (Loth RC 40, 355); vgl. auch Ifor Williams RC 43, 271 (über mir. or f. `Ufer' s. Pedersen KG. I 206 f.);
germ. *ermana-, *irmino `groß' (: ὄρμενος, ksl. raměnъ, s. Brückner KZ. 45, 107) in ahd. irmin-deot usw. (s. oben S. 58); aisl. ern (*arnia-) `tüchtig, energisch', got. arniba adv. `sicher' (aber aisl. ārna, -aða `gehen, fahren, rennen' sekundär aus ǣrna = got. airinōn), ahd. ernust `Kampf, Ernst', ags. eornost `Ernst, Eifer' (: av. arǝnu- `Kampf'); mit Bedeutung ähnlich gr. ἐρέας τέκνα Hes., vielleicht urnord. erilar, aisl. jarl, ags. eorl, as. erl `Mann' (s. unter er- `Adler') ; aisl. iara `Streit' (*era);
got. rinnan, rann `rennen, laufen' (*re-nu̯-ō), urrinnan `aufgehen, von der Sonne', aisl. rinna `fließen, rennen', ahd. as. rinnan `fließen, schwimmen, laufen', ags. rinnan und iernan, arn ds.; Kaus. got. urrannjan `aufgehen lassen', aisl. renna `laufen machen', as. rennian ds., ahd. mhd. rennen, rante `rennen' (ein nach rinnan mit nn ausgestattetes *ronei̯ō = slav. roniti unten S. 329);
schwundstufig got. runs m. (i-St.), ags. ryne m. `Lauf, Fluß', aisl. run n. `Flüßchen', got. garunjō `Überschwemmung', ahd. runs, runsa `Lauf des Wassers, Fluß', runst f. `das Rinnen, Fließen, Flußbett'; got. garuns (St. garunsi-) f. `Straße, Markt' (eig. `Ort, wo das Volk zusammenläuft'; germ. runs-: ai. árṇas-). In der Anwendung auf das Hochkommen, Wachstum der Pflanzen (vgl. ἔρνος, ὄρμενος) aisl. rinna `emporschießen, wachsen', norw. runne, rune `Zweig' und schwed. dial. rana `in die Höhe schießen', norw. rane `Stange', mhd. ran (ā) `schlank, schmächtig', ahd. rono `Baumstamm, Klotz, Span'; `Erhebung' überhaupt in norw. dial. rane `Spitze, hervorragender Felsen, Bergrücken', aisl. rani `Schnauze, Rüssel';
air. rind (*rendi-) `Spitze'; zur d(h)-Erweiterung s. unten;
Diese Wurzelform *re-n- (vielleicht aus einem Präs. *re-neu-mi, *re-nu̯-o erwachsen) sucht man auch in alb. përrua `Flußbett, Bachbett' (për-rēn-, Dehnstufe), prrua `Quelle' (*prër-rua `Ausfluß') und in abg. izroniti (bsl. *ranei̯ō) `effundere', russ. ronítь `fallen machen oder -lassen', serb. ròniti `Tränen vergießen, schmelzen, harnen', got. -rannjan; vgl. Trautmann 236 f.;
d(h)-Erweiterung im lit. Partiz. nusirendant, nusirendusi von der untergehenden Sonne, rindà `Rinne' (stógo r. `Dachrinne'), `Krippe', lett. randa `Vertiefung, wo das Wasser abläuft';
abg. ratь, russ. ratь, skr. rȁt `Streit' (*or(ǝ)ti-), abg. retь ds. `aemulatio', russ. retь `Zank, Hader', abg. retiti `contendere', russ. retovatьśa `sich ärgern', retívyj `eifrig, hitzig, heftig, feurig' (auf thematisches (e)re- oder *er-ti- zurückgeführt, was durch russ. dial. jeretítьśa `sich ärgern, zanken' gestützt wird); über ksl. raměnъ s. oben S. 58 u. 328.
Aus dem Hitt. hierher (Pedersen Hitt. 5 f., 45, 91 f., 122) ar- in
1. a-ra-a-i (arāi) `erhebt sich', daneben a-ra-iz-zi ds., Prät. 3. Pl. [a]-ra-a-ir;
2. a-ri `kommt' (altes Perf.), Prät. a-ar-ta (arta) oder ir-ta;
3. Med. Präs. ar-ta-ri `stellt sich, steht' (vgl. gr. ὄρωρα : lat. orior), 3. Sg. Prät.a-ar-aš (ars) `kam an';
4. Iterativ a-ar-aš-ki-it (arskit) `gelangte wiederholt' (vgl. oben ai. r̥ccháti);
5. Kausativ (vgl. oben S. 61) ar-nu-uz-zi (arnuzi) `bringt wohin, setzt in Bewegung' (r̥-nu-; vgl. oben ai. r̥ṇōti); Imper. 2. Sg. ar-nu-ut (arnut) = gr. ὄρνυ-θι, Verbaln. a-ar-nu-mar (arnumar);
inwieweit toch. A ar-, В er- `hervorbringen, verursachen', mit sk-Kaus. ars-, ers- ds., nach Meillet (MSL. 19, 159) hierher gehören, ist unsicher; sicher fern bleiben AB ar-, ār- `aufhören', mit sk-Kaus. ars-, ārs- `verlassen' (ungenau Van Windekens Lexique 6, 22).
b. Erweiterung er-ed- (d-Präsens?): s. ered- `zerfließen', ai. árdati, r̥dáti `fließt usw.', auch `beunruhigt'; mit dem Kaus. ardáyati `macht fließen; bedrängt, quält, tötet' wäre aisl. erta (*artjan) `aufstacheln, anreizen, necken' gleichsetzbar, doch ist Verknüpfung mit *ardi- `Spitze, Stachel' (oben S. 63) mindestens gleichwertig; eine zweisilbige Form in ἀράζουσι ἐρεθίζουσιν Hes., ἄραδος `Erregung';
weiter hierher oder zu er-5 ai. rádati `kratzt, ritzt, gräbt, hackt', ví-radati `zertrennt, eröffnet';
vielleicht auch apr. redo `Furche' (Persson Beitr. 667).
c. Erweiterung er-edh-: s. oben S. 327 ἐρέθω usw. u. unten S. 339.
d. Basis erei-; und reiǝ- : rī-; roi̯o-s, rī-ti- `Fließen'.
Ai. írya- s. oben S. 327;
ai. riṇā́ti, ríṇvati (áriṇvan) `läßt fließen, entlaufen, entläßt', rīyatē `gerät ins Fließen, löst sich auf', rīṇa- `in Fluß geraten, fließend', rītí- `Strom, Lauf, Strich; Lauf der Dinge, Art, Weise' (letztere Bed. auch in mir. rīan `way, manner'), rit- `entrinnend', raya- m. `Strömung, Strom, Lauf, Eile, Heftigkeit', rētas- n. `Guß, Strom, Same', rēṇú- m. `Staub' (: aruss. rěnь `Sandbank'); zum u-Suffix vgl. unten lat. rīvus;
arm. ari `stehe auf!' (Persson Beitr. 769) Zu y-aṙnem, S. 327;
gr. lesb. ὀρί̄νω, (*ὀρι:-νι̯ω) `setze in Bewegung, errege, reize zum Zorn'; ἔρις, -ιδος `Streit' (vielleicht im i zu unserer Wurzelform, falls nicht besser nach Schwyzer Gl. 12, 17 zu ἐρείδω `stütze, stemme, stoße, dränge'); ark. ἐρινύειν `zürnen' aus ᾽Ερῑνύς eig. `die den Mörder verfolgende, zürnende Seele des Ermordeten' (??);
alb. geg. rîtë `feucht, naß', eig. `*fließend' (*rinëtë : ai. riṇā́ti, slav. rinǫti);
lat. orior, orīgo s. oben; rīvus (*rei-u̯o-s) `Bach'; in dem abg. rьvьnъ `Nebenbuhler' entsprechender Bedeutungswendung rīvīnus und rīvālis `Nebenbuhler in der Liebe' (letztere Form Umbildung nach aequalis, sōdālis), eigentlich `Bachnachbar';
wahrscheinlich hierher irrītāre `erregen, aufbringen, erbittern', prorītāre `hervorreizen, durch Reiz hervorbringen, anreizen, anlocken', (wohl Intensiva zu einem *ir-rī-re);
ir. rīan `Meer' und (vgl. ai. rītí-) `Art, Weise', gall. Rēnos (*reinos) `Rhein' (ob auch nach Stokes KZ. 37, 260 ir. riasc `a marsh', rīm `schlechtes Wetter'??), cymr. rhidio `coire' (: ags. rīð, ai. rītí-ḥ), air. riathor, cymr. rhaiadr, acymr. reatir `Wasserfall' (*rii̯a-tro-);
ags. rīð m. f., rīðe f. `Strom, Bach', as. rīth m. `torrens', mnd. rīde f. `Bach, Wasserlauf', nhd. -reid(e) in Ortsnamen; Dimin. (*rīþulōn) ndd. rille `Furche nach Regenwasser, Rinne'; weiters ags. ā-rǣman `erheben, sich erheben', mengl. rǭmen, engl. roam `umherstreifen', aisl. reimuðr `Umherstreifen', reimir `Schlange', þar er reimt `da ist es nicht geheuer, spukt', reima `infestare' (Bed. wie abg. rijati `stoßen'). Über rinnan s. oben.
Mit germ. s-Erweiterung: got. urreisan `aufstehen', aisl. rīsa, ags. as. rīsan `sich erheben', ahd. rīsan, mhd. rīsen `steigen, fallen'; ahd. reisa `Aufbruch, Zug, Kriegszug, Reise', got. urraisjan `aufstehen machen, aufrichten, erwecken', aisl. reisa ds., ags. rǣran `erheben, aufrichten, errichten', ahd. rēren `fallen machen, herablaufen machen, vergießen'; ndd. rēren `fallen', mhd. riselen `tropfen, regnen', nhd. rieseln, mhd. risel m. `Regen', aisl. blōð-risa, mhd. bluotvise `blutbespritzt', afries. blōdrisne `blutende Wunde'; aus `fallen' wird `gefallen' in ags. (ge)rīsan `ziemen', ahd. garīsan `zukommen, geziemen' (vgl. die s-Erw. abg. ristati), mhd. risch `hurtig, schnell' (vgl. abg. riskanije);
lit. rý-tas `Morgen' (`*Sonnenaufgang', vgl. got. urreisan), lett. rietu, -ēju, -ēt `hervorbrechen, aufgehen (z. B. vom Tag), hervorströmen', riete `Milch in der Mutterbrust' (vgl. formal ai. rēta-);
slav. *rai̯a- m. `Strömung' (: oben ai. raya-ḥ m. `Strom, Lauf') in abg. izrojь `Samenerguß', sъrojь `Zusammenfluß', naroj `Andrang', roj `Bienenschwarm' (*roi̯o-s); dazu rěka (*roi-kā) `Fluß'; slav. *rēi̯ō `stoße' in aksl. rějǫ, rějati `fließen' (nslav.) und `stoßen, drängen' (wie ὀρί̄νω `bewege'); dazu ablautendes aksl. vyrinǫti `ἐξωθει̃ν', rinǫtisę `ruere'; aruss. rěnь `Sandbank', klr. riṅ `Sand, Flußgeröll' (vgl. ai. rēṇú-); in anderer Bed. (s. oben zu lat. rīvīnus) abg. rьvьnъ `Nebenbuhler' rьvenije `ἔρις, ἐρθεία', čech. řevniti `nacheifern', poln. rzewnić `bewegt machen'.
Mit s-Erw. bsl. *reisti̯ō in abg. rištǫ, ristati `laufen', riskanije `cursus', lit. raĩstas (`Laufzeit' =) `Brunstzeit', lett. riests ds., lit. rìstas `schnell', riščià Instr. Sg. `im Galopp'.
e. Basis ereu-; er-nu- `Wettkampf', or-u̯o- `eilig'.
Ai. r̥ṇṓti (Perf. āra aber idg. *ōra), arṇavá-; av. arǝnu- s. oben S. 327;
ai. árvan-, árvant- `eilend, Renner', av. aurva-, aurvant- `schnell, tapfer'; vielleicht av. auruna- `wild, grausam, von Tieren'; sehr unsicher ai. rū-rá- `hitzig, vom Fieber';
gr. ὄρνῡ-μι, οὖρος s. oben; altes Kausativ ὀρούω `stürze mich, stürme los', ἀνορούω `springe auf' (wohl als *ορου[σ]ω zur s-Erw., s. unten); vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 683;
lat. ruō, -ere `rennen, eilen, einherstürmen';
mir. rūathar (*reu-tro-) `Ansturm', cymr. rhuthr ds., air. rū(a)e `Held' (*reu-i̯o-); hierher die gall.-brit. FlN *Arvā, engl. Arrow, frz. Erve, Auve (*r̥u̯ā); messap. FlN Arvō;
as. aru, ags. earu `hurtig, bereit, flink', aisl. ǫrr `rasch, freigebig, (*arwa- = av. aurva-; hierher als ursprüngl. `freigebig' vielleicht auch got. arwjō `unentgeltlich, umsonst', ags. earwunga, ahd. ar(a)wūn `gratis, frustra', arod `kraftvoll, flink'; ahd. ernust s. S. 328.
ags. rēow `aufgeregt, stürmisch, wild, rauh', got. unmana-riggws `wild, grausam'.
Erweiterung reu-s-:
Ai. róṣati, ruṣáti `ist unwirsch', ruṣitá-, ruṣṭá- `ergrimmt';
schwed. rūsa `daherstürmen, eilen', mnd. rūsen `rasen, toben, lärmen', rūsch `Rausch', aisl. rosi `Sturmbö', raust `Stimme', aschwed. ruska `hervorstürmen, eilen';
[aber got. raus n., mit gramm. Wechsel aisl. reyrr m., ahd. rōr `Schilfrohr', rōrea `Röhre'(*rauziōn), mit Stammbetonung (wie got.) schwed. rysja, ahd. rūssa, rūsa, riusa f. `Reuse', weitergebildet mit k-Suffix ags. rysc f., mhd. rusch(e) f. `Binse', bleiben wohl fern];
lit. ruošùs `geschäftig, tätig', lett. ruošs ds., lit. ruošiù, ruošiaũ, ruõšti `besorgen', reflex. `sich bemühen';
slav. *ruchъ in russ. ruch `Unruhe, Bewegung', rúchnutь `fallen, stürzen', poln. čech. ruch `Bewegung', ablaut. čеch. rychɫý `baldig, geschwind', dazu Kausat. slav. *rušiti `umstürzen' in aksl. razdrušiti `zerstören', russ. rúšitъ ds., usw.
lat. rōs, rōris `Tau' (kons. St. mit ursprünglich bloß nominativischer Dehnstufe ō);
alb. resh, reshën `es schneit', auch `regnet Asche, Feuer' (wohl ebenfalls aus *rōs-);
gr. ἀπ-εράω (*erǝsō) `gieße eine Flüssigkeit, speie weg' (?), ἐξ-εράω `schütte aus, speie aus', κατ-εράω `gieße hinein', μετ-εράω `gieße um', συνεράω `gieße zusammen'; nach Debrunner IF. 48, 282 wäre die Grundbed. von ἐράω `auf die Erde ausschütten' und das Verb von ἔρα `Erde' (oben S. 332) abgeleitet;
aksl. rosa `Tau', lit. rasà ds.
2. Wurzelform ers-, r̥s-; r̥sen `männlich'.
ai. árṣati `fließt'; ferner mit der Bed. `männlich' (aus `benetzend, Samen ergießend') ai. r̥ṣa-bhá-ḥ `Stier', aja-rṣabhá-ḥ `Ziegenbock', av. apers. aršan `Mann, Männchen', gr. hom. ἄρσην, att. ἄρρην, ion. äol. kret. ἔρσην (ohne -!) `männlich' (dazu *αρνηός, hom. ἀρνειός `Widder' = att. ἀρνεώς, äol. ἀρνήαδες f., dazu ἀρνεύω `mache einen Luftsprung, tauche', eigentlich `mache einen Bocksprung', ἀρνευτήρ `wer einen Purzelbaum schlägt, einen Luftsprung macht', Lit. bei Boisacq u. ἀρνειός und ἀρνευτήρ Nachtr.), wohl auch ahd. or[re]huon, anord. orre `Auerhahn' (daraus durch Kreuzung mit ahd. ūr, ūrohso das mhd. ūrhan, nhd. Auerhahn).
3. Zugehörigkeit unserer Wz. *eres- zu *er-, *or- `in Bewegung setzen, lebhafte Bewegung' ist erwägenswert. Andere s-Formen von Wz. er-, or- zeigen weitere Bedeutungen:
Arm. eṙam (*ersā-i̯ō; vgl. oben ai. arṣati) `siede, walle; bin in unruhiger Bewegung; wimmle; bin leidenschaftlich erregt; bin oder werde eifrig, zornig', er̄andn `Wallen usw.; Erregung', z-eṙam `bewege mich umher, bin stark bewegt, erregt, schwimme usw.';
gr. ἐρωή `Schwung, Andrang' (*rōsā́; davon aber auch ἐρωέω `fließe, ströme, eile');
lat. rōrārii `leicht bewaffnete Plänklertruppe' (Ableitung von *rōsā `Schwung' = βελέων, δουρὸς ἐρωή);
anord. rās f. `Lauf', mndd. rās n. `heftige Strömung', ags. rǣs m. `Lauf, Anfall' (engl. race skand. Lw.), mhd. rāsen `rasen', ags. rǣsan `anstürmen', anord. rāsa `einherstürzen'; anord. ras n. `Eile', rasa `stürzen, gleiten' (Ablaut *rōs- : *rēs- : *rǝs-?); got. rēs im PN Rēs-mēr;
dazu mit dem Begriffe teils der unruhigen, auch ziellosen Bewegung, teils der Aufgeregtheit, des gewalttätigen Zornes:
einerseits: lat. errō (*ersāi̯ō) `irre' (= arm. eṙam), got. aírzeis `irre, verführt', ahd.irri `irre', got. aírziþa f. `Irrtum, Betrug', ahd. irrida ds., irr(e)ōn (*erziōn) `irren';
anderseits: as. irri `zornig', ags. eorre, yrre `zornig, erbittert', eorsian, iersian `übelwollen'.
4. eres- in ai. irasyáti `zürnt, will übel, benimmt sich gewalttätig' (*eres-), irasyā́- `das Übelwollen' und ī́rṣyati `ist neidisch' (*erǝs-), av. Partiz. arǝšyant- `neidisch', ai. īrṣyā́- `Neid, Eifersucht' av. aras-ka- `Neid', mpers. npers. arašk `Neid, Eifer', tiefstufig av. ǝrǝši- `Neid'; ved. ŕ̥ṣi- m. `Dichter, Seher' (*Rasender);
arm. heṙ `Zorn, Neid, Hader';
gr. ἄρος ἀκούσιον βλάβος Hes., hom. ἀρειή `Schmähwort' (= ai. irasyā́), dazu ἐπήρεια `gewalttätige, feindselige Handlung' (urgr. ā, vgl. ark. ἐπηρειάζεν, mit Dehnung im Kompositum auf Grund eines *ἐπ-ᾱρής), vgl. auch ἐρεσχηλέω `treibe Neckerei'; ῎Αρης `Gott der Rache' scheint Personifizierung des verwandten Subst. ἀρή `Verderben, Gewalttat', wovon ἀ̄ρήμενος `betroffen, versehrt, gequält';
lit. aršùs `heftig';
hitt. arsaniya- `beneiden, eifersüchtig sein', Denom. von *arsana- `eifersüchtig' (vgl. oben ai. īrṣyā́ `Neid'), Benveniste BSL. 33, 139;
nach Pedersen REtIE. 3, 18 hierher toch. A ārṣal `giftiges Gewürm', В arṣāklai `Schlange' (*r̥sātlā);
zu ai. árṣati `fließt' (oben S. 336) stellt Couvreur H̯ 96 hitt. a-ar-aš-zi (arszi) `fließt';
toch. A yär-s-, В yar-s- `baden' (-s- aus -sk-), ohne sk-Suffix A yär- ds., wird mit hitt. arra- `waschen' verglichen (?).
Ai. gula-ḥ, gulī (Lex.), gulikā `Kugel, Ball, Perle', gúlma- m., n. `Geschwulst, Busch' (zum -ul- vor Kons. s. Wackernagel Ai. Gr. I 30); mit n-Suffix ai. guṇikā (Lex.) `Geschwulst';
gr. redupl. γαγγλίον n. `Geschwulst, Überbein';
lat. galla f. `Gallapfel' als `kugeliger Auswuchs' aus *gel-nā oder *gol-nā; daraus entlehnt ags. gealla, gealloc, nhd. `Gallapfel';
alb. gogëlë `Kugel, Ball; Gallapfel' (*gel-gal-nā);
älter holl. kal `Kern in Äpfeln und Birnen'; schwed. dial. kalm `Steinhaufen';
aksl. žьly (žely) `Geschwür', bulg. želka `Drüse, Geschwulst', russ. žolvь, žolvúj, želvak `Beule', čech. žluna, žluva `Geschwulst', klr. žolá `Erdnuß, Erdeichel'; poln. gleń, glon `Klumpen, Stück Brot'.
A. Gutturalerweiterungen:
gel-ĝ-:
Gr. γέλγῑς f., Gen. γέλγīθος (auch γέλγιος und -ιδος), Pl. γέλγεις `Knoblauchkern' (wenn nicht wegen ἄγλῑς, -ῑθος `Knoblauchkopf' = *ἁ-γλῑθ- `aus Teilknöllchen, Zehen zusammengesetzt' aus redupl. *γελ-γλῑθ- dissimiliert; doch vgl. auch:) ai. gr̥ñja-ḥ, gr̥ñjana-ḥ `Art Knoblauch', vielleicht auch gr. γέλγη Pl. `Trödelwaren' (wenn etwa `Rundwaren, Knöllchen', vgl. nhd. Kurzwaren);
schwed. kälk `Mark im Holz' (`Markkügelchen'), mengl. kelkes `ova of fishes', colk, colke `Apfelkern'.
Die folgenden nur germ. (und kelt.?) Wortgruppen (idg. gleĝ-, gloĝ-?) mit ihren expressiven Verschärfungen und Nasalierungen machen keinen idg. Eindruck, so
glek- in anord. kleggi (*klagjan-) `Heuhaufen', nasaliert nhd. mdartl. (siebenbg.) heu-kling, kläng `Heuhaufen', klang, klinge `kiesige seichte Stelle im Fluß, Sandbank'; ags. clingan `sich zusammenziehen, einschrumpfen', engl. cling `sich anklammern, festhalten; haften', anord. klengiask `auf jemand eindringen' (`*sich anklammern'), mhd. klingen `klettern' (mit Kons.-Schärfung nhd. dial. klinken `sich anklammern'), ahd. klinga, nhd. Klinge `enge Schlucht, Klamm', wozu mit gramm. Wechsel (also idg. *gle-n-k-) engl. clough (= ags. *clōh aus *klanh-) `steile Klamm', ahd. Clāh-uelde; ahd. klunga `Knäuel', Demin. klungilīn, nhd. Klüngel ds., schwed. klunga `gedrängter Haufen, Masse', klänga `klettern', anord. klungr (*klung-ra-, -ru-) `Dornbusch, Hagebutte';
mit germ. -k- (z. T. idg. g, z. T. germ. Kons.-Schärfung) anord. klaki `gefrorene Erdkruste', klakkr `Klumpen, Wollklumpen, Klecks, Wölkchen', mhd. klak `Fleck, Klecks'; ags. clyccan `packen, greifen' (engl. clutch), zu afries. kletsie `Spieß', schwed. klyka (*klykja) `Klammer, Gabel';
dazu (?) das auf urkelt. kk weisende mir. glacc, nir. glac `Hand', glacaim `erfasse';
nasaliert norw. dial. klank und klunk `Klumpen', mhd. klungeler f. `Troddel', glunkern `baumeln', nhd. Klunker `Kotklümpchen, Schleimklümpchen, Augenbutter' (ist aus ähnlicher Bed. des Unreinlichen vielleicht auch anord. klǣki n. `Schmach, Schande', ags. clacn `Beleidigung' geflossen?);
ndd. klinken `in Falten legen, einschrumpfen', klinksucht `Schwindsucht', mhd. klinke `Türklinke', ahd. klenken (*klankjan) `schnüren, binden', ags. be-clencan `festhalten', engl. clench, clinch `(die Faust) ballen; umfassen; nieten', mhd. klank `Schlinge; List, Ränke'.
Auf idg. gleĝ- weisen jedoch wohl russ. ksl. glez-nъ, -na, -no `Knöchel', poln. glozna ds. und dehnstufig russ. glazokъ `Kügelchen', glazъ `Auge', poln. gɫaz `Stein, Fels; Steinchen', gɫazný `glatt, geschickt' (vgl. Berneker 301 m. Lit., Persson Beitr. 792);
Zupitza (KZ. 36, 236) stellt mhd. kluoc(-g) `klug, schlau, höflich, zierlich' (germ. *klōʒa-), mnd. klōk (germ. *klōka-) `klug, listig, gewandt' zu air. glicc (nir. glic erweist urkelt. kk) `sapiens'; ursprüngl. `wie eine Kugel so glatt und so beweglich'??
B. Dentalerweiterungen:
gel-t-: zunächst (als `Anschwellung - Mutterleib - fētus', wie unten bei Kalb, kilburra): ai. jaṭháram `Bauch', jarṭú- `Gebärmutter'; allenfalls ai. guṭikā `Kügelchen, Pille, Perle, Trinkbecher' (eher dial. aus guḍikā ds.);
got. kilþei f. `Mutterleib', in-kilþō `schwanger', ags. cild n. `Kind', engl. child.
Mikkola BB. 21, 225 verbindet auch scheinbar schwundstuf. schwed. kolla, kulla `Mädchen; Weibchen bei einigen Tieren' (*kulþ-) mit kilþei; über aschwed. kolder `Kinder aus einer Ehe' s. Lidén IF. 19, 335 und Wz. gol-.
*gle-t- vielleicht in ksl. glota `turba', serb. glȍta `Familie (Weib und Kinder); arme Leute; Unkraut; Unsauberkeit, Schmutz'?
Wegen der Unsicherheit des ai. Beispiels sind die folgenden, nur im Germ. sicher belegten Wortgruppen (idg. *gel-d-, *gle-d-?) nichtidg. Herkunft verdächtig:
mit der Bed. des Tierjungen ai. gaḍi-h, gali-ḥ `junger Stier' (?);
dazu tiefstufig ags. colt `Junges von Tieren', engl. colt `Füllen'?;
aisl. kialta, kilting `Bausch, bauschige Falte des Kleides', norw. dial. kult `Holzstumpf, Bergknollen, plumpe dicke Figur' (schwed. auch `halberwachsenes Ferkel', vgl. oben ags. colt);
nasaliert (*glend-) aschwed. klinter `Berggipfel, Bergknollen', aisl. klettr `Fels, Klippe', mnd. nnd. klint `Fels, Klippe', ndd. klunt, klunte `Klumpen, Haufen; dickes Weib' = nhd. dial. klunze, ndd. klunter `Klümpchen von Kot oder Mist' (daneben mit germ. d ndd. klunder `Büschel, Haufe', norw. klundra `Knorren, Knoten' u. dgl.);
westfäl. klǣtern (as. *klātirōn) `klettern' (eigentlich `kleben oder sich fest anklammern'), ndd. klāteren, klatteren ds., nnd. klāter m. `festhaftender Schmutz'; mit ō mndl. holl. cloet, kloet `Stock; Ball, Knauf des Schwertes' (spätanord. klot `Schwertknauf' ist Lw. aus mnd. klōt = nhd. Kloß);
mit expressivem -tt-: mnd. klatte `Lappen' = nhd. dial. klatz `Schmutzfleck', mndl. klatten `beschmutzen', mhd. bekletzen ds., norw. schwed. mdartl. klatra `hudeln';
daneben mit expressivem dd: ndd. kladde `Schmutzfleck; Klette' (d. i. `die Klebende'); mit Dent. + s: norw. klessa (klass) `kleben, festhängen, platschen, klatschen', klessa (kleste) `schmieren, sudeln', klussa `beschmutzen, sudeln, lispeln'; aisl. kless `lispelnd'; vgl. aisl. klasi S. 362.
C. Labialerweiternngen:
geleb(h)-, glēb(h)- (: glǝb(h)-) und gleb(h)- (:gl̥b(h)-) `zusammenballen'.
Lat. (wohl eigentlich gall.) galba (*gelǝbh-?), nach Sueton gall. Bezeichnung für einen `homo praepinguis'; ein gall. *galbo- `Verdickung, Wade, Arm' wird auch wohl vorausgesetzt von galbeus, -eum `Armbinde, als Schmuck', vielleicht von galbulus `Zypressenzapfen', deren Vokalismus vermutlich aus *gelǝbh-;
anord. kalfi m. `Wade', kalfabōt `Lende', engl. calf `Wade', nhd. mdartl. Kalb `Muskel', ahd. wazzarkalb `Wassersucht' (`Aufschwellung durch Wasser'), womit sich (als `Anschwellung - Mutterleib - fetus', vgl. engl. in calf, with calf `trächtig') deckt ahd. kalb, Pl. kelbir `Kalb', ags. cealf, calfur n., anord. kalfr `Kalb', got. kalbō f. `junge Kuh, Färse', mit e-Stufe ags. cilfor-lamb, ahd. kilburra f. `weibliches Lamm';
lat. globus m. `Kugel, Haufe, Klumpen', dehnstufig lat. glēba f. `Erdscholle; Stückchen, Klümpchen' (daraus poln. gleba `Erdscholle' entlehnt).
Ist glēbō `rusticus' (`Schollen aufwerfend'??) gallisch (dann ĕ) oder nur im Latein Galliens aufgekommen?
Ahd. klāftra f. `Maß der ausgespannten Arme, Klafter' (*glēbh-); ablaut. anord. klafi m. `Halsjoch, Packsattel', mnd. klave `Halsjoch' (*klaƀan- `Zusammendrückendes'); ags. clyppan `umarmen' (*klupjan mit -lu- als Tiefstufe von -le-), afries. kleppa ds., schweiz. chlupfel `Bündel', engl. clasp (*claps-) `haken, spannen, umfassen, umarmen' (wohl auch air. glass `Schloß' aus *glabso-);
vgl. mit derselben Bed. `(mit den Armen) zusammendrücken' und einem ebenfalls am besten aus einer schweren Wzf. glēbh-: glǝbh- zu erklärenden Ablaut die balt. Sippe von lit. glė́biu, glė́bti `mit den Armen umfassen' (glėbỹs `Armvoll, Umarmung'), glóbiu, glóbti `umarmen, unterstützen', lett. glêbt, glâbt `schützen', lit. glabóti `aufbewahren, verwahren; erbitten', lett. glabât `hüten, bewahren, warten', apr. poglabū `herzte' (Mühlenbach-Endzelin I 621, 623 u. 626);
vielleicht dazu lit. gélbu, -ėti `helfen', gil̃bti `genesen', apr. galbimai 1. Pl. Konj. `wir helfen', pogalbton `geholfen' als *gelǝbh- (Trautmann 92);
slav. *globi̯ǫ, *globiti in serb. z-glȍbīm, zglòbiti `zusammenlegen, fügen', poln. gɫobić alt `drücken, zusammenfügen' (dehnstufig sloven. glâbim, glábiti `raffen') mit idg. ǝ oder eher о (: lat. globus).
Ferner mit der Bed. des `Geballten, Runden, Klotzigen' germ. *klapp- (intensive Konsonantenschärfung) in anord. klǫpp f. `Knüppelbrücke', mnd. klampe ds., schwed. klapper-sten `rundliche Steine zum Pflastern', mhd. klapf m. `Fels(kopf)';
germ. expressives *klabb- in norw. dial. klabb `anhaftender Klumpen', schwed. klabb(e) `Klotz, Bergknollen im Meer, kurzer, dicker Кпаbе' (tiefstufig anord. klubba `Keule', woher engl. club);
germ. *klēp- (vgl. lat. glēba; germ. p aus express. pp oder allenfalls einer Form mit idg. b) in anord. klāp-eygr `glotzäugig', klāpr ein Scheltwort (etwa `Klotz') u dgl.; über idg. qlēp- s. dort;
tiefstufig *kulƀ- in ahd. kolbo `Kolben, Keule (als Waffe), Knüttel', anord. kolfr `Pflanzenknollen, Pfeil', kylfi, kylfa `Keule u. dgl.'; daneben mit germ. -p- ndd. kulp-ōge `Glotzauge', mrhein. Külp `Schlagholz am Dreschflegel', schwed. dial. kulp `dicker Mensch'; mengl. cülpe, nengl. kelp `Salzkraut'.
Nasaliert glembh- (vielleicht z. T. durch Kreuzung von *glebh- und *glem-):
Mhd. klamben `fest zusammenfügen', anord. klembra `klettern', aisl. klǫmbr `Klammer', mhd. klemberen `verklammern', mhd. nhd. Klammer; engl. clamber `klettern', eigentlich `sich festklammern', wie auch ablaut. ahd. klimban `klimmen, klettern', ags. climban, mhd. klimben, klimmen `klimmen, klettern; zwicken, packen'; anord. klumba `Keule', klumbu-fōtr `Klumpfuß';
mit germ. p: aschwed. klimper `Klumpen, Kloß', aisl. kleppr `Klumpen, felsige Anhöhe', mhd. klimpfen `fest zusammendrücken'; ahd. klampfer `Klammer', mnd. klampe f. `Haken, Steg', nnd. klamp, klampe `Klumpen, Klotz' (nhd. Klampe `Klammer, Haken, Klotz' ist ndd. Lw., echt nhd. Klampfe); ags. clympe `Klumpen', ndd. klumpe `Klumpen' (nhd. Klumpe(n) ist ndd. Lw.);
poln. gɫąb, čech. hloub `Strunk'.
glem-:
Lat. glomus, -eris n. `Kloß (als Speise); Knäuel' (*glemos), glomerāre `ballen';
air. glomar `Zaum, Knebel' (vgl. S. 360 mhd. klammer);
ags. climman `klettern', mnd. klimmeren ds., mhd. klimmen (z. T. mit mm aus mb), auch `beengen' (nhd. beklommen), ags. clam(m) `Band, Griff, Fessel', ahd. klamma `Beengung, Klemme, Bergschlucht', nhd. Klamm, Kaus. ahd. nhd. klemmen, afries. klemma, ags. beclemman `einklemmen', mhd. klam `enge, dicht', nhd. (nd.) klamm `steif (krampfig) vor Kälte', tiefstufig norw. dial. klumra `mit steifen und erfrorenen Händen arbeiten';
mit erweit. *klam-d-: anord. klanda, klandra `verunglimpfen, ärgern, zu entwenden suchen';
lit. glomó-ju, -ti `umarmen'; mit -ĝ- erweitert lit. glemžiù, glem̃žti `zusammenraffen; zerknittern', lett. glemzt `langsam essen, Unsinn schwatzen';
ferner glēm-, glǝm- mit alter Bed.-Entw. zu `zusammenkleben, schleimige Masse':
gr. γλάμων `triefäugig', usw. (lat. glamae Lw.);
alb. nglomë, ngjomë `feucht, frisch' (*glēmo-);
anord. klām `Schmutzrede', engl. clammy `klebrig, zäh', ostpr. klamm `klebrig, feucht';
lit. glẽmės, glė̃mes, glė̃mos f. pl. `zäher Schleim', lett. glęmas, glemi `Schleim', glùmt `schleimig, glatt werden', glums `glatt' (auch glemzt `gedankenlos plaudern', glemža `Schwätzer', vgl. z. Bed. lett. gleîsts `Schwätzer': glîst `schleimig werden'); über lit. gléimės s. unten S. 364.
D. g(e)l-eu-, z. T. mit weiterer konsonantischer Ableitung:
Ai. glāu-ḥ f. `Ballen, Kugel, geballte Masse', npers. gulūle `Kugel';
gr. γίγ-γλυ-μος m. `Knochengelenk, Türangel';
air. glō-ṡnáthe, gláo-ṡnáthe `linea, norma' (wörtlich `Ballendraht');
anord. klē m. (*klew-an-) `Webstein', ags. clyne n. `Metallklumpen' (*klu-n-), schwed. kluns m. `Klumpen', isl. klunni `klotzige Person'; ahd. kliuwa, kliwa `Kugel, Knäuel', kliuwi, kliwi `Knäuel' (Demin. mhd. kliuwelīn, dissimiliert nhd. Knäuel), ags. clíewen `Garnknäuel' (engl. clew); tiefstufig mnd. klǖwen, holl. kluwen `Knäuel'; dazu mit Dehnstufe und Bed.-Entw. `die packende : Klaue' die Sippe von germ. *klēwā : ahd. klāwa `Kralle, Klaue', mhd. klāwe, mnd. klā `Kralle, Klaue, Huf, afries. klē, wozu mit Ablaut das Verbum *klawjan (geneuert *klawan) `mit den Nägeln kratzen, jucken', ahd. klauuenti `prurientes', mhd. klöuwen `kratzen', ags. clawan = anord. klā `reiben, kratzen' (anord. klǣja `jucken' Neubildung nach der 3. Sg. klǣr = *klawið), wozu *klawiþan- m. in anord. klāði m. `Jucken, Kratzen', ags. clæweða ds., ahd. glouuida (lies clouuida) `scabies'; aus dem Verbum stammt die Kürze von ags. clawu f. `Klaue, Huf' (engl. claw) und clēa f. (engl. mdartl. clea) ds. (letzteres = *klau aus clawu), sowie ahd. klōa `Klaue'; ahd. cluwi `Zange'; aisl. klō f. `Klaue, Nagel, Haken'; aisl. klunna `sich festhängen', vgl. ags. clyne, schwed. kluns `Klumpen', ags. clynian `einwickeln';
wahrscheinlich air. glūn `Knie' = alb. glu-ri (geg.), gju-ri (tosk.) `Knie' (mit idg. *ĝenu- `Knie' kaum als Dissimilationsform für *ĝnū-n- vereinbar wegen der Gutturalverschiedenheit);
vermutlich lit. gliaũmas `schleimiger Abgang vom Schleifstein', gliaumùs `glatt, schlüpfrig', lett. glaũms, glums `schleimig', wenn `schleimig = zusammenklebend, sich zusammenballend', vgl. Mühlenbach-Endzelin I 622; vgl. mit -s- norw. klyse (*klūsion-) `schleimiger Klumpen', das von mnd. klūs `Masse', nnd. `Knäuel, Wirre, Masse', ndd. klū̆ster `Büschel, Traube', ags. clūster, clȳster n. ds. nicht zu trennen ist; vgl. von einer Wzf. *gle-s- anord. klasi `Klumpen von Beeren oder Früchten, Masse'.
Erweiterung mit -t-:
gr. γλουτός (τα γλουτά) `Hinterbacke, Gesäß', τὰ γλούτια `zwei Erhabenheiten des Gehirns';
sloven. glûta, glúta `Beule, beulenartige Geschwulst, Baumknorren' (Berneker 309);
ablautend ags. clūd m. `a mass of rock, hill', engl. cloud `Wolke' (`Wolkenballen'), vgl. mit Geminata (*kludda-) ags. clodd (engl. clod) `Erdklumpen'.
Erweiterung mit -d-:
mnd. klōt m. `Klumpen; Hode', mhd. klōz, nhd. Kloß, ags. cléot, engl. cleat `Klumpen, Keil'; ablautend mnd. klūt, klūte `Erdklumpen', ostfries. klūt `Klumpen, Bruchstück' (in Weiterentwicklung letzterer Bed. auch :) ags. clūt m., engl. clout `Lappen; Metallplatte', spätanord. klūtr `Lappen, Klumpen'; mit expressiver Geminata (*klutta-) ags. clott (engl. clot) `Klumpen' = mhd. kloz, nhd. Klotz.
Vielleicht hierher lit. glaudžiù, glaũsti, lett. glaũst `mache etwas eng anschmiegen', glaudùs `anschmiegend, dicht anliegend', glúdoju `liege angeschmiegt da' (vgl. Mühlenbach-Endzelin I 622 f.);
russ. glúda `Klumpen, Kloß'.
Erweiterung mit -bh-:
sylt. fries. klēpi `küssen', russ. glýba `Klumpen, Block', g. zemli `Erdscholle' (Berneker 310; vgl. zum -b- unten *gle-b-), vielleicht lit. glaũbti `an die Brust drücken', glaubstýti `liebkosen'.
E. glei-, z. T. mit weiterer, konsonantischer Ableitung (bes. glei-t-, -d-, glei-bh-; glei-m-) `kleben, schmieren', aber wohl ursprüngl. abgeleitet von gel- `ballen'; nach Specht Dekl. 144 Grundbed. `glänzend' (zu ĝel-, gel-?); nominal: gli-i̯o-, -no-, -tu-; gloi-u̯o-.
Gr. γλία f. `Leim' (sl. *glьjь, s. unten), γλίνη ds. (: sl. glěnъ, glina, ahd. klenan, air. glenim s. unten), γλοιός `klebrige Feuchtigkeit', γλοιός `klebrig, feucht' (*γλοιός: lett. glievs, slav. *glěvъ, s. unten), γλιττόν γλοιόν Hes. (*γλιτ-ός: lit. glitùs usw.), γλίχομαι `hefte mich an etwas, verlange heftig', γλίσχρος `leimig, zäh, schlüpfrig' (vermutlich mit -ρο- von einem *γλίσχω aus *γλίχ-σκω);
lat. glūs, -tis, glūten, -inis n. `Leim', glūtinō `leime zusammen' (ū aus oi, vgl. das ablautende:) glis, -tis `humus tenax', glittūs `subactis levibus, teneris' (Grundf. *gleitos mit intensivem tt);
air. glenim (*gli-nā-mi), cymr. glynaf `adhaereō'; dazu ferner air. fordíuclainn `verschlingt', nach Pedersen KG. II 540 aus for-dí-uks-glen- zu *glenaid (aus *gl̥-nā-ti); auch bret. geot `Gras' aus *gel-tā (Marstrander Prés. nas. 30 f.);
ags. clǣg (engl. clay), mnd. klei `Lehm', dän. klæg `zäher, fetter, lehmiger Schlamm' (germ. *klajja-; dazu ndd. kleggen `klettern'); ablautend norw. dial. kli `Schlamm, Lehm' (die Ableitung mnd. klick `Lehmerde' wohl nach slick `Schlick, Lehmerde'?), ahd. klenan `kleben, schmieren' (= ir. glenim, s. oben, vgl. auch nominal γλίνη usw.; ist klenan als st. V. in die e-Reihe übergetreten, daher auch anord. klunna `festhangen'?); hochstufig anord. klina `beschmieren' (*klīnian, schw. V.), mit oi norw. kleina ds.;
lit. gliejù, gliẽti `beschmieren', refl. gliẽtis `kleben bleiben';
sl. *glьjь in russ. glej `Ton, Lehm', poln. glej `schlammiger Boden' (: gr. γλία; erweitert russ. mdartl. glëkъ `Schleim, Blutwasser' aus *glь-kъ);
gleibh- (slav. Entsprechungen s. unten); an sich auch aus idg. *glei-p- herleitbar in
ahd. klëbēn `kleben, haften, festsitzen', as. kliƀōn, ags. clifian, cleofian `kleben, anhangen', ags. clibbor `klebend', hochstufig ahd. klīban `haften, kleben', as. biklīƀan ds., ags. clīfan `haften', anord. klīfa `klettern (sich anheften, anklammern)', mndl. clīven ds.; ahd. klība, as. klīva, ags. clīfe `Klette'; mit -oi- ahd. kleiben `befestigen (kleben machen)', nhd. kleiben `kleben, kleistern'; ags. clǣfre (*klaiƀriōn-), mnd. klāver, klēver `Klee'; hierher auch anord. kleif f., klif n. `steile Anhöhe', ags. clif n., mnd. klif `Klippe', ahd. klep (-b-) `Vorgebirge', mndl., mnd. klippe f. `Klippe' (daraus nhd. Klippe als `glatter Felsen', wie air. slīab `Berg' zu Wz. *sleib- `gleiten'); inwieweit in ags. ahd. klimban `klimmen, klettern' neben *gle-m-bh auch eine nasalierte Form von *glei-bh- unterläuft, ist unklar;
aksl. u-glьbl'ǫ `bleibe stecken' Aor. uglъbǫ, ἐνεπάγησαν', uglebъ (e = ь) `ἐνεπάγην', ablautend (*oi) russ.-ksl. uglěbl'evati `infigere', und (*ei) serb. glîb `Kot' (Berneker 310).
glei-d- in mir. glōed `Leim', ags. clāte f. `Klette', clīte f. `Huflattich', engl. dial.clote, clite, cleat `Klette', clite `Leim, Schlamm' (: lett. glī̀dêt `schleimig werden', vgl. Mühlenbach-Endzelin I 626, 627).
mit m-Formans: ags. clām `klehriger Stoff, Lehm', wozu anord. Kleima `Name einer Riesin' ags. clǣman `schmieren', ahd. chleimen `leimen';
lett. gliemezis, gliems, glieme `Schnecke, Muschel'; lit. gléimės `Schleim', glimùs `schleimig'; lett. glaĩma `Scherz, Schmeichelei', glaĩmuôt `scherzen, schmeicheln, liebkosen'(vgl. norw. dial. kleima `schmieren : liebkosen'); Mühlenbach-Endzelin I 621, 628 f.; Trautmann 92; über lit. glė̃mės s. oben S. 361;
sl. *glěmyždžь in čech. hlemýžd' `Schnecke'.
mit n-Formans (s. o. γλίνη usw.) russ.-ksl. glěnъ `Schleim, zähe Feuchtigkeit', glina `Ton';
glei-t- in ags. ætclīþan `festkleben, anhangen', schwachstufig cliða, clioða m. `Wundpflaster', ags. cliðe `Klette' (`die anhaftende'), ahd. kledda, kletta, ndl. klis, klit `Klette', nhd. klettern; auch wohl mhd. kleit, nhd. Kleid, ags. clāð ds.; mhd. klīster `Kleister', nisl. klīstra `kleistern' (als *gleit-tro- hierher oder mit dem germ. Formans-stra- von der einf. Wzf. *klī-, idg. glei-); norw. kleisa `kleben; (mit der Zunge kleben =) lispelnd oder unrein reden', anord. kleiss ī māle `stotternd'.
lit. glitùs `glatt, klebrig', glytė̃ `Nasenschleim, pl. Fischleim', lett. glîts `glatt, nett, hübsch'; lett. glīstu, glīdu, glîst `schleimig sein und werden', glīdēt `schleimig werden', gleîsts `Schwätzer'; s. Mühlenbach-Endzelin I 624, 627; vgl. oben S. 363 gr. γλιττόν;
vielleicht in russ. (usw.) glistъ, glistá `Wurm, Regenwurm, Bandwurm' (oder zu nhd. gleiten; Berneker 304);
mit u̯-Formans: germ. *klaiwa-, ahd. klēo-, klē `Klee' (nach dem klebrigen Saft der Blüte?) und *klīwōn-, mnd. klīe, ahd. klīwa, klīa, nhd. Kleie f. (wenn mit idg. ī, so ablautgleich mit lett. glīwe `Schleim').
lit. gléivės f. Pl. `Schleim', lett. glēvs `zäh wie Schleim, schlaff' (ob mit ē aus idg. *ē[i]?; über lit. glė̃mės s. oben S. 361 unter glem-), lett. glievs `schlaff' (= γλοιός), glīve `Schleim, grüner Schleim auf dem Wasser' (: ahd. klīwa, s. oben);
sl. *glě̌vъ (: lett. gli̇vs, γλοιός) in russ. dial. glevъ m., glevá f. `Schleim der Fische', poln. gléwieć (daneben gliwieć) `verderben (vom Käse'), ablautend klr. klýva `Leberschwamm (eine Pilzart'), serb. gljiva `Schwamm, Agaricus';
gr. γελάω, ἐγέλα(σ)σα `lachen', γελαστός `lächerlich', dor. (Pind.) γελᾱνής `lachend, fröhlich' (*γελασ-νής auf Grund von *γέλας, n. zu m. γέλως, ursprüngl. s-Stamm wie κρέας, idg. *ĝele-s, äol. zu γέλος n. umgebildet), γέλως, -ωτος, Akk. γέλω m. `Gelächter' (wohl nach γελάω umgefärbtes *γαλώς = arm. caɫr ds.); γελει̃ν λάμπειν, ἀνθει̃ν Hes.; mit Reduktionsstufe der 1. Silbe Γαλα-τεία Nereidenname (?), γαληνός `heiter, ruhig' (*γαλασνός), γαλήνη (äol. hochstufig γέλᾱνα) `Heiterkeit, Meeresstille';
mit Schwundstufe der 1. Silbe γλη̃-νος n. Prachtstück', γλήνη `Augenstern'.
ĝlǝi- in γλαινοί τὰ λαμπρύσματα Hes., zunächst zu ahd. kleini `glänzend, zierlich, fein' (nhd. klein, in älterer Bed. noch in Kleinod und schweiz. chlein und chlīn, mit unerklärtem ī), ags. clǣne `rein', engl. clean;
mit Formans -u̯o-: ἀγλα[]ός `hell herrlich' (*ἀγα-γλαός?), ἀγλαΐα `Glanz Pracht' (hierher auch ἀγάλλω `verherrliche schmücke, Med. sich zieren, freuen', mit ἀ- == n̥ `ἐν'? Ein anderer Versuch bei Boisacq 5);
über ags. clǣnе `rein', ahd. kleini `glänzend' s. oben;
die keltischen und baltoslav. Farbadjektiva air. gel `leuchtend, weiß', glan `rein', lit.gel̃tas `gelb, blond' usw. möchte ich wegen der germ. Parallelen lieber zur Farbwurzel ĝhel-stellen (s. dort); nur wenn galbus echt lat. wäre, müßte es samt lit. gul̃bis usw. hierher gestellt werden.
arm. Aor. cancay `ich erkannte' (an-can `unbekannt') unsicherer Grundform (zum Präs. *ĝn̥̄-nā-mi? oder aus *ĝen-? wie:) canaut` `bekannt';
air. itar-gninim, asa-gninaim `sapio' (Fut. -gēna aus *ge-gnā-, Pert ad-gēn-sa `cognovi, cognosco' aus *ge-gn-; am Präsensstamm gnin- ist der Vok. noch ungeklärt; vgl. Pokorny IF. 35, 338 f., Marstrander Prés. nas. 23);
got. kunnan `kennen, wissen' (kann, Prät. kunþa; Ausgangspunkt die schwundstuf. Pluralformen kunnum, kunnun aus *ĝn̥-nǝ-més); daneben schwaches Verb ana-kunnan `erkennen' usw. = ahd. kunnēn `noscere, temptare' (schon urgerm., Wissmann Nom. postverb. 146 f.); daneben hochstufiges ōn-Verb anord. kanna `untersuchen';
ahd. (usw.) starkes Verb. kunnan (kann) `wissen, können' (in den älteren Sprachzeiten nur von geistigem können = kennen, Gegensatz zu mögen); dazu das Kaus. got. kannjan (*ĝon-) `bekanntmachen, kundtun', ags. cennan `benachrichtigen, erklären, zuschreiben', ahd. ar-kennen `erkennen', bi-kennen `bekennen', nhd. kennen.
lit. žinaũ, žinóti, lett. zinât `wissen' (žìno = *gen-, danach Pl. žìnome, Inf. žinóti, Partiz. žinótas) == apr. posinna `ich bekenne' (Inf. posinnat, Partiz. posinnāts), ersinnat `erkennen';
sk̂o-Präs. apers. (Konj.) xšnāsātiy `er soll erkennen'; gr. γιγνώσκω, epir. γνώσκω `erkenne', lat. nōsco (gnōsco) `erkenne', ignōsco `habe ein Einsehen, verzeihe' (vgl. ai. anu-jñā-); alb. njoh `ich kenne' (*ĝnē-sk̂ō; 2. 3. Sg. njeh durch Umlaut); s. auch unten lit. pažį́stu;
Perf. ai. jajñā́u, lat. nōvī, ags. cnēow (cnāwan) `erkannte'; gr. Aor. ἔ-γνων, ai. Opt. jñā-yāt; gr. γέγωνα `bin vernehmlich, sage' (auch formell zum Präs. geworden γεγωνέω ds., γεγωνίσκω);
dazu das i̯o-Präs. ai. jñāyáte (Pass. zu jānā́ti), ahd. knāu (ir-, bi-, int-) `erkenne'(*gnē-i̯ō), ags. cnāwan (engl. know) ds. (zum w vgl. lat. nōvī, ai. jajñā́u), mit ahd. urknāt `Erkenntnis', und aksl. znajǫ, znati `kennen, wissen' (*ĝnō-i̯ō);
Desid. ai. jijñāsati, av. zixšnā̊ŋhǝmnā̊ `die erkundigen Wollenden'; lit. pažį́stu, -žinaũ, žìnti `kennen'; nach Leumann IF. 58, 118 aus *ĝn̥-skō herzuleiten; anders Persson Beitr. 341;
Kaus. ai. jñāpayati (die p-Form wäre alt, wenn Charpentier IF. 25, 243 mit Recht arm. canaut` `bekannt', i-St. = ai. jñapti-ḥ `Erkenntnis, Kunde' setzt); aber jñapta- vielmehr retograd aus kausat. jñāpita-, IF. 57, 226 f.
to-Partiz. ĝnō-tó-s (hat vielleicht das ō sekundär von den Verbalformen bezogen): ai. jñātá-ḥ `bekannt', gr. γνωτός (jünger γνωστός) ds. (ἀγνώς, -ω̃τος `unbekannt'), lat. nōtus, air. gnāth `gewohnt, bekannt' (cymr. gnawd `Gewohnheit'; dazu cymr. gnaws, naws `Natur', bret. neuz `Aussehen', als brit. Lw. air. nōs `Sitte'), gall. Κατου-γνᾱτος, Epo-so-gnātus; ai. ajñāta-, ἄγνωτος, ignōtus `unbekannt', air. ingnad `fremd'; daneben *ĝnŏ-tó-s (Umfärbung von *ĝnǝ-tós nach ĝnō-?) in lat. nota `Kennzeichen, Merkmal, Fleck, Mal' (substantiviertes Fem. des Partiz.), Denom. notō, -āre `kennzeichnen, beobachten; tadeln, rügen', daher wohl auch in cognitus, agnitus, vgl. mit derselben Vokalstufe gr. *ἄ-γνο-Fος in ἀγνοέω `weiß nicht', ἀγνοίᾱ, ἄγνοια `Unwissenheit'; besser über ἀγνόεω (steht für *ἀνόεω) und lat. nota (zu ὄνοσθαι `tadeln') jetzt Leumann Homer. Wörter 22823; toch. A ā-knats, В a-knātsa s. unten.
ĝnǝ-to-s in mcymr. yngnad, ynad `Richter' (*en-ĝnǝ-to-s), dirnad `Urteilskraft' (*dē-pro-ĝnǝ-to-), Loth RC 47, 174 f.
ĝn̥̄-tó-s in lit. pažìntas `bekannt', got. kunþs, ags. cūþ, ahd. kund `kund, bekannt', got. unkunþs `unbekannt'; mit Hochstufe der 1. Silbe av. paiti-zanta- `anerkannt' (wie ā-zainti- `Kunde').
ĝnō-ti- in ai. pra-jñāti-ḥ f. `Erkenntnis', gr. γνω̃σις f. `Erkenntnis', lat. nōti-ō f., aksl. Inf. znati, russ. znatь f. `die Bekannten'; vgl. ahd. urchnât f. `agnitio' (*ĝnē-ti-s);
ĝn̥-tí-s in ahd. kunst (-sti- für -ti-) `Kunst, Kenntnis, Weisheit' (got. kunþi `Kunde, Erkenntnis' aus *kunþia- n.), lit. pažintìs f. `Erkenntnis';
ĝnō-ter- in ai. jñātár-, av. žnātar- `Kenner', vgl. gr. γνωστήρ, lat. nōtor `Kenner, Bürge'; vgl. ai. jñāna-m (*ĝnō-no-m) `Kunde, Erkenntnis'.
ĝnō-mn̥ in gr. γνω̃μα `Erkennungszeichen; Winkelmaß' (daraus lat. grōma `Meßinstrument der Feldmesser' und, vom Akk. γνώμονα aus, auch norma `Winkelmaß, Richtschnur, Vorschrift, Regel'); aruss. znamja (aksl. znamenije, znakъ) `Zeichen' (von einem entsprechenden lat. *gnōmen ist *cognōmen, agnomen beeinflußt); gr. γνώμη `Meinung' (wohl für *gnō-m[n]ā), vgl. lit. żymė̃ `Merkzeichen' (*žįmė̃); γνώμων `Richtmaß'.
ĝnō-tel- in sloven. znâtelj `Kenner', russ. znátelь `Mitwisser'; auch ai. jñātár- könnte statt zu ĝnō-ter- hierher gehören.
ĝenǝ-tlo- : ĝnō-tlo- `Erkennungszeichen' in lit. žėnklas `Zeichen'; apr. ebsentliuns `bezeichnet': ai. jñātra- n. `Fähigkeit des Erkennens';
germ. *knōþla- in ahd. beknuodilen `vernehmbar werden', einknuadil `insignis'; vgl. lat.(g)nōbilis `kennbar, bekannt; vornehm, odel' (Adjektivierung eines *ĝnō-dhlom `Kennzeichen');
ĝnō-ro- in gr. γνώριμος `kenntlich, bekannt, angesehen', γνωρίζω `mache bekannt' (zu *γνω̃ρον), wozu mit Ablaut *ĝn̥̄-ró-: lat. gnārus `einer Sache kundig', ignārus `unkundig' (ignōro eher aus *ignāro nach nōsco umgefärbt als mit der Ablautstufe von γνώριμος), gnāruris Gloss. `gnārus', ignārurēs `ἀγνοου̃ντες', nārrāre `zu Wissen machen, künden' = umbr. naratu `narrātō', naraklum `nūntiātiō'; als Endglied von Kompositis ai. -jnā̆-, av. uxδa-šna- `die Rede kennend'.
Hierher vermutlich idg. ĝnē-u̯os `kundig, wer es weiß, wie man es zu machen hat, tatkräftig' in anord. knār `tüchtig, kräftig' (ags. gecnǣwe `eingestanden, bekannt' ist dagegen junge Bildungvon cnāwan aus); vgl. (aus *ĝn̥̄-u̯o-s?) lat. nāvus (alt gnāvus) `regsam, tatkräftig', ignāvus `ohne Tatkraft', woneben mit *-ǝu̯- mcymr. go-gnaw `vertraut mit' (*upo-uk̂s-ĝnǝu̯o-?), mbret. gnou `manifeste, évident', abret. inschr. Bodo-cnous (d. i. -gnous, Loth RC 18, 93), mir. gnō `ausgezeichnet', nir. gnō `business, affairs'. Eine ähnliche Bed.-Entw. in der germ. Sippe aisl. kø̄nn `einsichtsvoll, klug, tüchtig', ags. cēne `kühn, dreist', ahd. kuoni `kühn, kampflustig' (Dehnstufe wie γέγωνα), vgl. mit Tiefstufe lit. žýnė `Hexe' (`die Kluge'), žýnis m. `Hexenmeister';
toch. AB knā- `wissen, erkennen', A ā-knats, В a-knātsa `unwissend'.
Über hitt. ḫa-an-na-i `urteilt' s. Pedersen Hitt. 201 (wenig glaubhaft).
ai. gā́tram `Glied, Körper'; gātú-ḥ `Gang, Weg, Raum, Ort', av. gātu-š `Ort, Liegerstatt, Sessel, Thron', apers. gāɵu ds.; ai. ví-gāman- n. `Schritt' (pr̥thú-pra-gāman- `weiterschreitend'; vgl. gāmin- `gehend', Weiterbildung eines o-St. gāma-ḥ), av. gā-man- n. `Schritt', ai. gāya-m `Schritt' in uru-gāyá- `weiterschreitend, weit' (vom Weg), av. gāya- (Akk. gāim) `Schritt' (mit Formans -ya-);
arm. kam `stehe' ( : gr. ἔβην);
gr. *βίβησι, βιβά̄ς, ἔβην s. oben; βηταρμός `Tanz', βητάρμων `Tänzer' (aus *βᾱτος oder *βᾱτᾱ `das Fußaufsetzen' + ἄρμα `Gefüge'); ἀμφισβητέω, ion. ἀμφισβᾱτέω `streite' (`nach zwei Seiten auseinandergehend'), βη̃μα n. `Schritt' ablautend βωμός m. `Tritt, Stufe, Gestell, Altar'; Infinitiv βήμεναι; βηλός m. `Türschwelle'; βέβηλος, dor. βέβᾱλος, kyren. βάβᾱλος `betretbar, ungeweiht' (Gegensatz von ἄβατος `unvergänglich, heilig'); tiefstufig βέβαιος `sicher' (*gut gangbar); βάδην Adv. `im Schritt'; βάδος m. `Weg', βαθμός m. `Stufe, Schwelle, Schritt', βάθρον `Grundlage', ἐμβάτης `Männerschuh';
alb. ngā `ich laufe' (*ga-ni̯ō);
lit. dial. góti `gehen'; lett. gāju (Prät. zu iêt) `ich ging' (setzt ein Präs. *gāi̯ō voraus, dessen j präsensbildend sein wird), davon weiter gâjums `Gang, Reihe'; gàita `Gang' (mit analogischem ai, Endzelin Lett. Gr. S. 678); gātis Pl. `Fluglöcher der Bienen'; lit. próga `Gelegenheit, Frist' (Präfix *prō̆ + gā); lit. gãtvė `Straße, Viehtrift', lett. gatva `Weg, Durchgang' sind germ. Lw.
Vielleicht hierher auch die kelt. Worte für `sterben' (als `fortgehen', ἐκ βροτω̃ν βη̃ναι), wie air. baĩd `stirbt' (*bā-a-ti aus *gʷā-), at-bath `starb' (*-gʷǝ-t . .), bath `Tod' = cymr. bad `Pest', bret. bad `Betäubung', corn. bad-us `wahnsinnig'; air. bās `Tod' ist nach gnās `Gewohnheit' usw. gebildet. Trotz Thurneysen Gr. pp. 547, 728 ist ein Stamm bā̆s- nicht nachzuweisen; s. richtiger Pedersen Litteris 2. 89 f.
2. gʷem-:
Unthematisch *(e)-gʷem-t (> *e-gʷen-t), -gʷm̥-té, -gʷm-ent im ai. Aor. ágan, gan (g für j nach Formen mit ursprünglichem *gʷm̥-, *gʷm-; 1. Sg. ágamam), ágata (*gʷm̥-), ágman, ágmata; gthav. 3. Sg. Inj. uz-jǝ̄n, 3. Pl. gǝmǝn;
arm. 3. Sg. ekn `er kam' (= ai. ágan); über die noch unklare 1. Sg. eki, 3. Pl. ekin siehe Meillet Esquisse 134 f.;
gr. βάτην 3. Du., ὑπέρβᾰσαν 3. Pl. wohl zur Wurzelf. *gʷā-;
Konj. *gʷemeti in ai. gám-at, -anti, gthav. jamaiti, jimaiti; Opt. gʷm̥-i̯ēt in ai. gamyāt, av. jamyāt̃, ap. jamjāh (j für g aus Formen mit hochstufigem idg. *gʷem-); ags. cyme s. unten;
thematisch: hochstufig ai. gámati, av. jamaiti `geht' (ai. gamáyati `läßt kommen, führt herbei', av. jāmayeiti `bringt zum Weichen'), tiefstufig ai. (Opt. Aor.) gamḗt, gamḗma, gamemahi, wohl auch Aor. ágamat; Perf. ja-gā́ma `ich ging' (vgl. got. 1. Pl. qemum); av. frā-ɣmat̃ (gthav.-gǝmat̃) `er kam hinzu', apers. a-gmatā;
osk. kúmbened `convenit', cebnust (aus *ce-benust) `(huc) vēnerit', umbr. benust, benurent `venerit, -int'; lat. Konj. advenam (über n für m s. unten; vielleicht mit analogischem -en- nach den Formen wie lat. veniō, ventum, vēnī);
got. qiman (Prät. qam, 1. Pl. qemum: ai. 1. Sg. Perf. ja-gāma), ahd. queman und (tiefstufig?)coman = ags. cuman, anord. kōma `kommen'; ags. Konj. Präter. (alter Optat.) cyme (*gʷem-ī-t);
toch. A käm-, kum-, В käm-, kam-, śem `kommen'.
i̯o-Präsens *gʷm-i̯ṓ in gr. βαίνω `gehe' (Fut. βήσομαι usw.), lat. veniō `komme' mit sehr altem Wandel von -mi̯- zu -ni̯-; nach Schwyzer Gr. Gr. I 309 könnte das n auch von Formen wie av. jantu (*gʷem-tu-), arm. ekn (*e-gʷem-t) bezogen sein; zu vēnimus stimmt got. qemum;
sk̂o-Präsens *gʷm̥-skṓ: ai. gácchati, av. jasaiti `er geht', gr. βάσκε `geh! komm!' toch. A kumnäš `er kommt', Med. kumnästär, В känmasträ.
Verbaladjektiv: ai. gatá-ḥ `gegangen', av. gata- ds., gr. βατός `gangbar' (*gʷm̥-to-s), lat. in-ventus.
Andere Nominalbildungen:
ai. gáti-ḥ f. `Gang', av. aiwi-gati- `das Herbeikommen = Eintreten, Beginnen', gr. βάσις f. `Schritt; Grundlage' (*gʷm̥-ti-s), lat. con-venti-ō `Zusammenkunft', got. gaqumþs `Zusammenkunft' (*-gʷm̥-tis), anord. samkund f. ds., ahd. cumft, nhd. Ankunft; ai. gántu-ḥ m. `Gang, Weg', lat. adventus, -ūs `Ankunft'; got. qums `Ankunft' (*gʷem-is), ags. cyme, ahd. cumi; ai. gamya- `wohin man gehen kann oder soll', osk. kúmbennieís Gen. `conventūs'; ahd. biquāmi `bequem' (vgl. `bekömmlich'), ags. gecwēme `angenehm, passend', anord. kvǣmr `zum Kommen berechtigt oder imstande'; kvāma f. `Kommen, Besuch', kōma ds.;
toch. A kum-, AB kam-, A käm-, В śem- `kommen', A kumnǝṣ, Med. kumnǝṣtǝr `kommt', A kakmu, В kekamu `gekommen'.
Mit einer Bed.-Entwicklung `(zur Welt) kommen' = `geboren werden':
av. ni-jāmayeinti `sie bringen zum Gebären' (*ni-jāma- `Geburt');
gr. ἐ-βάθη ἐγεννέθη Hes.;
alban. pre-gjim `Gastmahl bei der Erstgeburt';
lit. gemù, gim̃ti `geboren werden' = lett. dzemu, dzìmt ds., lit. gìmstu (zum Akzent siehe Schulze KZ. 45, 230) = lett. dzìmstu ds., lit. giminė̃ `Familie', gỹmis `Geburt', gãmas `Angeborenes', Kausat. gamìnti `Kinder erzeugen, Vieh züchten', lett. dzìmts `angeboren, erbgehörig, leibeigen', dzìmša `Geburt' = apr. gimsenin Akk. Sg. `Geburt', apr. gemton `gebären', gemmons Partiz. Perf. `geboren'.
ablaut. mit lat. cinis, -eris f. m. `Asche' (aus *cenis), Dimin. cinis-culus (κόνις, cinis sind wohl ursprüngl. ein neutr. is-St. gewesen, und haben erst einzelsprachlich wegen des Nom. auf -is Geschlechtswechsel erlitten).
II. Schwere Basis kenǝ-, knē-: att. κνη̃ν, 3. Sg. Präs. κνῃ̃, später κνή-θω `schabe, kratze; jucke', κνηθμός, κνησμός, κνησμόνη `das Jucken', κνη̃σις `das Reiben, Kratzen; Jucken', κνη̃σμα `Abschabsel', κνηστήρ `Schabmesser', κνη̃στις `Schabeisen' und `Rückgrat' und `Brennessel'; att. Κονίσαλος `Dämon des Geschlechtstriebes' (auf ein ar. *knāth- gleicher Geltung will Güntert KZ. 45, 200 av. xnaąɵaitī `Name einer Pairika' zurückführen).
Ahd. nuoen, mhd. nüejen `durch Schaben glätten, genau zusammenfügen', ahd. hnuo, nuoa `Fuge, Nut', as. hnōa `Fuge, Nut, schmale Ritze', mhd. nuot `Zusammenfügung zweier Bretter, Fuge', nhd. Nut, Nute.
Mir. cnáïm `verzehre, nage'; ēcna `Verzehren' (Stokes KZ. 41, 385) ist ganz fraglich;
mir. cnāim m. `Knochen' (*knō-mi-s `Benagtes'), cymr. cnaw, Pl. cnofein.
1. d-Erweiterung kenēd-, kenǝ-d-:
gr. κνώδων, -οντος Pl. `die den Schwertgriff gegen die Klinge abgrenzenden Zähne oder Haken', Sg. `Schwert', κνώδαξ, -ᾱκος m. `Achsenzapfen' (`*Zahn'), κνώδαλον `(bissiges =) wildes, gefährliches Tier' (seit Hom.), schwachstufig κναδάλλεται κνήθεται Hes., mit e der ersten Silbe (wie κίναιδος, κινώπετον, s. unten) κίναδος sizil. `Fuchs', att. als Schimpfwort, bei Hes., θηρίον, ὄφις';
lit. kándu, ką́sti (*konǝd-) `beißen', kándis `Milbe', kañdis `Bissen' (sekundärer Schleifton) ką́snis `Bissen', lett. kuôžu, kuôdu, kuôst `beißen, scharf sein, scheiden' (nach Persson Beitr. 808 auch kńadas `Nachbleibsel beim Getreidereinigen; Reizen, Necken, mit sekundärer Mouillierung);
ksl. kusъ `frustum', serb. kus `Bissen, Stück', ksl. kusaju, kusati, serb. kûsām, kúsati (usw.) `beißen' (schleiftonig wie von leichter Wurzelf.); abg. čęstь `Teil' (*kn̥d-ti-); ohne s-Erw. poln. kądek `Bissen, Stück, Brocken'.
2. Labialerweiterungen:
kenē-p-: gr. κνώψ, -πός `bissiges Tier', κνωπεύς ἄρκτος Hes.; κῐνώπετον (*kenōp-) `Tier, bes. Schlangen und anderes giftiges Gewürm'.
kenē-bh-, kenǝ-bh-:
gr. κνήφη `Krätze, Räude', mit anlaut. s- σκνήφη Hes. `Brennessel'; κνάπτω (γνάπτω) `kratze, kratze auf, walke; zerreiße, zerfleische', κνάφος `Weberkarde, womit der Walker das Tuch aufkratzt; Marterwerkzeug', κναφεύς `Walker, Tuchscherer', κνάφαλον (κνέφαλλον Eur., γνόφαλλον Alkaios) `abgekratzte Wollflocken; Kissen' (die Auffassung von κναφ- als Kreuzung von κνεφ- und καφ- =κn̥φ- ist unwahrscheinlich, s. Persson Beitr. 139);
gall. GN Cnabetius (: run. Gen. Hnab[ī]das), air. cnai `vellus' (aus dem Cymr.), cymr. cnaif `Fließ', cneifio `tondere', ncorn. (?) kneu, bret. kreoñ, Vannes kaneo `Fließ'; anders J. Loth RC 43, 408 f.;
run. Gen. Hnab(i)das (idg. *knǝbhetós `verstümmelt'), aisl. hnafa, Prät. hnōf `schneiden', hnefi m. `Faust, Schwert', mhd. neve `Faust', PN ags. Hnæf, ahd. Hnabi; geminiert aschwed. nappa `kneifen, zerpflücken' und die j-Verba aisl. hneppa `kneifen, klemmen, drücken', ags. (einmal)hnæppan `schlagen, gegen etwas stoßen';
fern bleiben jedoch ags. hnappian `schlummern', ahd. hnaffezen ds., nhd. dial. na(p)fezen ds. (Wissmann Nom. postverb. 183);
lit. kniebiù, kniẽbti `leise kneifen'; lett. knā̀b-ju, -u, -t `picken, zupfen', Iter. knābāt; lit. knab-ù, -ė́ti `schälen (Kartoffeln u. dgl.)', knabùs `langfingerig, diebisch, geschickt', knabénti, knebénti `(auf)picken', knimbù, -aũ, knìbti `zupfen, klauben', lett. knibêt, knibinât Iter. `klauben' (-ni- kann Tiefstufe zu -nĕ- sein); ob die folgenden Worte erst aus knib- gefolgerten Ablaut nach der i-Reihe haben oder z. T. alte Reste der i-Variante kenei-bh- sind, ist nicht sicher; lit. knỹburiuoti `mit irgendeiner Hand- oder Fingerarbeit beschäftigt sein', lett. kniêb-ju, -u, -t `zwicken', Iter. knaibît.
3. s-Erweiterung kene-s-, k(e)nē-s-:
ai. redupl. ki-knasa- m. `Teile des zerriebenen Korns, Schrot, Grieß';
gr. κνέωρος, -ον `Nesselart' (wohl aus *κνη[σ]ορος);
got. hnasqus `weich, fein' (von Kleidern; ursprüngl. entweder `durch Reiben oder Knistern weich gemacht' oder `weich wie gekratzte Wolle'), ags. hnesce `zart, weich, schwach', ahd. [h]nascōn `naschen (*abknipsen), Leckerbissen genießen'; lett. knùosti, knuost `mit dem Schnabel im Gefieder rupfen'. Vgl. von der i-Basis kenei-s-: lit. knisù usw., s. unten.
III. i-Basis keni-, kenǝ-i:
1. Grundlage des -w-St. gr. κόνις, lat. cinis, s. oben; gr. ἀπο-, ἐκ-, δια-κναίω `zerschabe, zerreibe, reibe auf u. dgl.' (scheint *knǝi̯-ṓ mit nach ἔκναι-σα, κναί-σω bewahrtem i); dazu gr. κίναιδος `unzüchtig', eigentlich `pruriens', erwachsen aus einem Adv. auf -δόν wie βάδος `Marsch' aus βαδόν Adv.
2. Dentalerweiterungen:
k(e)nē̆i-d-:
gr. κνίζω (Fut. κνί̆δω) `schabe, kratze, reiae' (*κνιδι̯ω), κνισμός `Jucken, Sinnenkitzel', κνίσμα `das Abgeschabte, Abgekniffene, Stückchen, Brocken'; κνί̄δη `Brennessel';
mir. cned `Wunde' (*knidā), dazu ir. cymr. cnes `Haut' (*knid-tā);
aisl. hnīta (hneit) `an etwas anstoßen', hneita (*hnaitjan) `stoßen, beleidigen', hnita, -aða `nieten', ags. hnītan `stoßen, sticken', hnitol (mnd. netel) `stößig, cornipetus', gehnǣst n. `Zusammenstoß, Kampf', as. of-hnītan `wegreißen';
lett. kniẽdêt `nieten' (wie aisl. hnita); lett. knidêt `jucken, kriechen, sich bewegen'; daneben von einer Wurzelf. auf t: lett. knìest, 3. Präs. knìeš Prät. knìete `jucken', kniẽtêt ds.
Unter der Vorstellung des kratzenden, stechenden Geruches sind anreihbar: hom. κνί̄ση `Opferduft, Fettdampf, Qualm' (*κνῑδ-σ-ᾱ, vgl. lat. lixa : liquor, lit. tamsà : ai. tamas-; in die ă-Dekl. übergeführt att. κνι̃σᾰ);
lat. nīdor (*cnīdōs) m. `Bratenduft, Brodem, Dampf, Qualm';
aisl. hniss n. `Geruch, ekelhafter Geschmack beim Essen' (: hnīta; vgl. got. stigqan `stoßen': ags. ahd. stincan `stinken').
3. Labialerweiterungen:
gr. κνί̄ψ, Akk. Pl. κνι̃πας `eine Ameisenart, die Honig oder Feigen annagt; unter der Rinde lebendes Insekt', mit anlaut. s- σκνί̄ψ `kleiner Holzwurm', κνῑπός, σκνῑπός `knauserig', σκνί̄πτω, σκενί̄πτω, οκηνί̄πτω `kneife'; κνίφεα κνίδας Hes., κνίφων (s. dazu auch *gen-, gneibh- `zusammendrücken');
mndl. nipen st. und schw. V. (ndl. nijpen) `kneifen, drücken, anrühren, greifen', mengl. nīpin `drücken' (germ. -p[p]-, vgl.:) aisl. hnippa `stoßen, stecken', hnippask `zanken', mengl. nippen `kneifen, klemmen', engl. nip, nd. ndl. nippen `nippen', nhd. bair. nipfen, nipfeln `nippen'; nd. nibbelen `abbeißen'; vielleicht lit. knimbù u. dgl. (s. o. unter kenē-bh-), wenn mit altem i-Vokalismus.
4. s-Erweiterung: lit. knisù, knìsti `wühlen, graben', lett. knisis, knislis `kleine Mücke'.
IV. u-Basis kenu-, kneu-:
1. Gr. κνό()ος, κνου̃ς `das knarrende Reiben des Rades in der Radachse; Larm der Füße beim Marschieren', κνύ̄ω `kratze leicht', κνυ̃μα `das Kratzen, leichte Anpochen', κνύος n. `Krätze', κνύ ἐλάχιστον Hes.;
aisl. hnøggva, hnǫgg (und schwach hnyggja) `stoßen' (ursprüngl. `reiben, kratzen') = ahd. hniuwan, mhd. niuwen `zerstoßen, zerquetschen' (ags. hnygelan, Plur. `Abschnitzel' aus *hnuvilan-?); ferner mit der Bed. `karg' (vgl. schäbig : schaben) aisl. hnøggr `knapp, karg, sparsam', ags. hnēaw `karg, knauserig', mnd. nouwe `eng, schmal, knapp, gering, genau', mhd. nou, nouwe `eng, genau, sorgfältig', nhd. genau;
lett. knūdu und knūstu, Inf. knūt und knūst, Prät. knūdu `jucken' (d(h)- und st-Präs., vgl. mit wurzelhaft behandeltem -d- auch knudêt ds.); poln. knować `zerstückeln, ästeln', knowie `Strohsplitter'? (s. auch Brückner KZ. 45, 313 wegen slav. *kъnъ `Stamm', *kъńiga `Buch', worüber anders Berneker 663, 664).
2. Dentalerweiterungen:
Mit d: gr. κνυ̃ζα, κνυ̃σα `Krätze', κνυζου̃μαι `kratze mich'; über κόνυζα s. unten; ags. hnot `abgeschabt, kahl, kurzgeschoren'.
Mit dh: gr. κνύθος ἄκανθα μικρά Hes., κνυθόν σμικρόν Hes.;
aisl. hnjōða, hnauð `stoßen, schlagen, nieten', ahd. pi-hnēotan `befestigen', mhd. niet m. f. `breit geschlagener Nagel, Niet', nieten `nieten'; aisl. hnyðia `Werkzeug zum Schlagen oder Klopfen';
norw. dial. nuddast `abgestumpft werden' (mit s- schwed. mdartl. snudda `sanft berühren', Falk-Torp u. nudd); ahd. hnotōn `schütteln', mhd. notten `sich hin und her bewegen', mengl. nodden, engl. nod `nicken'; aisl. hnoss f. `Kleinоd' (`gehämmert'), ags. hnossian `klopfen'. Über lett. knudêt usw. s. oben 1.
Mit t: vermutlich got. hnuþō, hnutō `σκόλοψ', aisl. hnūðr `Stange, Pfahl', lett. knute, knutele `dünne Stange' (oder Lw. aus nhd. Knüttel?).
3. g-Erweiterungen: gr. κόνυζα, σκόνυζα, κνυ̃ζα `starkriechende Pflanze, Erigeron viscosumL.' (wenn -ζ- aus -γι̯- ; auch -δι̯- ist gleich möglich; zur Geruchsbed. vgl. oben κνι̃σα, nīdor); aisl. hnykr (*hnuki-) `Gestank' (daneben fnykr, snykr, knykr, nykr ds., wobl späte Anlautswechselformen).
4. Labialerweiterungen:
Mit idg. b: got. dis-hniupan `zerreißen', dishnupnan `zerrissen werden', aschwed. niupa `kneifen', ags. ā-hnēopan `abpflücken'; mit intensiver Kons.-Doppelung norw. mdartl. nuppa `pflücken, rupfen', ags. hnoppian `pflücken', dän. mnd. noppe `Wollflocke, Zotte, Hechelhede';
mit idg. bh: aisl. hnȳfill `kurzes, abgestumpftes Horn, Lamm mit solchen Hörnern', ndd. nobbe, nubbe `Wollflocke', mhd. noppe, поp `Tuchflocke' (eher Lw. aus mnd. noppe).
5. s-Erweiterung: lett. knaũsis `kleine Mücke' (wie knisis, k̨nislis von der i-Basis).
gr. καινός `neu, unerhört';
lat. recens `frisch, jung, neu', eigentlich `gerade vom Ursprung, der Geburt her';
mir. cinim `entspringe', ciniud `Geschlecht, Stam'; air. cenēl `Geschlecht', acymr. cenetl, ncymr. `Geschlecht, Nation'; vielleicht auch acymr. mcymr. cein, ncymr. cain, mbret. quen, air. - aus dem Brit. - caín `schön' (: gr. καινός `schön' = `jung'?); echt ir. ist căin (*keni-) ds.;
mir. cano, cana `Wolfsjunges', cymr. cenau `junger Hund oder Wolf' (*kenǝu̯ō: ken-);
gall. Cintus, Cintugnātos (`Primigenitus'), air. cētne, cēt- `erster', cymr. usw. cyn(t) `erst, vor, eher', cyntaf `der erste';
burgund. hendinos `König'; strittig got. hindumists `äußerster, hinterster', ahd. hintana, hintar `hinter', ags. hindema `der letzte' (`novissimus');
aksl. vъ-, na-čьną, -čęti `anfangen', začęti `ds.; empfangen (vom Weibe)', konъ `Anfang', konьcь `Ende', aksl. čędo `Kind' (wenn nicht Lw. aus nhd. Kind; s. Berneker 154); mit beweglichems- osorb. ščeńo `das letztgeborene Kind', russ. ščenók `junger Hund', aksl. štenę `catulus'.
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