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*) E.-M. 74 will wegen arm. eri `Bug, Schulter von Tieren', y-eriurel `anpassen' eine Grundform *er- postulieren. Aber arm. eri geht nach Liden Mél. Pedersen 88 f. auf idg. *rēito-, *rēiti zurück! Vgl. Trautmann 242.
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Av. arānte `sie setzen sich fest, bleiben stecken', ai. ará-ḥ `Radspeiche', aram, álam Adv. (áraṃkar-, alaṃkar `zurechtmachen' und `dienen', wozu wohl аrа-tí- `Diener' und rā-tí- `bereitwillig', av. rāiti `dienstwillig, Diener') `passend, genug', av. arǝm `passend, entsprechend' (arǝ̄m-piɵwā `Mittag' = `die zum Mahle passende Zeit', woneben ra-piɵwā ds. mit schwundstufigem ra- neben *ara-, wovon arǝm Adv., Bartholomae Airan. Wb. 189, 1509), ratu- m., `Richter, Schiedsrichter' und `Zeitraum' (gemeinsame Grundbedeutung etwa `Zurechtlegung', woraus `Zurechtlegung des Rechts' und `richtiger Zeitpunkt'); ai. ar-p-áyati `steckt hinein, befestigt'; über hett. ḫar-ap- (ḫarp-) `hinstellen'? vgl. Couvreur Ḫ 114 f.;
arm. aṙnem `mache', y-ar `consentaneo, congiunto, contiguo, appresso' (arar `hat gemacht' = gr. ἄραρε), wovon yarem `aggiungere, congiungere' (Bugge KZ. 32, 21), č̣ar `schlecht' mit negativem č̣ [= oč̣] `nicht passend' (Bugge aaO. 23);
gr. ἀραρίσκω, Perf. ἄρᾱρα `füge zusammen', ἄρμενος `angefügt, passend', ὄαρ `Gattin' (wohl nach Brugmann IF. 28, 293, Schwyzer Gr. Gr. I 434 hierher mit Präf. *o-, kaum zur Wz.*ser- oder Wz. *u̯er-, ἀ-Fείρω); dazu ὀαρίζω `habe vertrauten Umgang'; auch `plaudere vertraulich'; χαλκο-άρας `erzgefügt, gepanzert', auch χερι-άρας τέκτων Pind., ἄρ-θρον `Glied, Geleuk', ἀρθμός `Verbindung, Freundschaft', ἄρθμιος `vereint'; mit t-Suffixen homer. δάμ-αρ-τ- `Hausfrau' (`die des Hauses Waltende'), äol. δόμορτις Hes.; πυλάρτης `Hades als Verschließer des Unterweltstores' (Schwyzer Gr. Gr. I 451, 5); ἀρε- in ἀρέσκω `gleiche aus, mache gut, befriedige', ἀρέσκει μοι `es paßt, gefällt mir', ἀρέσκεσθαι, ἀρέσσασθαι `sich verständigen, einig werden mit jemandem; sich geneigt machen, versöhnen', ἀρετή `Tüchtigkeit', ἀρείων `besser' (in Beziehung steht wohl ἀρι- `sehr' in Kompositis, womit Reuter KZ. 31, 594a 1 auch ai. ari-gūrtá-, -ṣ̌tutá- als `eifrig gepriesen' vergleichen möchte; unsicher wegen gr. ἐρι- `sehr' s. Boisacq s. v., oben S. 24 Anm.); ἄριστος `besser, best', ἀριστερός `links'.
Mit Dehnung θυμ-ήρης `wohlgefällig', ὅμηρος `Gatte; Geisel, Unterpfand', ὁμηρέω `treffezusammen'; nach Birt Philol. 87, 376 f. wäre ῎Ομηρος eigentl. `Begleiter, der Blinde, der mit seinem Führer geht'.
Aus dem Slav. vielleicht poln. ko-jarzyć `knüpfen, verbinden, vereinigen' (z. B. Miklosich EWb. 100, Berneker 31, 532).
Über das vielleicht verwandte gr. ἄρα, lit. ir̃ s. 4. ar `nun, also'.
Toch. A ārwar, В ārwer, ārwar `bereit', А аräm, В ere `Gesicht' (vgl. lat. figura). Van Windekens BSL. 41, 56, Duchesne-Guillemin ebenda 173.
t-Bildungen: r̥t-, art- `zusammengefügt'.
Ai. r̥tá- n. `passend, recht', r̥tám n. `wohlgefügte, heilige Ordnung' (zur Bed. s. Oldenberg GGN. 1915, 167-180; nicht `Opfer'), r̥tēna `rite', av. arǝta-, ǝrǝta- n., apers. arta- (in Kompos.) `Gesetz, Recht, heiliges Recht', av. aša- u., `was recht, wahr ist', ai. r̥tāvan(t)- `ordnungsgemäß, gerecht', av. ašā̆van/t/-; ai. r̥tú-ḥ `bestimmte Zeit, Ordnung, Regel', r̥tí-ḥ f. `Art, Weise' (zu unserer Wz. nach Kluge PBrB. 9, 193; s. auch Meringer IF. 17, 125, B. Geiger WZKM. 41, 107), av. aipi-ǝrǝta- `bestimmt, fest zugewiesen';
arm. ard, Gen. -u (= gr. ἀρτύς, lat. artus, -ūs, vgl. auch oben ai. r̥tú-ḥ) `struttura, costruzione, ornamento' (Hübschmann Arm. Gr. I 423, Bugge KZ. 32, 3), z-ard `apparatus, ornatus'; ard `soeben, jetzt' (= gr. ἄρτι) (Bartholomae Stud. II 23, Bugge aaO., Meillet Esquisse 36), ardar `gerecht' (Hübschmann Arm. St. I 21, Arm. Gr. I 423; PerssonBeitr. 636 a 2 erwägt dafür auch idg. dh; vgl. av. arǝdra- `getreu, zuverlässig, glaubenstreu, fromm' und die anderen unten genannten dh-Ableitungen), ardiun `struttura (Pedersen KZ. 40, 210);
gr. ἁμαρτή `gleichzeitig' (Instr. eines *ἁμ-αρτός `zusammengefügt, zusammentreffend'), ὁμ-αρτέω `schließe mich an jemanden an, begleite' (auf Grund eines *ὅμ-αρτος); ti-St. in ἀρτι-Fεπής (`des Wortgefüges kundig'), ἀρτί-πο(υ)ς `mit gesunden Füßen', ἀρτί-φρων `mit fest(gefügt)em Verstande' (vermutlich auch in ἄρταμος `Schlächter; Mörder', wovon ἀρταμέω `schlachte, zerstückle', nach J. Schmidt Krit. 83 f. aus *ἀρτι- oder allenfalls *ἀρτοταμος `kunstgerecht zerschneidend', vgl. ai. r̥ta-nī- `richtig führend', r̥ta-yuj `richtig eingeschirrt'); wohl auch ἀρτεμής `frisch und gesund', vеrmutlich dissimiliert aus *ἀρτι-δεμής zu δέμας `mit wohlgefügtem Körper'; ἄρτι `eben, gerade' von der Gegenwart oder nächsten Vergangenheit (vgl. oben arm. ard `soeben, jetzt' und ard-a-cin `neugeboren' wie gr. ἀρτι-γενής; morphologisch noch nicht ganz klar, vielleicht Lokativ); ἀπ-αρτί `genau, gerade', ἄρτιος `angemessen, gerade, vollkommen', ἀρτιάζω `spiele gerade oder ungerade', ἀρτίζω `mache fertig, bereite', ἄρσιον δίκαιον Hes., ἀνάρσιος `feindlich', ἐπαρτής `gerüstet';
ἀρτύν φιλίαν καὶ σύμβασιν, ἀρτύς σύνταξις (= lat. artus) Hes., ἀρτύω, ἀρτύνω `füge zusammen, bereite', ἀρτύ̄νας, ἄρτῡνος, ἀρτῡτήρ Beamtentitel von Argos, Epidauros, Thera.
Lat. artus `eng in Raum und Zeit, straff' (Adv. artē, ursprüngl. Instrumental wie ἁμαρτή); ars, -tis `die Geschicklichkeit, Kunst, Art und Weise' (eigentlich `Zusammenfügung, Gabe richtig zusammenzufügen' = mhd. art), dazu die Komposita in-ers `kunstlos, träge', soll-ers `geschickt', allers, alers `gelehrt'; artiō, -ire `fest zusammenfügen, zusammenpressen' (jünger artāre); artus, -ūs `Gelenk, Glied', articulus `ds.; Augenblick, Wendepunkt';
lit. artì `nahe' (Lok. des ti-St.);
mhd. art f. `Art und Weise', anord. ein-arđr `einfach, aufrichtig', einǫrd `Zuverlässigkeit';
toch. В ar(t)kye `reich, wertvoll' (?).
m-Bildungen:
A. Von der leichten Basis ar-.
Arm. y-armar `passend, angemessen' (Bugge KZ. 32, 21);
gr. ἁρμός `Fuge, Zusammenfügung, Gelenk', ἁρμοι̃ `eben, jüngst' (ἁρμόζω `verbinde, füge zusammen, passe an, ordne', ἁρμονία `Verbindung, Bund, Ebenmaß, Einklang'), ἅρμα `Wagen' (über den ` dieser Worte s. Sommer Gr. Lautst. 133, Meillet BSL. 28, c.-r. 21 f. [*arsmo-?], Schwyzer Gr. Gr. I 306; weitere Lit. bei Boisacq 79), ἁρμαλιά `zugeteilte Nahrung, Proviant';
lat. arma, -ōrum `Gerätschaften, Rüstzeug, Waffen', armentum `Rudel von Pferden oder Rindern'.
Darau klingt an anord. jǫrmuni `Rind, Pferd' und die PN got. *Aírmana-reiks, ags. Eormenrīc, aisl. Jǫrmunrekr, mhd. Ermenrīch; dasselbe erste Glied zur Bezeichnung von etwas großem auch z. B. in Ermunduri `Großthüringer', anord. jǫrmungrund `die weite Erde' = ags. eormengrund, ahd. irmindeot, as. Irmin-sūl, und in der Kurzform Herminones. Doch bestreitet Brückner KZ. 45, 107 mit Recht, daß `Großvieh' die ursprüngliche und `groß' die daraus abgeleitete Bed. sei und entscheidet sich umgekehrt für `groß, erhaben' als Ausgangspunkt wegen slav. raměnъ `gewaltig, stark, heftig, plötzlich' (ob hierher lit. er̃mas `Ungeheuer', lett. ęr̃ms `Affe, Possenreißer, wunderliche Erscheinung'?), das als `emporgeschossen' zu *er-, *or- (orior usw.; vgl. formell ὄρμενος), nicht als `festgefügt, massiv' zu *ar- `fügen' gehört.
Aksl. jarьmъ `Joch' (z. B. Miklosich EWb. 100, Berneker 31), sloven. jérmen `Jochriemen, Riemen'; mit schwundstufigem Anlaut und themat. Vokal: aksl. remenь, serb. rè́mēn usw. `Riemen'; Specht Dekl. 149 f.
Toch. В yarm, AB yärm `Maß'.
В. Von der schweren Basis аrǝ-mo-: r̥̄-mo- `Arm'.
Ai. īrmá-ḥ `Arm, Vorderbug' (ursprüngl. `Achselgelenk', vgl. ἄρθρον, lat. artus) = av. аrǝmа- `Аrm', osset. ärm `hohle Hand', älm-ärịn, ärm-ärịn `Ellenbogen', lat. armus `der oberste Teil des Oberarms, Schulterblatt, bei Tieren der Vorderbug' (aus *ar/ǝ/mos), gall. aramō `Gabelung', *aramones `Schеrenarme der Deichsel' (Wartburg I 119, Jud bei Howald-Меуеr Röm. Schweiz 374 ff.), apr. irmo f. `Arm', lit. ìrmėdė (`Armfraß', d. i.:) `Gicht in den Gelenken', irm-liga `Gicht' (s. Trautmann Apr. 347); hochstufig lit. žem. Pl. tant. armaĩ `Vorderarm am Wagen' (ibd.), aksl. ramo, ramę, serb. rà́me `Schulter', got. arms, ahd. usw. arm `Аrm', аrm. armukn `Ellenbogen' (Hübschmann Arm. Stud. I 21).
Wzf. rē-, rǝ-:
Lat. reor, rērī `berechnen, meinen, dafürhalten' (das primitivste Zählen wird vom Aufeinanderlegen oder -schichten der zu zählenden Stücke begleitet), Partiz. ratus `in der Meinung', aber auch `berechnet, bestimmt, gültig, rechtskräftig', ratiō `Berechnung, Erwägung, Vernunft, Beweggrund, Grund'; nach EM. 793 hierher (prō)portiō aus portiōne =prō ratiōne;
got. *garaþjan (nur Partiz. garaþana) `zählen', an. hundrađ, nhd. Hundert (*rađa n. `Zahl' = lat. rătum; s. Fick III4 336); ahd. girad `gerad (nur von Zahlen)', nhd. gerad (nur von durch 2 teilbaren Zahlen; verschieden von gerad = geradeaus), mit neuem Ablaut anord. tī-rø̄đr eigentlich `nach Zehnern gezählt' (Fick III4 336); got. raþjō `Zahl, Rechnung, Rechenschaft', as. rethia `Rechenschaft', ahd. radja, redea `Rechenschaft, Rede und Antwort, Rede, Erzählung', afries. birethia `anklagen', as. rethiōn, ahd. red(i)ōn `reden' (die genaue Übereinstimmung von raþjō mit lat. ratio bestimmt z. B. Kluge11 s. v. `Rede' zur Annahme von Entlehnung des germ. Wortes unter Einfluß von garaþian; richtiger scheint mir Falk-Torp 886 raþjō als primäre -i̯ōn-Ableitung von der germ. Wz. *raþ-[garaþjan] zu bestimmen).
Ob hierher auch anord. rǫđ `Reihe, bes. dem Strande entlang ziehende Erhöhung', mnd. rat f. `Reihe'? (Fick III4 337; `Reihe' als `aneinander Gefügtes, Geschichtetes'?).
Ahd. rāmen `nach etwas trachten, streben, zielen', as. rōmon `streben', mhd. mnd. rām `Ziel' kann als `geistig zurechtlegen, berechnen' unserem *rē- zugehören, wenn auch dabei das (erst jünger belegte) Subst. rām als Bildung mit Formans -mo- der Ausgangspunkt gewesen sein muß.
dh-Erweiterung rē-dh-, rō-dh-, rǝ-dh-:
Ai. rādhnṓti, rā́dhyati `macht (passend) zurecht, bringt zustande; gerät, gelingt, hat Glück womit; befriedigt, gewinnt jemanden', rādhayati `bringt zustande, befriedigt', rādha-ḥ m., rādhaḥ n. `Segen, Gelingen, Wohltat, Gabe, Freigebigkeit', av. rāδaiti `macht bereit', rāδa- m. `Fürsorger', rādah- n. `Sichbereitstellen, Bereitwilligkeit (in religiöser Hinsicht)', apers. rādiy (Lok. Sg.) `wegen' (vgl. aksl. radi s. unten), npers. ārāyad, ārāstan `schmücken'; air. imm-rādim `überlege, überdenke', аcуmr. amraud `mens', ncymr. amrawdd `Gespräch' mit ders. Bed. wie air. no-rāidiu, no-rādim `sage', mcymr. adrawd `erzählen' und got. rōdjan, anord. rø̄đa `reden' (vgl. auch oben nhd. Rede, reden; no-rāidiu und rōdjan setzen, wie sl. raditi, ein kaus.-iter. *rōdhei̯ō fort); got. garēdan `worauf bedacht sein, Vorsorge treffen', urrēdan `urteilen, bestimmen' (vgl. zur Bed. bes. lat. rērī), undrēdan `besorgen, gewähren', ahd. rātan `raten, beratschlagen, worauf sinnen, anstiften, deuten (Rätsel), auffordern, wofür sorgen, verschaffen', as. rādan, anord. rāđa, ags. rǣdan (letzteres auch `lesen', engl. read), Subst. ahd. rāt m. `vorhandene Mittel, Rat, Ratschlag, Überlegung, Entschluß, Absicht, Vorsorge, Vorrat', ähnlich as. rād, anord. rād, ags. rǣd; aksl. raditi `sorgen' (serb. râdîm, ráditi `arbeiten, trachten', rad `Geschäft, Arbeit'; s. Uhlenbeck KZ. 40, 558 f.), radi `wegen', woneben *rǝdh- in aksl. nerodъ `Vernachlässigung', sloven. rǫ́dim, rǫ́diti `sorgen, sich kümmern'.
Wzf. (a)rī̆-, rēi- (s. Person Wzerw. 102, 162, 232; Beitr. 741):
Gr. ἀραρίσκω (wenn nicht Neubildung, s. oben S. 56), ἀριθμός `Zahl', νήριτος `ungezählt', arkad. ἐπάριτος `ἐπίλεκτος, auserlesen', ἀριμάζει ἁρμόζει Hes.; lat. rītus, -ūs `hergebrachte Art der Religionsübung, Gebrauch, Sitte, Gewohnheit, Art', rīte `in passender Art, nach dem rechten religiösen Gebrauch' (Lok. eines neben rī-tu-s liegenden kons. St. *rī-t-); air. rīm `Zahl', āram (*ad-ri-mā) ds., do-rīmu `zähle', cymr. rhif `Zahl', anord. rīm n. `Rechnung, Berechnung', as. unrīm `Unzahl', ags. rīm n. `Zahl', ahd. rīm m. `Reihe, Reihenfolge, Zahl' (die Bed. `Vers, Reim' von anord. und mhd. rīm wohl nach Kluge10 s. v. Reim aus frz. rime, das aus rythmus herzuleiten ist).
Vielleicht ist auch *rēi- `Sache' (lat. rēs usw.) nach Wood ax 226 anzureihen als Wznomen der Bed. `aufgestapeltes Hab und Gut'.
Dazu wahrscheinlich als dh-Erweiterung rēi-dh- (vgl. oben rē-dh- neben rē-):
Got. garaiþs `angeordnet, bestimmt', raidjan, garaidjan `verordnen, bestimmen', anord. g-reiđr `bereit, leicht, klar', greiđa `auseinanderwickeln, ordnen, zurechtlegen, zustande bringen, entrichten, zahlen', mhd. reiten `zurüsten, bereiten, zählen, rechnen, berechnen, bezahlen', reite, gereite, bereite, ahd. bireiti `bereit', antreitī `series, ordo', lett. riedu, rizt `ordnen', raids `bereit, fertig', ridi, ridas `Gerät, Kram'.
Ganz fraglich ist die von Persson aaO. erwogene Zugehörigkeit von aksl. orądije `apparatus, instrumentum' (nicht aus ahd. ārunti `Botschaft' entlehnt, s. Pedersen KZ. 38, 310), rędъ `Ordnung', lit. rínda `Reihe', lett. riñda `Reihe, Zahl'. Unter der Voraussetzung, daß diese idg. d, nicht dh fortsetzen (*re-n-d-), reiht man (z. B. Fick I4 527, Pedersen aaO., s. auchEM. 711) auch die folgende Sippe an: ὀρδέω `lege ein Gewebe an', ὀρδικόν τὸν χιτωνίσκον. Πάριοι, ὄρδημα ἡ τολύπη τω̃ν ἐρίων Hes., lat. ōrdior, -īrī, ōrsus sum (aus der Webersprache, Bréal MSL. 5, 440) `anzetteln, anreihen, anfangen, beginnen', exōrdior `zettle ein Gewebe an', redōrdior `hasple ab', ōrdo, -inis `Reihe, Ordnung' (auch umbr. urnasier scheint = ordinariis zu sein, Linde Glotta 3, 170 f.; anders Gl. 5, 316), Trifft der Zusammenhang mit ar- `fügen', das dann auch von der Weberei gebraucht gewesen wäre, zu (Persson Wzerw. 26, Thurneysen Thes. unter artus, -ūs), so wäre der Vokal von *or-d-ei̯ō als Kausativ-Iterativ-Vokalismus zu rechtfertigen.
Noch fraglicher ist, ob nach Reichelt KZ. 46, 318 als k-Erweiterungen der Basen arǝ-, ar- mit derselben Anwendung auf die Weberei auch anzureihen seien:
Gr. ἀράχνη `Spinne', lat. arāneus `zur Spinne gehörig', arānea, -eus `Spinne' (*arǝ-k-snā; der Wortausgang zu *snē- `nere' als `Netzspinnerin'?); angeblich dazu (Walter KZ. 12, 377, Curtius KZ. 13, 398) gr. ἄρκυς `Netz', ἀρκάνη τὸ ῥάμμα ᾡ τὸν στήμονα ἐγκαταπλέκουσιναἱ διαζόμεναι Hes. (s. auch Boisacq 79), wozu nach Bezzenberger BB. 21, 295 lett. er'kuls `Spindel; Wickel von Heede zum Spinnen' (das für *arkuls stehen kann). Lidén IF. 18, 507 f. stellt besser ἄρκυς zu slav. *orkyta, serb. ràkita `Rotweide' und lett. ẽrcis, gr. ἄρκευθος `Wacholder' als Sträuchern mit zum Flechten verwendbaren Zweigen.
mhd. nhd. hummen, nhd. hummeln, holl. hommelen `summen', mengl. hummen, engl. hum ds., norw. humre `leise wiehern'; dazu ursprüngl. wohl auch ahd. humbal, mhd. humbel, hummel m. `Hummel', mnd. hummel f., engl. humble-bее, norw. mdartl. humla f. ds.;
lit. kìmstu, kìmti `heiser werden', kìminti `die Stimme dumpf machen', kimùs `heiser, dumpflautend', kamãnė `Erdbiene', kamìnė `Feldbiene', lett. kamines f. pl. `Erdbienen, Hummeln', apr. camus `Hummel';
slav. *čьmelь (ablautgleich mit Hummel) in russ. dial. čmelь usw, `Hummel, Erdbiene'; ksl. russ. komár usw. `Mücke' (ablautgleich mit lit. kamãnė).
arm. sami-k` Pl. `Stirnholz des Ochsenjochs' (iran. Lw.?);
gr. κάμαξ f. m. `Stange, Pfahl, Schaft des Speeres';
dän. schwed. hammel, norw. dial. humul (-hǫmull) `das Querstück vorn am Wagen', mhd. hamel `Stange, Klotz';
über das schwierige lat. camox `Gemse', vorrom. *kamōsso-, s. jetzt J. Hubschmid ZrPh. 66, 9ff.
gr. κεμάς, -άδος f., später auch κεμμάς `junger Hirsch'; κεμφάς ἔλαφος Hes.;
anord. hind f., ags. hind, ahd. hinta `Hirschkub, Hindin' (*k̂em-t-ō);
lit. žem. šmùlas `hornlos', šmūlis m., šmùlė f. `Ochs, Kuh ohne Hörner' (*k̂m-ū̆- + Formans -lo-), liv. Lw. smoul';
vielleicht hierher russ. komolyj `hornlos'; vgl. auch W. Schulze Kl. Schr. 619.
lat. camisia (spät) `Hemd' (gall. Wort; entlehnt aus germ. *χamiþja- `Hemd'; erst aus dem Lat. stamen wieder air. caimmse `Hemd', acorn. cams `alba', bret. kamps `Meßhemd');
unklar ist der Anlaut in mcymr. hefys `Frauenhemd', akorn. hevis, bret. hiviz ds.; ags.cemes ds. ist Lw. aus camisia;
ahd. hemidi n. `Hemd', ags. hemeðe (*hamiþia-) `Hemd'; anord. hamr m. `Hülle, Haut, Gestalt', ags. homa `Hülle, Decke, Anzug'; līc-hama, as. līk-hamo `Leib', ahd. līhhin-[*h]amo `Leib, Körper, Leichnam', got. ana-, ga-hamōn `sich bekleiden', anord. hama-sk `(*sich in Tiergestalt verkleiden, daher:) rasen'; anord. hams `Schale, Hülse, Schlangenbalg' (*hamisa-), vgl. norw. hamar `Kernhaus'; hierher auch got. himins, anord. himinn (Dat. hifne mit -ƀn- aus -mn-, vgl.:) ags. heofon, as. heƀan `Himmel', woneben ahd. as. himil, md. humil `Himmel'; ahd. himil auch `Zimmerdecke', ndl. hemel `Gaumen, Dach', nhd. Himmelbett, ahd. himiliz(z)i, mnd.hemelte `Zimmerdecke'; kaum richtig oben S. 22 zu ak̂- `Stein'.
Eine s-Form sk̂em- sucht man unglaubhaft in got. skaman `sich schämen', ags. skamian ds., aisl. skǫmm, ahd. scama `Scham, Schande' usw. (`*sich bedecken'?).
lat. nur mit ā̆: labō, -āre `wanken, schwanken', lābor, -ī, lapsus `gleiten, sinken, fehlgehen';lābēs, -is `Einsinken, Fall, Erdrutsch; Untergang, Verderben' und `Makel, Schandfleck'; vielleicht labor, -ōris `Mühe, Last; Anstrengung; dann: Arbeit', labōrāre `sich mühen, geplagt sein' (eigentlich `das müde Wanken unter einer Last'); wohl labium (labeum), labrum n. (meist Pl. labia, labra) `Lippe, Rand';
reich entwickelt im Germ.:
1. isl. norw. lapa `schlaff herabhängen', isl. lapi `homo sui negligens', mhd. erlaffen `erschlaffen', nhd. laff `schlaff, matt'; geminiert: aisl. leppr m. (*lappja-) `Lappen, Locke', as. lappo `Zipfel, Lappen', mnd. lappe `Stück, Lappen, Wamme', ags. læрра, lappa m. `Zipfel, Lappen' (engl. lap `Schoß'), ags. ēar-liprica, nhd. (nd.) Ohr-läppchen (mit einf. p mnd.ōr-lepel ds., mhd. leffel `Ohr des Hasen', nhd. die Löffel); ndd. laps, schlaps, lapp `läppischer, dummer Mensch', nhd. Laffe (*lapan-); daneben auf idg. -p: holl. laffaard `Laffe' - zunächst von holl. laf `matt, schlaff, albern' - und mit germ. bb mhd. lappe - auch lape - und nhd. Lapp, läppisch, endlich dehnstufig mhd. luof `Tölpel';
von der Wurzelform auf idg. p weiter aisl. lafa `baumeln, hangen', mhd. Partiz. erlaben `erschlafft', schweiz. labe `Pferd mit hängenden Ohren, Ochse mit abwärts gekehrten Hörnern'; schwed. dial. labba `anhängen', ndd. labbe `(hängende) Lippe', ahd. (aus dem Ndd.) lappa f., mhd.lappe f. m. `niederhängendes Stück Zeug, Lappen';
2. mit der Bedeutung `Lippe' als `die hängende' (wie lat. labium): mnl. lippe f., nhd. Lippe, afries. ags. lippa m. `Lippe', (*lepi̯-an-), norw. lepe (*lep-an-), ahd. leffur, as. lepur ds., ahd. lefs `Lefze' (*lep-s);
3. mit anlaut. s-: got. slēpan, saizlēp, as. slāpan, ahd. slāfan, ags. slæpan `Schlafen', got. slēps usw. `Schlaf', aisl. slāpr `träger Mensch', ndl. slaap, ahd. slāf m., nhd. `Schläfe'; mnd. ndl. slap `schlaff', ahd. slaf (-ff-), nhd. schlaff, isl. norw. slapa (= lapa) `schlaffherabhängen'; geminiert aisl. slappi `langer, verwachsener Mensch', schwed. slapp `arm, untätig';
mit idg. -p-: aisl. slafask `erschlaffen' und - von der Vorstellung herabhängenden Schleimes aus - wohl auch isl. slafra `geifern', mengl. slaveren, engl. slaver ds., isl. slevja f. `Geifer', norw. slevjen `schleimig, kotig'; norw. slabbe, schwed. slabba `sudeln', mndl. slabben `besudeln, schlürfen', nhd. schlappen (auch `geifern'), mengl. slabben `sich im Kot wälzen', nhd. (ndd.) schlappern, schlabbern, schwed. dial. slabb `Schlammwasser', engl. dial. slab `schleimig, schlüpfrig', Subst. `Schlammpfütze';
lit. slobstù, slõbti `schwach werden', lit. žem. slãbnas, ostlit. slõbnas `schwach', lett. slābêt `zusammenfallen' (von einer Geschwulst);
aksl. slаbъ usw. `schwach'.
Nasaliert lemb(h)-:
Ai. rámbate, lambate `hängt herab, hängt sich an', lambana- `herabhängend', n. `herabhängender Schmuck, Phlegma';
lat. limbus `Besatz am Kleid, Saum'; über gr. λέμφος s. unten;
ags. (ge)limpan `vonstatten gehen, glücken', ahd. limphan, limfan, mhd. limpfen `angemessen sein', ags. gelimp n. `Ereignis, Zufall', mhd. g(e)limpf `Angemessenheit, schonungsvolle Nachricht; Benehmen', ablautend andd. gelumplīk `passend', mhd. limpfen `hinken', engl. to limp `hinken', limp `schlaff herabhängend', ndd. lumpen `hinken', auch nhd. (ndd.) Lumpen `Fetzen'; vgl. von einer germ. Nebenwurzel lemb- (wäre idg. *lembh-): mhd. lampen (und slampen), ndd. lempen `welk niederhängen', schweiz. lampe `Wamme, herabhängender Lappen'; ags. lemp(i)healt `hinkend';
mit anlaut. s-: norw. dial. slampa `nachlässig gehen', engl. dial. slamp `ds., hinken', norw. dial. slamsa `lose hängen, baumeln'; norw. (mnd.) slump `Zufall', engl. slump `Morast, nasse Stelle', to slamp, slump `plumpsen, klatschen', mhd. slampen `schlaff herabhängen', nhd. dial. schlampen `schlaff herabhängen, nachlässig sein', Schlumpe, Schlampe `unordentliches Frauenzimmer' (wohl mit ndd. p);
aisl. sleppa, slapp `entfallen, entgleiten' (*slemp-), Kaus. sleppa (*slampian) `fahren lassen', engl. dial. slemp `ausweichen, wegschleichen, sich herabsenken'; von einer Wurzelf. auf germ. b (vgl. gr. λέμφος `Schleim, Rotz'); mnd. mhd. slam (-mm-), nhd. Schlamm (*slamba-), spätmhd. slemmen `schlemmen', norw. slemba f. `Schlampe', slemba `klatschen', isl. `baumeln'; ferner vielleicht die Gruppe von mhd. slimp (-mb-), slim (-mm-) `schief, schräg' u. dgl.; vielleicht zu lett. slīps aus *slimpas `schräg, steil', lit. nu-slim̃pa `entschlüpft'.
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