Slav. *olnī (idg. *oln-ei) = aksl. lani, čech. loni, poln. loni `im vorigen Sommer, im vorigen Jahre' (`in jenem Jahr', vgl. lat. ollī `tunc').
Die Bed. von ir. alltar, allaid (s. unten) läßt auch Verwandtschaft von ai. áraṇa- `fern, fremd' (= av. auruna- `wild'?), árād `aus der Ferne', ārḗ `fern' als möglich erscheinen. Hierzu auch vielleicht ai. arí `Fremder, Fremdling', ar(i)yá- `zum Fremden gehörig' (vgl. ahd. eli-lenti `fremdes Land'), dann Subst. `gastlich, Herr', dazu ā́r(i)ya- `zu den ar(i)yá- gehörig, wirtlich', daher VN `Arier', āryaka- `ehrwürdiger Mann', aryamáṇ- n. `Gastlichkeit', m. `Gastfreund'; av. airyō (= ārya), apers. āriya (= ariya), arisch', av. airyaman `Gast, Freund', npers. ērmān `Gast', dazu der sarmat. VN ᾽Αλανοί (osset. *alan), osset. ir `Ossete', iron `ossetisch' (P. Thieme*), Der Fremdling im Rigveda, Abb. f. d. Kunde d. Morgenl. XXIII 2, 1938; Specht KZ. 68, 42 ff.); air. aire (*arios) und airech `Adliger, Freier' können zur Präp. air- `vor', also `an erster Stelle stehend', gehören (Thurneysen ZCP. 20, 354); der sagenhafte ir. Stammvater Е́remón ist eine gelehrte Neubildung zu Ériu `Irland'. S. auch unter ari̯o- `Неrr, Gebieter'.
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*) Wenn Thieme (aaO. 159 f.) richtig das verstarkende Präfix gr. ἐρι- (Red.-Stufe ἀρι-) hierherstellt, z. B. ἀρί-γνωτος `leicht (dem Fremdling) erkennbar', müßten ai. arí- usw. allerdings auf idg. *er- zurückgehen. Thieme stellt ferner hierher ai. sūrí- `Herr' als su-ri- `gastlich' und ri-śā́das `Sorge für den Fremdling tragend'.
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Air. oll Adj. `amplus, groß, umfassend', eigentlich `über (das Gewöhnliche) hinausgehend' (formell = lat. ollus, idg. *olnos), Komp. (h)uilliu `amplius', Adv. ind-oll `ultra', woraus vielleicht auch innonn, innunn `hinüber' (mit Assimilation unter Mitwirkung von inonn `derselbe'; Thurneysen KZ. 43, 55 f.; anders Pedersen KG. II 195), ol-chen(a)e `außerdem, sonst', eigentlich `jenseits (und) diesseits davon'; ol-foirbthe `plusquamperfectum', oldāu, oldaas `als ich, als er', eigentlich `über (das) hinaus, was ich bin, was er ist', inaill `sicher', eigentlich `jenseits befindlich' (davon inoillus `Sicherheit'; inuilligud `Sicherung'; mit ol(l) `ultra' deckt sich vielleicht ol `inquit' als `ultra, weiter', ursprüngl. beim Bericht über eine fortgesetzte Rede). Die Konjunktion ol `weil' hält Thurneysen Grammar 559 dagegen für verwandt mit cymr. ol `Fußspur'.
Daneben mit a: air. al (mit Akk.) jenseits, über - hinaus' (Vereinfachung aus *all im Vorton), Adv. tall (*to-al-nā) `jenseits, dort', anall `von jenseits, vondort, herüber', mit suffigiertem Pron. der 3. Person alle, allae, jünger alla `jenseits' (erweist ursprüngliche Zweisilbigkeit auch der nicht mit Pronominalsuffix versehenen Präpositionalform, s. Thurneysen KZ. 48, 55 f., also nicht aus endungslosem idg. *ol oder *al); Ableitungen: alltar `das Jenseits', auch von `jenseits gelegenen wilden Gegenden', alltarach `jenseitig'.
Gall. alla `aliud', allos `zweiter' (Thurneysen ZCP. 16, 299), VN Allo-broges = mcymr. all-fro `verbannt' (zu bro `Land'), all-tud `Ausländer', acymr. allann, ncymr. allan `draußen'; air. all-slige `zweites Aushauen'.
Got. alls, aisl. allr, ags. eall, ahd. all `all', daneben im Kompositum germ. ala- (ohne -no-Suffix) in agerm. Matronennamen Ala-teivia, Ala-gabiae usw., got. ala-mans `alle Menschen, Menschheit', ahd. ala-wāri `ganz wahr' (nhd. albern); vgl. air. oll-athair (Beiname des ir. Göttervaters Dagdae `der gute Gott') = anord. al-fǫðr (Beiname des Odin), `Allvater'.
Lat. alers, allers `doctus, sollers' nach Landgraf ALL. 9, 362, Ernout Él. dial. lat. 104 aus *ad-ers, *allers (Gegensatz zu iners).
Von einern Adverb *ali `dort, jeweils' (anders Debrunner REtIE. 3, 10 f.) sind abgeleitet:
ali̯os `anderer':
arm. ail `anderer';
gr. ἄλλος `anderer' (kypr. αἴλος), n. ἄλλο, vgl. ἀλλοδ-απός `von anderswoher, fremd' (= lat. aliud, Formans wie in lat. longinquus), dazu ἀλλήλων usw. `einander', ἀλλάττω `mache anders, verändere', ἀλλαγή `Veränderung, Wechsel, Tausch, Verkehr': ἀλλότριος `einem andern gehörig, fremd', aus einem dem ai. anyátra `anderswo' entsprechenden Adverb;
lat. alius = osk. allo `alia', n. aliud = gr. ἄλλο, dazu vom Adverb ali: aliēnus `fremd' (aus *ali-i̯es-nos), ali-quis, ali-cubi usw.; Komparativ alter, -era, -erum `der eine von zweien' = osk. alttram `alteram' (aus *aliteros-), bei Plautus auch altro-; in altrinsecus, altrōvorsum ist die Synkope durch die Länge des Wortganzen bedingt; hierher auch alterāre, adulter, alternus, altercāri;
gall. alios (Loth RC. 41, 35), air. aile (*ali̯os), n. aill (aus adverbialem all aus *al-nā; das palat. l stammt von aile), cymr. ail, bret. eil (aus *eliüs, Komparativ *alii̯ōs), gedoppelt air. alaile, araile, n. alaill, araill, mcymr. usw. arall, Pl. ereill (das ll aus dem Adverb all);
got. aljis `anderer', sonst nur in Zusammensetzungen, wie as. eli-lendi n. `fremdes Land', ahd. eli-lenti ds. = nhd. `Elend', got. alja-leikō `anders', aisl. elligar, ellar, ags. ellicor, elcor `sonst', ahd. elichōr `ferner', und in Adverbien, wie ags. elles, engl. else `anders', anord. alla `andernfalls' usw.; eine Komparativbildung *alira ist ags. elra `der andere';
toch. A ālya-kǝ, В alye-kǝ `ἄλλος τις' (*ali̯e-kǝ, Pedersen Groupement 26, Tocharisch 117); unklar ist das Fehlen der Palatalisierung in A ā̆lakǝ `anderer', ālamǝ `einander', В āläm `anderswo', aletste `Fremder';
ostiran. usw. hal-ci `quicumque'.
Über einen allfalligen idg. Lautwandel von *ani̯os zu *ali̯os s. Debrunner REtIE. 3, 1 ff., über angebl. pejorativen Charakter des a s. Specht KZ. 68, 52, Die alten Sprachen 5, 115.
lat. anas f. (Akk. anatem und anitem: G. Pl. auch -tium) `Ente', germ. *anud- und *anid- in ahd. enit, anut, NPl. enti, as. anad, ags. æned, aisl. ǫnd, nhd. `Ente'; balto-slav. *ānt- aus *anǝt- in lit. ántis, apr. antis, ursl. *ǫty, serb. ȕtva, aruss. utovь (Akk.), klr. utjá `Ente'.
Lat. anatīna (scil. caro) `Entenfleisch': lit. antíena ds.
gr. ἄγχω `schnüre zusammen, erdroßle', lat. angō `beenge, schnüre zu';
aksl. als i-Verbum ǫžǫ, ǫziti `beengen'; dazu mit Tiefstufe sehr wahrscheinlich aksl. vęžǫ, vęzati `binden' (v- hiatusfüllender Vorschlag, siehe Meillet MSL. 14, 369, vielleicht festgeworden durch Einfluß von viti `winden', das auch die Bed.beeinflußt haben mag?).
anĝhú-s `eng': ai. nur in aṁhu-bhēdī f. `engspaltig' und im Abl. Sg. n. aṁhōḥ `Bedrängnis' (Ableitung aṁhurá- `bedrängt, unglücklich'); gr. in ἀμφήν (s. u.); lat. in angiportus (*angu-p.) `enges Gäßchen'; got. aggwus `enge' (zunächst aus *aggus, wie manwus aus *manus; das w stammt aus den obliquen Kasus), anord. ǫngr, øngr, ags. enge, as. engi, ahd. angi, engi `eng', mhd. bange Adv. (bi + Adv. ango), nhd. bange; weitergebildet mit g: arm. anjuk `eng', mit k aksl. ǫzъ-kъ `eng'.
Cymr. e(h)ang (*eks-angu-, idg. *n̥ĝhu-) `weit, umfangreich', mcymr. eingyaw `eingeengt sein, enthalten sein in ...', air. cumcae (*kom-ingi̯ā) gl. `angor', fairsing `weit' (*for-eks-ingi-), cumung (*kom-ingu-, idg. *n̥ĝhu-) `eng', ing f. (*n̥ĝhī) `Bedrängnis', aus *kom-angi̯o- cymr. cyfyng, danach yng (auch ing, Morris-Jones, Welsh Gr. 110) `eng', mbret. encq (*angi̯o-) `eng'.
anĝhos-, anĝhes `Beklemmung, Bedrängnis': ai. áṁhas- n. ` Angst, Bedrängnis, Not' (wie auch aṁhatí-ḥ f.), av. ązah- `Bedrängung, Not, Gefangenschaft', ązō-jata `durch Erdrosselung getötet': lat. angor m. `das Zusammenschnüren der Kehle, Unruhe, Angst, Kummer', angus-tus `eng' (aus *anghos-to-s); angustiae `Enge, Klemme, Schwierigkeiten'; über keltisches s. о.; anord. angr m. (vielleicht ursprüngl. neutraler es-St., Fick4 III 12) `Verdruß, Schade, Betrübnis', afries. angost, ahd. angust, nhd. Angst (aus *anghos-ti- nach *anghu- umvokalisiert); aksl. ǫzostъ `Beengung'; lit. añkštas `eng' (k-Einschub, nicht Gutturalwechsel) kann für *anž[a]s-tas oder *anž-tas stehen.
Worte für `Nacken' als `engste Stelle zwischen Kopf und Rumpf' (spielt auch die Vorstellung `wo man einen würgt' herein?): gr. äol. ἄμφην und αὔφην `Nacken' (nach Schulze GGA. 1897, 909 A. 1, als *αγχ-ήν Substantivierung des u-Adj. *anĝhú-s mittels des Formans -en-; über αὐχήν s. auch Schwyzer Gr. Gr. I 296), got. hals-agga `Nacken', klr. vjazy Pl. `Genick', čech. vaz `Genick, Nacken' (zu vęzati s. o.), apr. (als slav. Lw.) winsus `Hals' (auch arm. viz `Hals' mit Präp. v-?), s. Pedersen KZ.38, 311; 39, 402, Vondrák Sl. Gr. I 184, Adontz Mél. Boisacq I 10, sowie unten unter augh-, ugh-.
Andere Bildungen: gr. ἀγχόνη `Strick, das Würgen, Erdrosseln' (daraus lat. angina `Halsbräune'), ἀγκτήρ m. `Spange, Verband', ἄγχι, ἀγχου̃, ἀγχόθι `nahe bei' (vgl. frz. près `bei' : lat. pressus), Komp. ἀ̃σσον `nähcr' (*ἄγχι̯ον; ἄσσον ist daraus nach μάσσων = *μακι̯ων geneuert, Osthoff MU. 6, 60 ff.); bret. concoez `Druse, étranguillon' (*kom-angeid-; vgl. auch dial. añcoe `Zäpfchen im Hals'; Ernault RC. 7, 314; 19, 314 ff.); aksl. ǫzota `Enge'.
Gall. ON Octodurus bleibt fern, denn ein ir. ochte `angustia' existiert nicht.
Van Windekens (Lexique 5) stellt hierher toch. A aṃc̨är `schwach' (?).
gr. φορκόν λευκόν, πολιόν, ῥυσόν Hes., vgl. aber S. 134;
vielleicht hierher air. brecc `gefleckt', cymr. brych ds., gall. PN Briccius (aus *bhr̥k̂-, mit expressiver Konsonantendehnung);
unsichere Vermutungen über die Herkunft von cymr. breuddwyd `Traum', mir. bruatar ds. bei Pedersen Litteris 7, 18, Pokorny IF. Anzeiger 39, 12 f.; ob aus *bhrogʷhdh-eiti-, -ro-?
mhd. brehen `plötzlich und stark aufleuchten', aisl. brjā, brā (*brehōn) `aufleuchten', braga, bragða `funkeln, flammen', bragð `Augenblick', mit ursprgl. bloß präs. -dh- auch aisl. bregða, Prät. brā `schnell bewegen, schwingen, vorwerfen', ags. bregdan, brēdan st. V. `schnell bewegen, schwingen', engl. braid `flechten', upbraid `vorwerfen', ahd. brettan, mhd. bretten `ziehen, zucken, weben' (dazu ahd. brīdel, ags. brīdel, älter brigdels `Zaum, Zügel');
mit Formans -u̯o- got. braƕ in in braƕa augins `ἐν ῥιπῃ̃ όφθαλμου̃, im Augenblick' (vgl. aisl. augnabragð n. `Augenblick, Zwinkern mit den Augen') und dehnstufiges *brḗhwā, *brēʒwā́ in aisl. brā f. `Wimper', ags. brǣw, brēaw, brēg m. `Augenlid', as. brāha `Augenbraue', slegi-brāwa `Augenlid', ahd. brāwa f. `Braue', wint-prāwa `Wimper' (die Bed. `Braue' von *ƀrū- `Braue', idg.*bhrū-, bezogen); daß trotz Schwyzer Gr. Gr. I. 350, 4636 und Specht Dekl. 83, 162 ahd. brāwa nicht auf *bhrēu̯ā zurückgehen kann, wird durch den grammat. Wechsel im Ags. bewiesen, der eine Form mit -ku̯- voraussetzt (Sievers-Brunner 200).
Hierher wohl der Fischname ahd. brahs(i)a, brahsina, as. bressemo `Brassen', norw. brasma, brasme ds., ablaut. aisl. brosma `eine Art Dorsch'.
Hitt. pár-ku-iš (parkuiš) `rein', pár-ku-nu-uz-zi (parkunuzi) `reinigt'.
Aisl. barmr `Rand, Saum', ey-barmr `ora insulae', norw. dial. barm `Kante, Bräme' (z. B. am Segel), ndd. barm, berme `die sanfte Abdachung des Deichfußes, Wallrand'.
bhrem-: bhrom- :
Vielleicht lat. frōns, frondis f. `Laub' (*bhrom-di-, wie glāns aus *glan-di-);
an. brum n. `Blattknospen', ahd. brom, brum ds., schweiz. brom `Blütenknospe, junger Zweig', ablaut. brāme ds.
Auf eine Grundbed. `borstig, Dorn' gehen zurück: ags. brōm m. `Ginster' (*bhrēmo-), mnd. brām `Brombeerstrauch, Ginster', ahd. brāmo m., brāma f. `Dornstrauch, Brombeerstrauch', brāmberi, nhd. Brombeere, ags. brēmel, engl. bramble (urgerm. *brāmil), ablaut. mnl. bremme, ahd. brimma `Ginster' und mnd. brēme, brumme ds.
Mit der Bed. `Kante, Rand': mhd. brëm n. `Einfassung, Rand', nhd. verbrämen, ablautend mengl. brimme, engl. brim `Rand'.
gr. φόρμινξ, -γγος f. `Zither', wegen des Suffixes Lehnwort? Anlautsvariante *brem- wohl in βρέμω `brausen, rauschen, tosen', βρόμος m. `Geräusch, Getön', βροντή f. `Donner' (*βρομ-τᾱ);
lat. fremō, -ere `brummen, brüllen, tosen, lärmen'; frontēsia `Donner- und Blitzzeichen' istLw. aus gr. βροντήσιος (zu βροντή);
cymr. brefu `blöken, brüllen';
ahd. breman `brummen, brüllen', ags. bremman `brüllen', brymm n. `Flut, Meer', mhd. brimmen ds., ablaut. brummen `brummen' (dazu brunft `Brunft'); mnd. brummen und brammen ds., ahd. as. bremo `Bremse', mhd. breme, as. bremmia, ahd. brimisse, nhd. Breme und (aus dem Ndd.) Bremse;
poln. brzmieć `tönen, summen' (*brъm-), bulg. brъmčъ́ `summe, brumme', brъ́mkam ds., brъ́mb-al, -ar, -ъr `Hummel, Käfer'.
Als Erweiterungen unseres *bhrem- vielleicht hierher die lautmalenden Worte: ai. bhr̥ŋga-ḥ `große schwarze Biene'; poln. brzęk `Klang, Geklirr; Bremse', russ. brjákatь `klirren, klappern', čech. brouk `Käfer'; lit. brį́nkterèti `klirrend fallen' usw.;
lit. brenzgu, brengsti `klirren, klopfen', ablaut. branzgu, brangsti `tönen'; slav. bręzgъ in russ. brjázgi Pl. `leeres Geschwätz'; russ.-ksl. brjazdati `tönen'.
Ai. drā́ti `lauft, eilt', Intens. dáridrāti `schweift umher, ist arm', dári-dra- `umherschweifend, bettelhaft';
gr. ἀπο-διδρά̄σκω `laufe weg', Fut. δρά̄σομαι, Aor. ἔδρᾱν; δρᾱσμός, ion. δρησμός `Flucht', ἄδρᾱστος `nicht zu entfliehen suchend', δρᾱπέτης `Flüchtling', δρᾱπετεύω `laufe davon, reiße aus' (vgl. zum -π- ai. Kaus. drāpayati `bringt zum laufen', Aor. adidrapat [unbelegt] `lief');
ahd. zittarōm (*di-drā-mi) `zittere', aisl. titra `zittern, zwinkern' (ursprünglich etwa `unruhig trippeln, zappeln');
vielleicht hierher slav. *dropy `Trappe' (Machek ZslPh. 17, 260), poln. čech. drop, älter drop(i)a usw., daraus mhd. trap(pe), trapgans.
dreb-:
Lit. drebù, -ė́ti `zittern, beben';
poln. (usw.) drabina `Leiter';
ags. treppan (*trapjan) `treten', mnd. ndl. trappen `stampfen', ndd. trippen, nhd. (nd.)trappeln, trippeln, mhd. (nd.) treppe, trappe f., nhd. Treppe, ags. træppe f. `Falle', nhd.Trappel, ostfries. trappe, trap `Falle, Fußbrett';
durch emphatische Nasalierung, wie in nhd. patschen - pantschen, ficken - fiencken (s. W. Wissmann Nom. Postverb. 160 ff., ZdA. 76, 1 ff.) erklären sich:
got. ana-trimpan `herantreten, bedrängen', mnd. trampen `stampfen', mhd. (ndd.) trampeln `derb auftreten', engl. tramp, trample `treten', mhd. trumpfen `laufen, trollen'.
drem-:
Ai. drámati `läuft', Intens. dandramyatē `läuft hin und her';
gr. Aor. ἔδραμον, Perf. δέδρομα `laufen', δρόμος `Lauf';
ags. trem, trym `Fußtapfe', an. tramr `Unhold' (s. oben), mhd. tremen `schwanken', dän. trimle `rollen, purzeln', schwed. mdartl. trumla ds., mhd. trame `Sprosse einer Leiter, Treppe';
hierher wohl die nhd. FlN Dramme (Göttingen), Dremse (Magdeburg), aus *Dromi̯ā und *Dromisā (wohl nordillyr.), dazu poln. (illyr.) Drama (Schlesien), bulg. Dramatica (thrak.); s. Vasmer ZslPh. 5, 367, Pokorny Urillyrier 3, 37, 127;
unsicherer ist Woods KZ. 45, 62 Anreihung von serb dȑmati `schütteln', dȑmnuti `erschüttern, erbeben lassen', sloven. dŕmati `schütteln, rütteln', drámiti `aus dem Schlaf rütteln', drâmpati `unsanft rütteln', čech. drmlati `fitzen, wirren; die Lippen bewegen, als ob man sauge', drmoliti `kurze Schritte machen' (dies in der Bed. gut passend; `schütteln' aus `mit dem Fuße anstoßen'?), drmotiti `plaudern' (wohl Bedeutungskreuzung mit der Schallwurzel der-der-2, s. dort).
dreu- (z. T. mit ū als Tiefstufe, wohl auf Grund von *dreu̯āx-), FlN (Partiz.) dr(o)u(u̯)entī/i̯ā:
Ai. drávati `läuft, auch zerfließt', FlN Dravantī, drutá- `eilend', av. drāvaya- `laufen' (von daēvischen Wesen), draoman- n. `Angriff, Ansturm', aēšmō-drūt(a)- `von Aēsma her anlaufend, zum Angriff entsendet' (sehr unsicher ai. dráviṇa-m, dráviṇas- n. `Gut, Vermögen', av. draonah- n. `bei der Besitzverteilung zufallendes Gut, Vermögensanteil' etwa als `fahrendes Gut'?);
illyr.-pannon. FlN Dravos (*drou̯o-s), daraus serbokr. Dráva, vgl. apoln. Drawa (illyr. Lw.); idg. *drou̯ent- `eilend' > illyr. *drau̯ent- (: oben ai. Dravanti), daraus dial. *trau̯ent- im FlN Τράεντ- (Bruttium) > ital. Trionto; idg. *druu̯ent-, illyr. *druent- im poln. FlN Drwęca, nhd. Drewenz; ital. *truent- im FlN Truentus (Picenum);
gall. FlN (aus dem Nordillyr.?) Druentia (frz. la Drance, Drouance, Durance, schweiz.la Dranse); *Drutos, frz. le Drot; Drutā, frz. la Droude;
lit. Seename *Drùv-intas (wruss. Drywiaty); apreuß. Bach Drawe.
Auf dreu-, Partiz. *dru-to- beruht vielleicht (s. Osthoff Par. I 372 f. Anm.) got. trudan `treten', anord. troða, trað ds.; ags. tredan, ahd. tretan `treten' (bei Osthoffs Anschauung Ablautneubildung), ahd. trata `Tritt, Spur, Weg, Trift', as. trada `Tritt, Spur', ags. trod n., trodu f. `Spur, Weg' (engl. trade `Handel' ist nord. Lw.), ahd. trota, mhd. trotte f. `Weinpresse', Intens. ahd. trottōn `treten'; nhd. dial. trotteln `langsam gehen'.
Hierher auch die germ. Wz. *tru-s- in ostfries. trüseln `taumeln, stolpern, unsicher oder wankend gehen', trüsel `Taumel, Schwindel', ndl. treuzelen `trendeln, trödeln', westfäl. trūseln, truǝseln `langsam rollen', mhd. trollen (*truzlōn) `sich in kurzen Schritten laufend fortbewegen', nhd. trollen, schwed. mdartl. trösale `Kobold', norw. mdartl. trusal `Tor, Narr', trusk `verzagter und beschränkter Mensch', sowie (als *truzlá-) anord. troll n. `Unhold', mhd. trol, trolle m. `Kobold, Tölpel, ungeschlachter Mensch' (vgl. unser Trampel in gleicher Bed.; die Wandalen nannten die Goten Τρούλους, Loewe AfdA. 27, 107); in gleicher Weise steht neben germ. tre-m- (s. unten) anord. tramr `Unhold'.
In Germ. außerdem mit i-Vokalismus mnd. trīseln, westfäl. triǝseln `rollen, taumeln', holl.trillen `zittern' (woraus ital. trillare `beben, Triller schlagen') usw. Gegen Verbindung von ai. drávati mit av. dvaraiti `geht' s. unter *dheu-, *dheu̯er- `stieben'.
ai. dárvi-ḥ, darvī́ `(hölzerner) Löffel';
arm. tram `fest' (*drū̆rāmo, Pedersen KZ. 40, 208); wohl auch (Lidén Arm. St. 66) targal `Löffel' aus *dr̥u̯- oder *deru̯-.
Gr. δόρυ `Baumstamm, Holz, Speer' (Gen. hom. δουρός, trag. δορός aus *δορός, δούρατος, att. δόρατος aus *δορn̥τος, dessen n̥ mit ai. drúṇaḥ vergleichbar ist);
kret. δορά (*δορά) `Balken' (= lit. lett. darva);
sizil. ἀσχέδωρος `Eber' (nach Kretschmer KZ. 36, 267 f. *ἀν-σχε-δορος oder -δωρος `dem Speere standhaltend'), ark. dor. Δωρι-κλη̃ς, dor. böot. Δωρί-μαχος u. dgl., Δωριεύς `Dorer' (von Δωρίς `Waldland'); δρυ̃ς, δρυός `Eiche, Baum' (aus dem n. *dru oder *deru, *doru g.*druu̯ós nach andern Baumnamen zum Fem. geworden; infolge der Einsilbigkeit Nominativdehnung), ἀκρό-δρυα `Fruchtbäume', δρυ-τόμος `Holzhacker', δρύινος `von der Eiche, von Eichenholz', Δρυάς `Baumnymphe', γεράνδρυον `alter Baumstamm', ἄδρυα πλοι̃α μονόξυλα. Κύπριοι Hes. (*sm̥-, Lit. bei Boisacq s. v.), ἔνδρυον καρδία δένδρου Hes.
Hom. δρῠμά n. Pl. `Wald', nachhom. δρῡμός ds. (letzteres mit erst nach δρυ̃ς geneuerter Länge); δένδρεον `Baum' (Hom.; daraus att. δένδρον), aus redupl. *δeν(= δερ)-δρεFον, Demin. δενδρύφιον; vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 583;
δρο- in arg. δροόν ἰσχυρόν. ᾽Αργει̃οι Hes., ἔνδροια καρδία δένδρου καὶ τὸ μέσον Hes., Δρου̃θος (*Δρο-υθος), δροίτη `hölzerne Wanne, Trog, Sarg' (wohl aus *δροίτᾱ, vgl. zuletzt Schwyzer KZ. 62, 199 ff., anders Specht Dekl. 139); δοι̃τρον πύελον σκάφην Hes. (diss. aus *δροιτρον), woneben *dr̥u̯io- in δραιόν μάκτραν. πύελον Hes.
PN Δρύτων: lit. Drūktenis, apr. Drutenne (E. Fraenkel, Pauly-Wissowa 16, 1633);
im Vokalismus noch nicht sicher erklärt δρίος `Gebüsch, Dickicht'; maked. δάρυλλος f. `Eiche' Hes. (*deru-, vgl. air. daur); aber δρίς δύναμις Hes., lies δίς (Schwyzer Gr. Gr. I 4955);
alb. dru f. `Holz, Baum, Stange' (*druu̯ā, vgl. aksl. drъva n. pl. `Holz'); drush-k (es-St.) `Eiche'; ablaut. *drū- in dri-zë `Baum', drüni `Holzriegel';
thrak. καλαμίν-δαρ `Platane', ON Δάρανδος, Τάραντος (*dar-ant-) `Eichstätt', Ζίνδρουμα, Δινδρύμη `Zeushain', VN ᾽Ο-δρύ-σ-αι, Δρόσοι, Dru-geri (dru- `Wald');
aus dem Lat. vielleicht dūrus `hart; abgehärtet, kräftig; derb, roh, rauh, streng, gefühllos' (aber über dūrāre `ausdauern, dauern' s. unten S. 220), wenn nach Osthoff 111 f. als `baumstark, fest wie (Eichen)holz' dissimiliert aus *drū-ro-s (*dreu-ro-s?);
aber daß lat. larix `Lärchenbaum', Lw. aus einer idg. Alpensprache, idg. *derik-s sei, ist wegen des l schwer denkbar;
air. derucc (gg), Gen. dercon `glans', cymr. derwen `Eiche' (Pl. derw), bret. deruenn ds., gall. Ortsname Dervus (`Eichenwald'), abrit. Derventiō, Ortsname, VN Dervāci u. dgl.; air. dērb `sicher'; reduktionsstufig air. daur, Gen. daro `Eiche' (deru-), auch dair, Gen. darach ds. (*deri-), air. daurde und dairde `eichen'; abgeleitet gall. *d(a)rullia `Eiche' (Wartburg III 50); maked. δάρυλλος f. `Eiche'; schwundstufig *dru- im Verstärkungswörtchen (? anders Thurneysen ZcPh. 16, 277: `Eichen-': dru- in galat. δρυ-ναίμετον `heiliger Eichenhain'), z. B. gall. Dru-talos (`*mit großer Stirn'), Druides, Druidae Pl., air. drūi `Druide' (`der hochweise', *dru-u̯id-), air. dron `fest' (*drunos, vgl. ai. dru-ṇa-m, dāru-ṇá-, dró-ṇa-m), mit Gutturalerweiterung (vgl. unten nhd. Trog) mir. drochta `(*hölzernes) Faß; Tonne, Kufe', drochat `Brücke'; hierher auch gallorom. drūtos `kräftig, üppig (: lit. drūtas)', gr. PN Δρύτων, air. drūth `närrisch' (: aisl. trūðr `Gaukler'?), cymr. drud `närrisch, tapfer' (das cymr. u stammt aus den roman. Entsprechungen);
deru̯- in germ. Tervingl, Matrib(us) Alatervīs, anord. tjara (*deru̯ōn-), finn. Lw. terva, ags. teoru n., tierwe f., -a m. `Teer, Harz' (*deru̯i̯o-), mnd. tere `Teer' (nhd. Teer); anord. tyrvi, tyri `Kienholz', tyrr `Föhre' (unsicher mhd. zirwe, zirbel `Pinus Cembra', da vielleicht eher zu mhd. zirbel `Wirbel', wegen der runden Zapfen);
dreu̯- in got. triu n. `Holz, Baum', anord. trē, ags. trēow (engl. tree), as. trio `Baum, Balken'; in übtr. Bed. `fest - fest vertrauend' (wie gr. ἰσχῡρός `fest': ἰσχυρίζομαι `zeige mich fest, verlasse mich worauf, vertraue'), got. triggws (*treu̯u̯az) `treu', ahd. gi-triuwi `treu', an: tryggr `treu, zuverlässig, sorglos', got. triggwa `Bund, Bündnis', ags. trēow `Glaube, Treue, Wahrheit', ahd. triuwa, nhd. Treue, vgl. mit ders. Bed., aber andern Ablautstufen anord. trū f. `religiöser Glaube, Versicherung', ags. trŭwa m., mnd. trūwe f. ds., ahd. trūwa, aisl. trū f., neben trūr `treu'; abgeleitet anord. trūa `trauen, für wahr halten' = got. trauan, und ags. trŭwian, as. trūōn, ahd. trū(w)ēn `trauen' (vgl. n. apr. druwis); ähnlich anord. traustr `stark, fest', traust n. `Zuversicht, Vertrauen, worauf man sich verlassen kann', ahd. trōst `Vertrauen, Trost' (*droust-), got. trausti `Vertrag, Bündnis', ablautend engl. trust `Vertrauen' (mengl. trūst), mlat. trustis `Treue' in den afränk. Gesetzen, mhd. getrüste `Schar' (die st-Bildung ist alt wegen npers. durušt `hart, stark', durust `gesund, ganz'; norw. trysja `den Boden säubern', ags. trūs `Reisig', engl. trouse, aisl. tros `Abfälle', got. ufar-trusnjan `überstreuen'.
*drou- in ags. trīg, engl. tray `flacher Trog, Schüssel', aschwed. trö `ein bestimmtes Maßgefäß' (*trauja-, vgl. oben δροίτη), anord. treyju-sǫðull (auch trȳju-sǫðoll) `eine Arttrogförmiger Sattel';
*drū- in aisl. trūðr `Gaukler', ags. trūð `Spaßmacher, Trompeter' (:gallorom. *drūto-s, usw.)?
*dru- in ags. trum `fest, kräftig, gesund' (*dru-mo-s), mit k-Erweiterung, bzw. Formans -ko- (vgl. oben mir. drochta, drochat), ahd. nhd. trog, ags. trog, troh (m.), anord. trog (n.) `Trog' und ahd. truha `Truhe', norw. mdartl. trygje n. `eine Art Saum- oder Packsattel', trygja `eine Art Fischkorb', ahd. trucka `Kiste', nd. trügge `Trog' und mit der ursprünglicheren Bed. `Baum, Holz' ahd. hart-trugil `Hartriegel';
bsl. *deru̯a- n. `Baum' in aksl. drěvo (Gen. drěva, auch drěvese), skr. dial. drêvo (drȉjevo), sloven. drẹvộ, ačech. dřěvo, russ. dérevo, klr. dérevo `Baum'; dazu als ursprüngl. Kollektiv lit. dervà, (Akk. der̃vą) f. `Kienspan; Pech, Teer, harziges Holz'; ablaut, lett. dar̃va `Teer', apr. im ON Derwayn; dehnstuf. *dōru̯-i̯ā- in lett. dùore f. `Holzgefäß, Bienenstock im Baum';*su-doru̯a- `gesund' in aksl. sъdravъ, čech. zdráv (zdravý), russ. zdoróv (f. zdoróva) `gesund', vgl. av. dr(u)vō, apers. duruva ds.
balt. *dreu̯i̯ā- f. `Waldbienenstock', substantiv. Adjekt. (ai. dravya- `zum Baum gehörig') : lit. drẽvė und drevė̃ `Höhlung im Baum', lett. dreve ds.: im Ablaut lit. dravìs f., lett. drava f. `Waldbienenstock', dazu apr. drawine f. `Beute, Bienenfaß' und lit. dravė̃ `Loch im Baum'; weiterhin im Ablaut ostlit. drėvė̃ und drovė̃ f. ds., lett. drava `Höhlung im Bienenstock';
urslav. *druu̯a- Nom. Pl. `Holz' in aksl. drъva, russ. drová, poln. drwa (Gen. drew); *druu̯ina- n. `Holz' in klr. drovno, slovz. drẽvnø;
slav. *drъmъ in russ. drom `Urwald, Dickicht', usw. (= ai. drumá-ḥ, gr. δρυμός, adjekt. ags. trum);
lit. su-drus `üppig, fett (bes. vom Wuchs der Pflanzen)' (= ai. su-drú-ḥ `gutes Holz');
balt. drūta- `stark' (== gallorom. *drūto-s, gr. PN Δρύτων) in lit. drū́tas, driū́tas `stark, dick', apr. im PN Drutenne, ON Druthayn, Druthelauken; gehört zu apr. druwis m. `Glaube', druwi f., druwīt `glauben' (*druwēti: ahd. trūen), na-po-druwīsnan `Vertrauen, Hoffnung'. Neben lit. drū́tas auch drū́ktas; s. unter dher-2.
Im Ablaut hierher aksl. drevlje `prius, primum', ačech. dřéve, russ. drévle `vor alters'; Adverbium eines Komparativs oder Positivs.
hitt. ta-ru `Baum, Holz', Dat. ta-ru-ú-i;
hierher auch wohl toch. AB or `Holz' (falsche Abstraktion aus *tod dor, K. Schneider IF. 57, 203).
vom Stamme dhǝi-: dháyati `saugt' (*dhǝ́i̯eti : Kaus. *dhoi-éi̯e-ti in slav. dojiti, got.daddjan) und dhinṓti `nährt';
arm. diem `sauge' (i == idg. ē oder eher ī, so daß = anord. dīa), stn-di `(Brust saugend =) Säugling', dal aus dail `Biestmilch' (dhǝi-li-), dayeak `Amme' (von *dayi- = idg. dhǝ-ti-);
gr. θήσατο `er sog', θη̃σθαι `melken', θήνιον `Milch', τιθήνη `Amme' (Kurzform τίτθη u.dgl., worüber anders Falk-Torp u. taate), γαλαθηνός `Milch saugend', τι-θασός `zahm, kultiviert';
alb. djathë `Käse' ursprüngl. `aus saurer Milch gemachter Quark' (: ai. dádhi), gr.-alb. dithë `Käse';
lat. fēmina `Frau' (`*die säugende'); über fēlīx, fecundus s. unten;
air. dīnu `Lamm', dīth `suxit' (ī = idg. ē oder ī), denaid `er saugt' (*di-na-ti), bret. denaff `sauge', cymr. dynu `saugen';
got. daddjan = aschwed. dæggja `säugen' (urgerm. *ðajjan, vgl. ai. dháyati, aksl. dojǫ; das germ. *ðajj- ist regulär aus *dhoi-eie- entstanden), aschwed. dīa, dän. norw. die `saugen', mhd. dīen, tīen `säugen; die Brust geben' (vgl. o. arm. diem), hochstufig ahd. tāen, Präs. tāju (= lett. dêju `sauge'), westfäl. däierrn `ein Kalb mit Milch auffüttern' (Holthausen);
lett. dêju, dêt `saugen', at-diene, at-dienîte `eine Kuh, welche im zweiten Jahr kalbt', lit.dienì f. `trächtig' (= ai. dhēnú-), dienà ds. (= ai. dhēnā `Kuh'), apr. dadan `Milch' (= ai. dadhan-); aksl. dojǫ `säuge' (ai. dháyati), doilica `Amme', mit ě (= idg. ē oder ǝi) dětь f. `Kinder', děva, děvica `Mädchen, Jungfrau' (verschoben aus `*Weib' = `die säugende', s. Berneker 197).
Mit l-Formantien: Ai. dhārú- `saugend' = gr. θη̃λυς `nährend (ἐέρδη), säugend, weiblich' (fem. θήλεια und θη̃λυς), θηλώ, θηλαμών `Amme', θηλάζω `säuge, sauge', θηλή `Mutterbrust', alb. dele `Schaf' (*dhǝil-n-), delmë ds., dhallë `saure Milch', illyr. dalm- `Schaf' in ON Δάλμιον, Δελμίνιον, VN Dalmatae, Delmatae, messap. PN Gen. m. dalmaihi, fem. PN dalmaɵoa; lat. fēlō, -āre `säugen', fīlius `Sohn' (`*Säugling', aus *fēlios) = umbr. feliuf, filiu `lactantes'; mir. del `Zitze' (*dhĭ-lo-), delech `Milchkuh', dän. dæl `Milchdrüsen oder Euter bei der Sau', schwed. mdartl. del m. `Zitze', ahd. tila f. `weibliche Brust', ags. delu f. `Brustwarze, Zitze', anord. dilkr `Lamm, Junges'; lett. dêls `Sohn', dēle `Blutegel', lit. dėlė̃ ds., pirmdėlė̃ `die zum ersten Male geboren hat', pirmdėlỹs `was gerade geboren worden ist'; lett. dīle `saugendes Kalb', dīlît `säugen'.
Ob gr. θω̃σθαι (*θωι̯εσθαι) `schmausen', θοίνη `Schmaus' (aus *θωι-νᾱ?) mit Abtönung hierher gehöre, ist fraglich; ob θω̃ξαι und (dor.) θα̃ξαι `μεθύσαι' als *θοι̯ακ-σαι auf eine leichte Wz.*dhŏi- (ebenso dann θοίνη; auch θω̃σθαι kann θοι̯α-σθαι sein) weisen?
Lat. fēlīx `fruchtbar, glücklich' zu fēlāre geht auf ein fem. Subst. *fēlī-c- `die säugende = fruchtbare' zurück, nach Specht (KZ. 62, 237) aus *fēlu̯ī-k-s, Femin. zu ai. dhārú-, gr. θη̃λυς; lat. fēcundus `fruchtbar', fētus, -ūs `das Zeugen, Gebären', fēta `schwanger, trächtig', auch `was geboren hat', effēta `durch vieles Gebären geschwächt', fēnus, -oris `Ertrag, Zinsen, Wucher', vielleicht auch fēnum `Heu' (als `Ertrag') erklären sich aus einer Sonderanwendung von dhēi- `säugen' für `fruchtbar sein';
dazu aber nicht *dhōnā- `Getreide' : ai. dhānā́ḥ f. Pl. `Getreidekörner', dhānyá- n. `Getreide', np. dāna `Korn', av. dānō-karša- `eine Ameisenart', d. i. `Körner (= Ameiseneier) schleppend', toch. В tāno `Getreide' und lit. dúona, lett. duõna f. `Brot' (ursprüngl. `Getreide', alit. `Ausgedinge'); dor.-illyr. (kret.) δηαί. . . αἱ κριθαί EM., δητταί αἱἐπτισμέναι κριθαί (*dhē-k-i̯ā-) Hes.; anders Jokl bei WH. I 475;
arm. dizanem (Aor. 3. Sg. edēz) `häufe auf', dizanim `häufe mich auf', dēz `Haufe';
thrak. -δίζος, -δίζα `Burg' (: apers. didā oder *dhiĝh-i̯ā); auch δέξιον, ON Δείξας, Burto-dexion, Burtu-dizos; Δίγγιον (: lat. fingō); pannon. VN An-dizetes `Burganwohner';
gr. τει̃χος n., τοι̃χος m. (formell = ai. dēha-) `Mauer, Wand'; θιγγάνω, Aor. θιγει̃ν `mit der Hand berühren' (Bed. wie lat. fingere auch `streichelnd betasten', Media g bereits ursprachlich aus der nasalierten Präsensform);
lat. fingō, -ere, finxi, fictum `eine Masse gestalten, bilden, formen; erdichten; streichelnd betasten', figulus `Töpfer' (:germ. *ðiʒulaz), fīlum (*figslom) `Gestalt', effigiēs `(plastisches) Abbild', figūra `Bildung, Gestalt, Figur', fictiō `das Bilden, Formen; Bildung, Gestaltung, Erdichtung', fictilis `aus Ton gebildet, irden, tönern' (zum lat. g statt h s.Leumann Lat. Gr. 133; nach letzterem stammt aus Formen wie fictus auch das k von altfalisk.fifiked `finxit', osk. fifikus etwa `du wirst ausgedacht haben'); wahrscheinlich umbr.fikla, ficlam `fitillam, libum', lat. fītilla `Opferbrei, Opfermus' (mit dial. t aus ct); osk.feíhúss `muros' (*dheiĝho-);
über lat. fīlum (identisch mit fīlum `Faden' ?) vgl. WH. I 497, andererseits EM2 360;
air. digen `fest' (`*festgeknetet, kompakt'); air. *kom-uks-ding- `bauen, errichten' in 1. Sg. cunutgim, 3. Sg. conutuinc usw. und vielleicht auch dingid, for-ding `unterdrückt', s. unter 1. dhengh- `drücken, bedecken' usw.;
got. þamma digandin `dem Knetenden', kasa digana `Tongefäße', gadigis (Konjektur für gadikis, πλάσμα, Gebilde', es-St., ähnlich τει̃χος); daigs m. `Teig' (*dhoiĝhos), anord. deig (n.), ags. dāg, ahd. teig ds.; anord. digr `dick, wohlbeleibt' (Bed. wie ir. digen), got. digrei `Dichtheit, Menge', mhd. tiger, tigere Adv. `völlig', norw. mdartl. digna `dick werden', diga `dicke, weiche Masse' neben mnd. norw. dīger; ahd. tegal, anord. digull `Schmelztopf, Tiegel' scheint ein echt germ. Wort (*ðiʒ .. laz) zu sein, das aber in der Bed. das lat. tēgula (ausτήγανον) aufgesogen hat;
lit. díežti, dýžti `schinden, auspeitschen' (`*durchkneten, einem eine herunterschmieren'), lett. diezêt `aufschwatzen, anbieten' (`*anschmieren');
aruss. děža, klr. diža usw. `Teigmulde, Backdose' (*dhoiĝh-i̯-ā; Berneker 198, Mühlenbach-Endzelin I 487).
Eine umgestellte Form (*ĝheidh-) ist wahrscheinlich lit. žiedžiù, žiẽsti `formen', alit.puod-židys `Töpfer', aksl. ziždǫ, zьdati `bauen', zьdъ, zidъ `Mauer, Wand' (Būga Kalba ir s. 184 f);
toch. A tseke ṣi peke ṣi `figūra sive pictura' (W. Schulze Kl. Schr. 257 f., idg. *dhoiĝhos).
Eine Parallelwz. *dheig- sucht Wood Mod. Phil. 4, 490 f. in mhd. tīchen `schaffen usw.'; ags.diht(i)an `dictare', ahd. tihton `erfinden und schaffen; dichten' stammen aus spätlat.dictāre.
Gr. θραύω (τέθραυσμαι, ἐθραύσθην) `zerbreche, zermalme', θραυστός, θραυλός (*θραυσ-λός), θραυ̃ρος (Hes.) `zerbrechlich', θραυ̃μα, θραυ̃σμα `Bruchstück, Wunde', θρᾱνύσσω (Lyk.), συντεθρά̄νωται (Eur.) `zerschmettern' (weist auf *θραυ[σ]-ανός, s. Boisacq s. v. m. Lit.); θρῡλίχθη (Hom.), θρῡλίξας (Lyk.) `brechen, zerschmettern', θρῡλει̃ ταράσσει ὀχλει̃ Hes.(*θρυ̃λος aus *θρῡσ-λο-; gr. -αυ- und -υ:- sind als Reduktionsstufe und Schwundstufe einesdhrēus- zu verstehen, woneben dhreus-; s. Bechtel KZ. 46, 164);
cymr. dryll `Bruchstück' (*dhrus-li̯o-), gallorom. Pl. drullia `Abfälle' (Kleinhans bei Wartburg III 163);
got. drauhsnōs f. Pl. `Brocken, Brosamen'; wohl als Umstellung aus *dhrūs-kna mit balt. druska nächst verknüpfbar; Einmischung eines zu nhd. trocken, ags. drēahnian - s. dher-2, dhreugh- `halten' - gehörigen Wortes würde allenfalls beide überlieferten Formen als wirklich gesprochene zu betrachten gestatten; aber vgl. daneben got. drausnōs ds.;
got. driusan `fallen, herabfallen', as. driosan, ags. drēosan `fallen', norw dial. drysia `herabrieseln'; Kaus. got. gadrausjan `niederwerfen', ahd. trōren `tröpfeln, triefen machen, abwerfen'; dazu als `zusammenfalŁen, einknicken' mit lautsymbolisch gedehnter Schwundstufe: ags. drūsian `träge sein (vor Alter)', engl. drowse `schläfern'; ahd. trūrēn `niedergeschlagen sein, trauern; die Augen senken', mhd. trūrec `traurig'; ags. ablautend drēorig `betrübt'; anord. dreyri m. (*drauzan-) `das aus der Wunde triefende Blut', as. drōr m. `Blut' (ags. ablautend drēor m. ds.), mhd. trōr m. `Tau, Regen, Blut';
lett. druska `Krümel', lit. druskà `Salz' (*Krümel), apr. druskins `Ohrenschmalz' (überliefert dmskins); dazu bsl. *druzga `kleines Stück' in lit. drùzgas ds., sloven. drûzgati `zerdrücken', usw.
Labialerweiterungen:
dhreubh-: gr. θρύπτω (ἐτρύφην) `zerreiben, zerbröckeln; entkräften, verweichlichen, hinfällig machen', θρύμμα und τρύφος n. `Bruchstück', τρυφή `Weichlichkeit, Üppigkeit', τρυφερός `weichlich' (s. auch Boisacq s. v. θρύπτω);
lett. drubaža `Trumm', drubazas `HoIzsplitter'.
dhreup-: as. drūƀōn, drūvōn `betrübt sein'; lett. drupu, drupt `zerfallen, in Trümmer gehen', draûpît `zerbröckeln'; vgl. Mühlenbach-Endzelin I 505.
dhreub-: anord. driūpa, as. driopan, ags. drēopan, ahd. triofan `triefen, tropfen', o-stufig schw. Verb, ags. drēapian `destillare', e-stufig drēopian ds., anord. drūpa (*-ēn) `überhangen, herabhangen, sich bücken', anord. dropi m. `Tropfen', ags. dropa, as. dropo ds.; Intens. ags. dryppan, droppian, ahd. tropfōn `tropfen', tropfo `Tropfen'; aisl. dreypa, ags. dríepan `träufeln';
air. drucht `Tropfen' (*dhruptu-s).
arm. em, es, ē;
gr. hom. att. εἰμί (= ẹ̄mi, äol. ἔμμι, dor. ἠμί), εἶ (= ei aus *esi, nur att., hom. εἰς, ἐσσι), ἐστί, εἰμέν (wie εἰμί; att. ἐσμέν wie ἐστέ; dor. ἠμές), ἐστέ, εἰσί (dor. ἐντί), Dual ἐστόν;
venet. est;
alb. jam (*esmi);
lat. sum (durch Einfluß der 1. Pl.), es(s), est (Inchoat. escit, wie gr. ἔσκε), sumus, estis, sunt (Inchoat. escunt); osk. súm, est (íst); umbr. est;
air. (nur als Kopula) am (*esmi), a-t, is, ammi (*esmesi), adi-b, it (*senti, acymr. hint);
got. im, is, ist, 3. Pl. sind (*senti); aisl. em, est (ert), es (er); ags. eom (nach bēom), northumbr. am (*os-m̥), eart (Endung des Präteritopräs.), is; 3. Pl. northumbr. aron (*os-ṇt), usw.;
alit. esmì, (heute esù, dial. esmù) esì, ẽsti, Dual alt und dial. esvà, estaũ und està; lett.esmu (dial. esu), esi usw.; apr. asmai, assai (essei), est (ast);
aksl. jesmь, jesi, jestъ (*esti), jesmъ, jeste, sǫtъ (= lat. sunt); Dual jesvě, jesta, jeste, usw.;
toch. Präs. В 3. Sg. ste, star- (mit Enklitikon), 3. Pl. skente, stare, skentar; Imperf. A 1. Sg. ṣem, 2. Sg. ṣet usw., В ṣai(-), mit Optativformans idg. -oi- (nach Pedersen Tochar. 161 soll auch В nes-, A nas- `sein' die Wurzel es- enthalten, das Präverb n- sei mit der Postposition В neidentisch??);
hitt. e-eš-mi (esmi), 3. Sg. e-eš-zi (eszi), 3. Pl. a-ša-an-zi (asanzi; das as durch Vokalharmonie aus *es-?).
2. Wichtige Übereinstimmungen:
Imperf. ai. ā́sam, ās, ās, bzw. Perf. ā́sa, ā́sitha, ā́sa, Pl. ā́sma, ā́sta, ā́san, Dual. ā́stam, ā́stām: gr. hom. 1. Sg. ἦα, 2. Sg hom. att. ἦσθα, 3. Sg. dor. usw. ἦς, Pl. hom. ἦμεν, ἦτε, ἦσαν, 3. Dual hom. ἤστην; mit ἦσθα vgl. hitt. e-eš-ta (ēsta) `war, warst'; themat. 1. Sg. 3. Pl.äol. ἔον (*e-s-om, bzw. *e-s-ont): augmentlos 3. Pl. ai. san, av. hǝn (*sent oder *sont).
Neubildungen scheinen lat. erat (*es-ā-t) = cymr. oedd `war'.
Gr. Imperf. ἔσκον, ἔσκε : alat. escit (die Futurbedeutung erinnert an arm. i-c̣em `daß ich sei' aus prothet. *i + s + (s)ke-, Meillet Esquisse 121);
Konjunkt. ved. 2. Sg. ásas(i), 3. Sg. ásat(i): lat. Fut. eris, erit;
Optat. ved. s(i)yā́m; gr. εἴην (das ε von *ἐσμι): lat. Konj. siem, siēs, siet, umbr. sir, sei `sīs', si, sei `sit', sins `sint': ahd. 3. Sg. sī;
Imper. 2. Sg. gath.-av. zdī : gr. att. ἴσθι (*es-dhi); 3. Sg. gr. hom. att. ἔστω : lat.estō(d) : osk. estud;
3. Partizipium sent-, sont-, sṇt- `seiend', z. T. mit Entwicklung zu `wahr, tatsächlich', und weiter teils zu `gut', teils zu `der wirkliche Täter, der Schuldige': Ai. sánt- sát- m., n. (f. sat-ī́) `seiend, gut, wahr', av. hant-, hat- ds.;
gr. ἐόντ-, ὄντ-, dor. ἐντ- `seiend' (Schwyzer Gr. Gr. I 473, 525 4, 567, 678), Nom. Pl. τὰ ὄντα `Gegenwart, Wahrheit, Besitz', abgeleitet ουσία, dor. ἐσσία, ὠσία f. `Eigentum, Natur, Wirklichkeit', usw.;
lat. in prae-sēns, -sentis `gegenwärtig', osk. praesentid `praesente', ab-sēns `abwesend'; sōns, Gen. sontis `schuldig, schädlich' (vgl. sonticus morbus `Epilepsie'?);
urgerm. *sanþa- `wahr' in anord. sannr, saðr, ahd. sand, as. sōð `wahr, und `wessen Schuld ohne Zweifel steht', ags. sōð `wahr'; daneben tiefstufig germ. *sun(ð)já-z, got. *sunjis `wahr' (sunja `Wahrheit'); die eigentliche Bed. noch in bisunjanē `ringsum', ursprüngl. Gen. Pl. `der ringsum seienden' = ai. satyá- `wahr, recht' (*sṇti̯o-), n. `Wahrheit', av. haiɵya- `wahr, echt', apers. hašiya- ds.;
mit erhaltenem oder assim. d ahd. suntea, as. sundea, afries. sende, aisl. synð, synd < mnd. sünde, ags. synn f. `Sünde, Verbrechen' (urgerm. *sunðī: *sun(ð)jāz), weiter zu as. ahd. sunnea `Hinderung, Not', aisl. syn `Ableugnung';
apr. Nom. Sg. sins, Dat. Sg. sentismu, alit. Akk. Sg. m. santį, lit. są̃s, sañčio (jünger ẽsąs, ė̃sąs m., ẽsanti f.), lett. esuots `seiend'; Gerundium lit. sant;
aksl. sy (: ai. sán), Gen. Sg. m. sǫšta;
hitt. aš-ša-an-za (assanz) `seiend';
to-Partiz. *s-e-tó-, s-o-tó- in gr. ἐτά ἀληθη̃. ἀγαθά Hes., ἐτάζω `prüfe', ἐτεός, ἐτυμός `wahr, wirklich' und ὅσιος `recht, erlaubt, fromm';
ti-Abstrakta: ai. abhí-ṣti- f. `Hilfe' (abhi-ṣtí- m. `Helfer'), av. aiwišti- f. `Studium'; ai. úpа-stí- m. `Untergebener' (ai. sv-astí- f. `Wohlsein' wohl ar. Neubildung); vgl. gr. ἐστώ `οὐσία', ἀπεστώ, ἀπεστύς Hes. `Abwesenheit' u. dgl.;
über das vielleicht hierher gehörige gr. ἐσ-θλός `tüchtig, gut, glücklich', dor. ἐσλός, arkad. ἑσλός vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 5335, Specht Dekl. 256.
hitt. a-aš-šu-uš (assus) `gut'; zum a- s. Pedersen Hitt. 167 u. Anm.; vielleicht als Schwundstufe dazu (Friedrich IF. 41, 370 f.) das Präfix su-, s. dort;
hierzu vielleicht lat. erus `Herr', fem. era, alat. esa `Herrin';
doch ist hitt. iš-ḫa-a-aš (isḫas) `Herr' fernzuhalten, da dies zu arm. isxan `Herr', isxal `herrschen' gehört (?), das selbst nichtidg. Herkunft ist (Couvreur H̯ 9);
fern bleiben gall. GN Esus (mit ē-), wohl wegen der Namen mit Aes-, Ais- am ehesten zu 1. ais- oder 2. ais- (oben S. 16), weniger wahrscheinlich zu 2. eis- (oben S. 299); ebenso der air. PN Éogan (*ivogenos) und der cymr. PN Owein (älter Ywein, Eugein, Ougen) = air. PN Úgaine (*ou̯o-geni̯os), vgl. dazu Bergin Ériu 12, 224 f.
Von ĝhēi- aus: aksl. zějǫ `hio' (*ĝhēi̯ō).
Von ĝhii̯-ā- aus:
lat. hiō, -āre (*ĝhii̯a-i̯ō) `gähnen, klaffen, aufgesperrt sein', osk. eehianasúm `ēmittendārum (hostiārum)', umbr. ehiato `ēmissōs';
lit. žió-ju, -ti `öffnen', reflexiv žiótis `gähnen' (žiótys Pl. f. `Riß, tiefe Kluft; Mund, Rachen'), wozu lit. žióvauti, lett. žãvâtiês `gähnen' (žāvas f. Pl. `Gähnen')
und mit p: lit. žiopsaũ, -sóti `mit offenem Munde dastehen, dasitzen';
skr. zjâm, zjȁti `den Mund aufsperren', Iterativa aksl. zijają, zijati, russ. zijáju, -átь ds. und sloven. zẹ́vati `den Mund geöffnet halten', čech. zívati, russ. zěvátь `gähnen' (sloven. zẹ̀v, poln. ziew, russ. zěv `Rachen');
mit p (vgl. unten die Wzf. ĝheip-): blg. zě́pam, poln. ziepać `mit Mühe atmen', klr. zḯpaty `nach Atem schnappen', čech. zípati `keuchen'.
Ähnlich, aber nach den ē-Verben, ahd. gīēn `gähnen' (wäre got. *gijan, -aida); daneben mit noch klärungsbedürftigem (aber schwerlich aus der Wzf. ĝhēu- stammendem) w im Hiat ahd. anagiwēn `inhiare', gēwōn `den Mund aufsperren, gähnen' (mhd. gewen, giwen ds.), ags. giwian, giowian `verlangen, fordern' (aus `*mit offenem Munde, gierig wonach lechzen'); dazu aisl. gjā f. (*giwō) einerseits `Spalte, Kluft in der Erde', andrerseits (von `lechzen' aus) `wollüstiges Leben', mhd. giude (*giwiþō) `geräuschvolle Freude', giuden `prahlen, großtun (*den Mund weit auftun); in geräuschvoller Freude sein, verschwenderisch leben', nhd. vergeuden; ahd. inginnan `auftun, öffnen, aufschneiden, spalten' aus *ginu̯an ist wohl Faktitiv zu ahd. ginēn (s. unten) in formellem Anschlußan das lautähnliche biginnan.
sko-Präsens: lat. hīscō, -ere (*ĝhī-sk̂ō) `gähnen, klaffen, aufgesperrt sein'; ähnlich ags. giscian, mhd. gischen `schluchzen' und norw. mdartl. geiska `die Beine ausspreizen' (s. Persson Beitr. 318).
n-Präsentien und zugehörige Nomina: aisl. gīna st. V., ags. tō-gīnan st. V. `klaffen, gähnen'; mit ĭ aisl. gine, ahd. ginēn, mhd. ginēn, genēn, nhd. gähnen = ags. ginian, gionian `weit offen sein', aisl. gina `gähnen', gin n. `Schlund', ags. gin n. ds.; mit germ. ai (idg. ĝhǝi-? oder vielmehr der Präteritalablaut des st. V. gīnan?) ahd. geinōn, schweiz. gäine, got. *gainon, ags. gānian; aber engl. yawn, `gähnen' für *yone aus ags. gionian;
aksl. zinǫ, -ǫti (*ĝhīnō) `χαίνειν'.
Andere Nominalbildungen:
mit u̯: ags. giw, gēow m. `Geier' (*gīwaz `der Gierige');
mit m: aisl. gīma f. `Öffnung', schweiz. gīm ds.; aisl. geimi m. `Meeresschlund'; nisl. geimr `großer, leerer Raum';
mit r: germ. *gīr(i)a- `gierig' (eigentl. `*lechzend'), in norw. mdartl. gīr m. `Begierde, Leidenschaft', ahd. gīri `begierig', gīr `Geier';
mit l: aisl. norw. gil n. `Felsspalt', schwed. mdartl. gilja f. `Hohlweg', ahd. mhd. gil `Bruch, hernia'; aisl. geil f. `Hohlweg, Engpaß'; mnd. gīlen `begehren, betteln' (von *gīla- Adj. `begehrend', vgl. zur Bed. oben ags. gīwaz).
Mit Bed.-Entw. von `klaffen' zu `schief abstehen (zunächst z. B. von Hölzern u. dgl.)' ist wohl anzureihen ndd. ndl. gillen `schräg abschneiden', ndl. gillinghout `schräg durchgeschnittenes Holz', weiter isl. geila `trennen' (`*klaffen machen'), ags. gǣlan (*gailjan) `hindern, zögern'; von r-Formen nd. gīren, ndl. (daraus nhd.) gieren, norw. mdartl. gīra `vom Kurs abweichen'; ndl. geeren ds., norw. mdartl. geira `schief laufen'.
Erweiterungen mit i-Vokalismus:
*ĝhei-gh- : aisl. norw. dial., geiga `seitwärts abschwenken', aisl. geigr m. `Schaden' (ursprgl. Anschauung `*schief abstehen, klaffen' z. B. von Hölzern); vgl. nhd. schweiz. Geigle `Doppelast an einem Baume, der in beliebigem Winkel auseinandergeht; Pl. die Schenkel', nhd. Heugeige `Stecken mit seitwarts abstehenden Astresten zum Aufschobern des Heus'; nhd. dial. geigen `sich hin und her bewegen', aisl. gīgja, aus mnd. mhd. gīge, nhd. Geige als Musikinstrument; ags. for-, of-gǣgan `abweichen von, überschreiten', gǣgl und gāgol `ausgelassen, ausschweifend', afries. gēia `übertreten, unterlassen, Buße zahlen für, büßen'; norw. dial. giga, gigla, gigra `lose stehen, wackeln', engl. gig (nord. Lw.) `leichter Wagen, leichtes Boot', whirligig, dän. gig `Kreisel als Spielzeug'; ndd. giggelen, engl. to giggle `versteckt, spöttisch lachen'; als `frei abstehende, bewegliche Segelstange' hierher ndl. gei `Raa' (Grundf. geig(*j)a?), ndd. gīk, ndl. gijk ds. und mnd. geck von drehbaren Dingen (z. B. Deckel, Fensterladen, Pumpstangen), auch `Narr' (nhd. Geck); hierher (nach Wissmann Nom. postverb. 41) got. geigō f. `Gier', ga-geigan `gewinnen', faíhu-geigan `begehren'; s. S. 427.
Ähnlich ist (von ĝhii̯ā- aus) mit gh gebildet lit. ziógauti `gähnen', žiógas `Heuschrecke', žiõgris `Palisade'.
ĝhei-p- (im Germ. vielleicht z. T. auch ĝhei-bh-):
Lat. (Gloss.) hippitāre, exippitāre (*hīpitāre) `hietare, oscitare' (span. hipar `schluchzen'); čech. zípati `keuchen' (usw., s. oben);
ags. gīfer `Fresser', aisl. gīfr m. `Unhold'; nhd. dial. geifen, geiben, geipen `gähnen, gaffen, gierig verlangen'; aus `schief abstehen, locker abstehen' norw. dial. geivla `seitwärts abschwenken; schlottern', auch geivra; vom Verziehen des Mundes ndd. gib(b)elen `spottend lachen', nhd. geifeln `spottend lachen', engl. to gibe, jibe `spotten'.
Im Germ. auch:
ĝhei-b-, germ. *gī̆p-: aisl. gīpr m. `Maul, Rachen', FlN für Gipa, norw. mdartl. gipa `klaffen machen, nach Luft schnappen' = ags. gīpian `nach Luft schnappen'; mnd. gippelt `töricht, dumm'; schwed. dial. gippa `Riß, Spalte'; mit ī schwed dial. gipa `den Mund verziehen', ndd. gīpen `nach Luft schnappen, strehen nach'; nhd. bair. gaif(f)en von einem nicht festsitzenden, schlotternden Schuh; mit der Bed. `spöttisch den Mund verziehen u. dgl.'.
Mit germ. ai: aisl. geipa `schwatzen', norw. dial. geipa `schwatzen; den Mund weit aufsperren; mit ausgespreizten Beinen sitzen oder gehen' u. dgl.;
aisl. geispa `nach Luft schnappen', mengl. gaspen < ags. *gāspian, wohl aus *gaipsōn (durch Verquickung von *gaip- und *gais).
gheis-: isl. gisinn `von Trockenheit rissig, undicht' (Partiz. von *gīsa =) norw. dial. gīsa `grinsen, blinzeln'; norw. dial. gista `sich öffnen, dünn werden, vom Walde', aschwed. gistinn `von Trockenheit rissig'; aus dieser Bed. weiter mnd. gēst, afries. gēst, gāst `das höhere trockene Land im Gegensatz zur Marschniederung' (zugehörige u-Formen nd. güste, ndl. gust `unfruchtbar, trocken, gelt' von der Basis ĝhēu-?? S. Persson Beitr. 318).
Erweiterungen mit ē- : ǝ-Vokalismus (fast nur germ.):
*ĝhǝgh- (: ĝhēgh-):
Ags. gēagl m. n. `Kinnbacken, Kehle', Pl. `Backenzähne', mnd. gāgel, gēgel m. n. `Gaumen, Zahnfleisch' (*gāgula-, -ila);
nhd. dial. gagen, gageln, gagern `(sich) spreizen (von den Beinen, den Fingern), wackeln, gestikulieren, gaukeln', gackelicht `närrisch', mhd. gagen, gageren `sich hin und her bewegen, zappeln', aisl. gagr `gekrümmt, zurückgebogen', gaghals `mit zurückgespreiztem, zurückgebogenem Halse', norw. dial. gag `rückwärts gebogen (z. B. von schief abstehenden Gerätteilen)', engl. gag-toothed (nord. Lw.) `mit hervorstehenden Zähnen': ablaut. aisl. gǣgjask `sich vorrecken, um zu gucken', und (zugleich mit Kons.-Schärfung) md. gāken `gaffen'.
Aisl. gjǫgrar Pl. `Felsklüfte' (*gegura-) vergleicht Lidén Armen. Stud. 70 f. wohl richtiger mit arm. gez `Spalte, Riß, Kerbe'.
*ĝhēp-:
Ai. hāphikā `das Galmen' (mit jungem ph statt p, Persson Beitr. 565).
*ĝhǝb-: aisl. gap `weite Öffnung, Loch, Chaos; Ruf, Schrei', gapa `den Mund aufsperren, schreien', ags. gapian, ndd. gāpen, mhd. nhd. gaffen `mit offenem Munde anschauen'.
*ĝhǝbh-:
Ags. geaflas Pl. `Kiefern' (in der Bedeutung gerichtet nach ceafl `Kiefer', s. unter ĝeph-), älter dän. paa gafle `weit offen', schwed. på gavel ds.;
aisl. gabba `Spott oder Scherz treiben', ags. gabbian `schwätzen; verspotten, verhöhnen', gaffetung `Hohn', gafsprǣc `törichte Rede', ndl. gabberen `nugari, jocari' u. dgl. (wohl aus dem Ndd. stammen lit. gabl(i)ó-ju, -ti `necken, vexieren', gablỹs `wer neckt, vexiert', s. Berneker 287 f. - auch über poln. gabać `reizen, necken').
got. gibla m. `Giebel, Zinne', ablautend anord. gafl m. `Giebelseite; Spitze einer Insel'; ahd. gibil m. `Giebel, Pol der Erde'; gibilla f., gebal m., mhd. gebel `Schädel';
toch. A śpāl- `Kopf' (: gr. κεφαλή), Instr. śpālyo-.
arm. jet (o-St.) `Schwanz (von Tieren)';
gr. χέζω `scheiße', Perf. κέχοδα; χόδανος `Steiß';
phryg. ζέτνα πύλη (leg. πύγη?);
alb. dhjes `scheiße', ndjete `abscheulich', fem. `Abscheu'; ndotem `verabscheue', geg. ndishem `abscheulich';
anord. gat n. `Loch, Öffnung', ags. geat `Türe, Öffnung' (daraus nir. gead `der Hintere'), afries. jet n. `Loch, Öffnung', as. gat `Loch', mnd. auch `anus', ndd. Kattegat `Katzenloch'.
afries. gadia `vereinigen', mnd. gaden (*gadōn) `passen, gefallen, sich gatten', ahd. bigatōn, mhd. gaten, gegaten intr. `zusammenkommen, so daß es zusammenpaßt', trans. `Gleiches zu Gleichem gesellen, zusammenbringen', refl. `sich fügen', ahd. gi-gat `passend', as. gi-gado `seinesgleichen', ags. (ge)gada `Genosse, Gatte', nhd. Gatte; got. gadiliggs `Vetter', as. gaduling `Verwandter', ags. gædeling `Genosse', ahd. gatulinc, gatilinc `Verwandter, Vetter, Geselle'; ags. geador, tō gædere (engl. together) `zusammen', afries. gadur, mnd. gader, mhd.gater ds., ags. gadrian, gæd(e)rian (engl. gather) `sammeln', afries. gaderia, mnd. gad(d)eren ds., mhd. vergatern `sich vereinigen', nhd. vergattern ds.; dazu vermutlich auch ahd. gataro, nhd. Gatter (umgelautet mhd. geter, nhd. Gitter), aschwed. gadder, mnd. gaddere `Gitter';
mit Dehnstufe: got. gōþs, aisl. gōðr, ags. gōd, ahd. guot, nhd. gut (germ. *gōða- `passend'); aisl. gōða `gut machen' usw.
aksl. godъ `Zeit, rechte Zeit', godina `ὥρα', godьnъ `gefällig', russ. gódnyj `tauglich', aksl. u-goditi `gefallen', russ.-ksl. goditi ds., ksl. ugoda `Wohlgefallen', russ. výgoda `Vorteil', aksl. negodovati `unwillig sein', iter. aksl. ugoždǫ, ugožditi `es einem recht machen, gefallen' (usw., Berneker 317 f., wo auch über die poln. Lehnworte lit. gãdas `Vereinigung', gãdytis `sich ereignen, treffen' u. a.).
Dazu vielleicht lit. dial. guõdas, lett. gùods `Ehre, Ruhm; Anstand, Höflichkeit; Festlichkeit, Schmaus';
hingegen sind lett. gāds, sagāds `Vorrat, erworbene Habe', gādāt `sorgen' wohl aus dem Russ. entlehnt;
hierher (vgl. Van Windekens Lexique 32) toch. AB kātk-, erweicht A kāck-, В kācc- `sich erfreuen' (vgl. oben mnd. gaden `gefallen'); anders Pedersen Toch. 172.
norw. gagr `zurückgebogen', aisl. gag-hals `mit zurückgebogenem Hals', ablaut. gǣgiask `sich strecken', usw.;
lit. gõgas m. `Widerrist des Pferdes'.
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