Hierzu got. *aigan (aih, aigum, sekund. Prät. aihta) `haben, besitzen', altn. eiga (ā, eigom, ātta), ags. āgan, afries. āga, asächs. ēgan, ahd. еigan ds.; Partiz. *aigana-, aigina- in der Bedeutung `eigen' und substantiv. n. `Eigentum' : altn. eiginn `eigen(tümlich)', ags. āgen (engl.own), afries. ēgin, ēin, asächs. ēgan, ahd. eigan usw. ds., got. aigin n. `Eigentum', altn. eigin, ags. ǣgen usw ds. Hiervon abgeleitet ist *aiganōn: anord. eigna, -aða `zueignen'; ags. āgnian `zu eigen machen, besitzen', weiter ahd. eiginēn `zu eigen machen, aneignen' usw.
ti-Abstr. germ. *aihti : got. aihts `Eigentum', altn. ǣtt, att in der abstrakteren Bedeutung `Geschlecht'; auch `Himmelsgegend'; ags. ǣht, ahd. ēht `Besitz, Eigentum'. Vgl. weiter altn. eign f. `Eigentum an Grund und Boden' (*aig-ni-);
urgerm. *aihtēr `Besitzer' ist aus lapp. āitâr ds. zu erschließen (: ai. īṣitar- ds.);
nach Pedersen Groupement 30 f. hierher toch. В aik-, aiś- `wissen'.
av. aēš- `(sich) in eilige Bewegung setzen' (Präs. St. iša-, išya-, aēšaya-, apers. aišaya-), av. aēšma- m. `Zorn';
gr. dor. ἱαρός (: ai. iširá-), att. ἱερός (r̥ : er, Schwyzer Gr. Gr. I 482), lesb. ion. ἶρος (*isros) `kräftig, rüstig'; weiter gr. ἶνάω, ἰνέω (wenn mit ι: zu lesen, so daß aus *ἰσν-άω, -έω herleitbar) `entsende, leere aus; gieße aus', Med. `entleere mich' (vgl. ai. iṣṇā́ti); οἴω, οἴομαι (οἴσσατο, ἀνωιστός, ἀν-ωιστί, ωἴσθην, ὀισθείς) `meine, komme mit meinen Gedanken worauf, verfalle worauf', bei Hom. mit ι: entweder durch metr. Dehnung aus *ὀ-ῐ[σ]-ω oder aus*ὀ-ι[σ]ι̯ο:, nachhom. oἶμαι (aus οἴομαι);
mit ablaut. oi:
οἶμα `stürmischer Angriff, Andrang', οἰμάω `stürme los', beides von Raubvögeln, wie ved. ēṣati auch vom Losschießen des Raubvogels auf sein Nest (gr. Grundf. *οἶσμα, vgl. av. aēšma-); hierher auch noch οἶστρος `Wut und die sie durch ihren Stich erregende Bremse', nächstverwandt mit lit. aistrà `heftige Leidenschaft', aistrùs `leidenschaftlich' (nicht besser oben S. 12); in ähnlicher Bed. ἰστυάζει ὀργίζεται;
ob gr. ἰάομαι `heile', ἰατρός `Arzt' hierher gehören, ist zweifelhaft; die att. Formen ohne Asper sprechen eher gegen intervok. -s- und das ī gegen anlaut. ei-; bei einem Kulturwortwäre fremder Ursprung nicht verwunderlich; Theander (Eranos 21, 31 ff.) geht von dem heiligen Rufe ἰά aus, was auch die schwankende Quantität des ἰ (die Heilgötter `Iᾱσώ, `Iησώ f., `Iά̄σων, ᾽Iήσων m. usw., vielleicht auch der Stammesname `Iά()ονες, vgl. Schwyzer Gr. Gr. I 80, als ἰά-Rufer) erklären würde;
ἰαίνω `wärme' hat ĭ und braucht trotz Schwyzer Gr. Gr. I 681, 694, 700 nicht dazu zu gehören; s. oben S. 11 und W. Schulze Qu. ep. 381 ff.; nach Wissmann Nomina postverb. 203 soll ἰάομαι die lautsymbolisch gedehnte Schwundstufe der Wz. eis- darstellen, brauchte also der Quantitätsdifferenz wegen nicht von ἰαίνω getrennt zu werden;
lat. īra, Plaut. eira (*eisā) `Zorn';
vielleicht hierher gall. Isarno- PN, isarno-dori `ferrei ostii', air. īärn, mir. īarann n., cymr. haiarn (erfordert ĭ-), acorn. hoern, bret. houarn `Eisen' als das `starke Metall' im Gegensatz zur weicheren Bronze;
germ. *īsarnan n., got. eisarn, ahd. as. anord. īsarn `Eisen' ist wegen des ī- vielleicht aus ven.-illyr. *eisarnon vor dem germ. Wandel von ei zu ī entlehnt; vgl. den ven. FlN 'Iσάρας, später Īsarcus, nhd. Eisack (Tirol);
dazu der urir. PN I(s)aros, air. Īär, balkanillyr. iser, messap. isareti (Krahe IF. 46, 184 f.);
ferner vielleicht das kelt.-ligur.-ven.-illyr.-balt. FlN Wort Is- im kelt. FlN Isarā, nhd. Isar, Iser, frz. Isère; *Isiā, frz. Oise; *Isurā, engl. Ure, usw. (Pokorny Urillyrier 114 f., 161);
die nhd. FlN Ill, Illach, Iller können auch auf vorgerm. *Is-l- zurückgehen und mit den lett. FlN Isline, Islīcis, wruss. Isɫa (kann wegen des -sɫ- nicht echt slav. sein) usw. verglichen werden; der Name der Iller: *Illurā kann mit dem VN der Illyrii verglichen werden;
die Vollstufe *Eis- außer in Īsarcus noch in vielen balt. FlN: *Eisiā, lit. Iesià, *Eislā, lit. Ieslā, lit. Eisra, usw. (Būga RSl. 6, 9 f., Rozwadowski RSl. 6, 47); hingegen führt Būga wruss. Istra, lett. SeeN Istra, lit. FlN Isra, apr. FlN Instrutis `Inster' und thrak. ῎Iστρος auf *Instr- zurück; bisher hatte man ῎Iστρος aus *Is-ro-s erklärt;
auf *ois- gehen zurück wruss. Jesa (urlit. *aisā́), lit. Aĩsė; unklar ist, ob trotz des Anlauts Αἴσαρος (Bruttium), ven. Aesontius > Isonzo, umbr. Aesis, Aesinus hierher gestellt werden dürfen;
anord. eisa (*ois-) `einherstürmen', norw. FlN Eisand, wozu ags. ofost, as. oƀast `Eile, Eifer' aus *oƀ-aist-;
hierher auch ai. íṣu-, av. išu- m. `Рfeil'; gr. ἰός ds. aus *isu̯-os, vgl. zur Bed. οἰστός;
etrusk. aesar `Gott', ital. *aiso-, *aisi- ds. sind fern zu halten und kaum mit gr. ἱερός gleichzusetzen.
aisl. skinn n. `Haut, Fell' (*skén-to-, urgerm. *skinþa-, vgl. lapp. Lw. skidde und runisch ski[n]þa-leubaR; ags. scinn, engl. skin ds. ist Lw. aus dem Nord., ebenso mnd. schin `eine Art russisches Ledergeld'), mhd. schint f. `Obstschale', nhd. Schind-mähre, -aas, ndl. dial. schinde `Haut, Fell; Bast, Rinde', abgel. Verbum as. biscindian `abrinden, schälen', ahd. scinten, mhd. mnd.schinden `enthäuten, ausplündern, mißhandeln' (nhd. schinden st. V.); aisl. skān f. `Borke', nisl. auch `Häutchen', mnd. schin `Schuppen im Haar' (daraus nhd. Schinn, Schinne), mndl. schene `dünne Haut, Bast';
B. daneben idg. (s)kend- in:
air. ceinn `Schuppe, Schale', cymr. cenn (*kend-n-), acorn. cenn-en `Häutchen, Haut', ysgenn `Schinnen', mbret. quenn `Haut', bret. kenn m. `Schinnen', -ken `Haut' in bu-gen `Rindshaut' usw.; bret. (Vannes) skignan `Frosch' (*skenni̯ano-); aisl. hinna f. `dünne Haut, Membrane' (*skend-n-);
vgl. mit a-Vokalismus: mir. scaindrim `zerspalte', scandrad, scaindred `dispersion', scainder `Gefecht'.
av. spar(aiti) `tritt, stößt', mit frā `schnellt hervor', mit vi `auseinandertreten, -stampfen', sparman- n. etwa `Tritt, Stoß', np. sipardan `treten';
arm. spaṙnal `bedrohen' (idg. sp-);
gr. σπαίρω, ἀσπαίρω (ἀ- Vokalvorschlag) `zucke, zapple' (= lit. spiriù), σπαίρει ἅλλεται, σκιρτᾳ̃, πηδᾳ̃ Hes. (aspiriert σφαι̃ρα `Ball zum Spielen'?), aspiriert σφυρόν `Knöchel, Ferse', wovonσφυ̃ρα `Hammer, Schlägel' (zu σφυρόν vgl. ahd. spuri-halz `hinkend', eig. `knöchel-lahm');
lat. spernō, -ere, sprē-vī, -tum `zurück-, fortstoßen, verschmähen, verachten', aspernor, -ārī `von sich weisen', asper `rauh, barsch, abstoßend' (: ai. apa-sphúra-);
air. seir `Ferse' (*speret-s), Akk. Du. di pherid, cymr. ffēr, ffern `talus, malleolus'; mbret. fer ds.; cymr. uffarn `Knöchel' aus *opi-sper-no-;
aisl. sperna `mit den Füßen ausschlagen, wegstoßen' (: lat. spernō), ags. speornan ds., ahd.firspirnit `stößt an, tritt fehl'; aisl. sporna (-aða) `mit dem Fuße ausschlagen', ags. spurnan, spornan `ds., auch `zurückstoßen, verachten', as. ahd. spurnan `treten, mit dem Fuße stoßen'; ahd. spornōn `mit der Ferse ausschlagen, dem Fuße stoßen', spurnen (spurnta) ds., `zurückstoßen' (spurnida `Anstoß'), aisl. spyrna `mit dem Fuße stoßen; (den Fuß) entgegenstemmen'; ohne präsensbildendes n: aisl. spora `mit Füßen treten', ags. sporettan `mit dem Fuße stoßen'; aisl.spori, ags. spora, spura, ahd. sporo `Sporn'; aisl. ags. ahd. spor n. `Fußspur', mhd. spur, spür f. n. `Spur', ahd. spuri-halz `lahm, hinkend, von Pferden' (s. o. zu σφυρόν), ahd. (usw.) spurjan, spurren `der Spur nachgehen, erforschen, erfahren'; ags. spearwa m. `Wade', mhd. spar-golze f. `ein Teil der Beinbekleidung' (etwa `Wadenstutzen'); mit erweiterndem g: aisl. sparka `mit dem Fuße stoßen', dazu postverbal spark `Getrampel';
lit. spiriù, spìrti `mit dem Fuße stoßen, drängen, zwingen' (von der schweren Basis), ablaut. ãtsparas `Widerstand', spárdau, -yti `fortgesetzt mit den Füßen stoßen'; lett. sper̂t `ausschlagen (vom Pferde), mit dem Fuße stoßen'; spars `Energie, Schwung, Wucht'; lit. spartùs `ausgiebig; rasch, lebhaft', apr. sparts `mächtig', sperclan `Zehballen'; aber lit. spurzdė́ti `sich mit den Flügeln rütteln oder flattern', suspùrsti von Vögeln `in eine schnurrende Bewegung geraten', dann überhaupt `in heftigen Zorn geraten, heftig werden' sind wohl schallnachahmend (vgl. nhd. brr!).
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