gr. φέβομαι, φοβέομαι `fliehen, sich fürchten', φόβος `Flucht, Furcht', φοβέω `scheuche auf, φοβερός `furchterregend, furchtsam';
dehnstufig lit. bė́gu, bė́gau, bė́gti `laufen, fliehen', bėgas, bė̃gis m. `Flucht, Lauf', lett. bêgu, bêgt `fliehen', mit Ablaut kausat. boginù, bogìnti `etwas flüchten, schnell hinschaffen';
slav. *běgǫ in russ. běgu (Inf. běžátь), klr. bihú (Inf. bíčy) `laufen', dazu als Neubildung aksl. priběgnǫ, priběgnǫti usw. `fliehen', sowie aksl. běžǫ, bežati `fliehen' usw.;
toch. A pkänt (pkät) `entfernt, getrennt' (Van Windekens Lexique 96).
Gall. *bekos `Biene' (M.-L. 1014), air. bech m. `Biene', gäl. speach `Stich', cymr. beg-eg(y)r `Drohne' weichen im Vokal ab (tabuierende Entstellung?).
wahrscheinlich gr. φείδομαι (redupl. Aor. hom. πεφιδέσθαι) `womit knausern, sparsam umgehn; schonen; sich einer Sache entziehen' (Gdbed. z. T. vielleicht `scheide mich von etwas = entziehe mich', vor allem aber `abzwacken, knauserig, nur wenig wovon sich abschneiden');
lat. findō, -ere, fidī (wohl Aor. wie ai. Opt. bhidēyam, ags. bite, ahd. bizzi `du bissest'), fissum `spalten', fissum n., fissūra f. `Spalt';
got. beitan `beißen', aisl. bīta `beißen; eindringen (vom Schwert u. dgl.)', as. ags. bītan, ahd. bīzzan `beißen' (= ai. bhḗdati, gr. φείδομαι); Kaus. aisl. beita `beißen lassen, weiden lassen', ags. bætan `zügeln, jagen', ahd. mhd. beizen `ds., beizen', aisl. beizl `Gebiß, Zaum' (*baitislan), ags. gebǣtu N. Pl., gebǣtel n. `Gebiß'; aisl. biti m., ags. bita m. `Bissen', ahd. bizzo m., bizza f. `Bissen, Keil'; got. baitrs `bitter' (`beißend von Geschmack'); ablautend aisl. bitr `beißend, scharf, schmerzlich', ags. biter, bitter, as. ahd. bittar `beißend, scharf, bitter'; aisl. beiskr `echarf, bitter' (*bait-skaz); got. beist `Sauerteig' (*bhei[d]-sto-); ags. bitela `beißend', bitel `Käfer', engl. beetle; aisl. beit n. `Schiff' (ursprüngl. `ausgehöhlter Einbaum' zu aisl. bite `Balken'), ags. bāt m. `Boot', mengl. bōt, daraus entlehnt nhd. Boot und vielleicht aisl. bātr ds.; mnd. beitel, bētel `Meißel', mhd. beizel `Stachel' (: ai. bhēdurá-ḥ, bhēdirá-ḥ `Donnerkeil').
Daß bheid- Erweiterung zu *bhei(ǝ)- `schlagen' sei, scheint möglich.
Gr. πίθηκος, πίθων m. `Affe' (von *πιθος `häßlich', schwundstuf. *bhidh-).
Lat. foedus (*bhoidhos) `häßlich, abscheulich, schändlich'.
Ahd. bibēn, as. bibōn, ags. beofian, aisl. bifa, -aða und bifra (dies im Ausgang nach *titrōn `zittern' gerichtet) zu urg. *ƀiƀai-mi; *ƀiƀōn ist wohl erst nach dem sonstigen Nebeneinander von -ōn- und -ēn-Verba sekundär neben ein aus der Perfektform entwickeltes*ƀiƀēn getreten.
Bsl. ursprgl. Präsens *bhǝi̯̯ō-, Prät.-St. *bhii̯ā-, Inf. *bhītēi; apr. biātwei `fürchten', kausat. pobaiint `strafen'; lit. bijaũs, bijótis (auch nicht reflexiv) `sich fürchten', lett. bîstuôs, bijuôs, bîtiês und bijājuôs, bijâtiês `sich fürchten'; lit. baijùs `furchtbar, schrecklich, abscheulich'; baidaũ, -ýti `scheuchen', lett. baĩdu, baĩdŷt und biêdêt `schrecken', dazu lit. baisà `Schrecken' (*baid-s-ā), baisùs `schrecklich, greulich', baisióti `beschmutzen, beschmieren' (und aksl. běsъ `Teufel', *běd-sъ); lit. báimė `Furcht'; báilė ds. (bailus `furchtsam').
Aksl. bojǫ, bojati sę `sich fürchten'.
Eine Weiterbildung *bhii̯-es-, *bhīs- in ai. bhyásatē `fürchtet sich', udbhyása-ḥ `sich fürchtend', av. Perf. biwivā̊ŋha (d. i. biwyā̊ŋha) `erregte Schrecken, war furchtbar'; ai. bhīṣayatē `schreckt', bhī́ṣaṇa-ḥ `Schrecken erregend';
ahd. bīsa `Nordostwind', bisōn `toll umherrennen', bēr `Eber' usw. führen auf ein germ.*bī̆s-, *bī̆z- `aufgeregt einherstürmen'; vgl. Wißmann Nom. postverb. 78.
lat. colus, -ūs oder -ī `Spinnrocken'.
Gegen Verbindung von colus mit kʷel- `sich drehend herumbewegen' spricht, daß der Rocken sich nicht dreht.
Formell kann κλώθω ein dh-Präs. von einer schweren Basis kolǝ- : klō- sein (*klō-dh-ō oder kolǝ-dhō); Verwandtschaft zunächst mit κάλαθος `Korb' (`*Geflecht') wäre denkbar.
air. fedid `führt, geht, trägt, bringt', mcymr. go-di-wawð `überholte', air. to-fed-, to-dī-fed- `führen', cymr. arweddu `führen, bringen', Verbalnom. mcymr. arwein (*are-u̯ed-no-), cyweddu `führen, wohin bringen', Verbalnom. cywain (*kom-u̯ed-no-), cymr. dy-weddïo `heiraten', corn. d-om-ethy ds., mbret. d-im-iziff, nbret. dimizi `heiraten, sich verloben';
lit. vedù, vèsti `leiten, führen; heiraten (vom Manne)', lett. vedu ds., Präter.-Stamm *u̯edē- in apr. weddē, lit. vẽdė, lett. dial. vede und aksl. vedě-aše; lit. vėdỹs `Freier', vedẽklis `heiratsfähiger Jüngling, junger Mann', nau-vedà, -vedỹs `Bräutigam' (`neu heimführend'), lett.vedekle `Schwiegertochter', vedama `Braut';
aksl. vedǫ, vesti `führen', selten `heiraten', Iter. voditi, (aber aksl. nevěsta `Braut' eher `die Unbekannte', als `die noch nicht Heimgeführte', Vasmer 2, 206);
Iterat. lit. vadžióti und vadýti, lett. vadît `führen', und vadât `hin und her führen'; über lit. vadúoti, lett. vaduôt `auslösen, loskaufen'; s. oben S. 1109; aksl. voždǫ, voditi `führen', aruss. voditi ženu `eine Frau heimführen'.
Dazu wohl u̯ed-mno-, das Wort für den Kaufpreis der Braut:
Gr. ἕδνον (für *έδνον mit Spir. asper nach *hᾱδύς `angenehm'), hom. Pl. ἔεδνα `Brautgabe'; aber auch `Aussteuer der Eltern', ἑδνόω, hom. ἐεδνόω `ausstatten, verheiraten', hom. ἐεδνώτης `der (die Tochter ausstattende) Vater der Braut', ἀν-άεδνος `vom Bräutigam unbeschenkt'(ἀ[]εδνος und ἔ[]εδνον mit α und ε als Vorschlagvokalen);
ags. weotuma, wituma, wetma m. `Kaufpreis der Braut', afries. wetma, witma ds., burg. wittemo, ahd. widomo, widemo `Mitgift', mhd. wideme, widem, nhd. Wittum (dazu ahd. widimen, mhd. widemen, widmen `ausstatten', nhd. widmen); gr. slav. -no- vielleicht aus -mno- und mit dem germ. -men-St. vergleichbar; zweifelhaft aksl. věno `Mitgift, Zahlung für die Braut', falls aus *u̯edno-, vgl. auch *u̯esno-;
unsicher alb. vigjë `Geschenk zur Hochzeit, zur Geburt von Kindern, beim Bau eines Hauses'(u̯ed(h)-l-?).
gr. ἐθμοί πολλοί. δεσμοί. πλόκαμοί Hes.;
air. fedan f. `Gespann, Geschirr', fedil `Joch' (coibdil `Genossenschaft', coibdelach `Blutsverwandter'), air-com-fed- `beschädigen', mcymr. ar-gy-wedu, abret. ar-co-gued ds.; cymr. gwedd `Joch'; arwest f. `Saite, Band';
got. gawidan `verbinden' (gawiss `Verbindung'), ahd. wetan `binden, ins Joch spannen, verbinden'; tiefstufig vielleicht schwed. dial. ydd `Ochsenleine, Zügel' aus *udhetā.
hitt. u̯eda-, u̯ete- `bauen' (von dem aus Ruten geflochtenen Hause).
lit. riečiù (*reiti̯ō), riẽsti `winden, wickeln, rollen', lett. riešu, riest `abfallen, sich abtrennen', davon lit. rietė́ti `auskriechen', ablautend ritù, -aũ, rìsti `rollen, wälzen', lett. ritu, rist ds., Iterativ lit. ráičioti `hin- und herrollen';
eine Nebenform mit germ. t (lautlich beeinflußt von wrītan `reißen'?) in älter ndrhein. wrīten `drehen, verdrehen, wringen', ndl. wrijten `drehen'.
gr. (mit unklarem ευ wie bei εὐρύς, 8. u̯er-; Aspiration nach ἑλει̃ν) εὑρί̄σκω `finde' (Quantität des ι: unbekannt), εὑρή-σω, εὕρη-κα (*έ-ρη-), εὗρον, εὑρέ-θην, εὑρε-τής;
air. fūar `invēni' (*u̯e-u̯r-a), frīth `inventum est' (*u̯rē-to-);
*u̯rēt- in lit. su-rė̃sti, sùrėčau `erwischen, fassen', aksl. obrěsti `finden', sъ-rěsti `antreffen, begegnen', Aor. -rětъ (Präs. -ręštǫ), ob-ręšta `Erfindung'.
Ai. api-vr̥ṇóti `verschließt, bedeckt', apa-vr̥ṇoti `öffnet'; ebenso lat. operiō `bedecke', aperiō `öffne' (aus *op(i)- und *ap(o)-u̯eriō); osk. veru `portam', umbr. verof-e `in portam', osk.vereias Gen. Sg. `Jungmännerbund' (ursprüngl. `Torwache', Vetter Gl. 29, 240);
lit. ùžveriu, -vérti `schließen', atvérti `öffnen' (woraus erst ohne Präverb veriù, vérti `öffnen', und `schließen'; aksl. (za)/vьrǫ, vrěti `schließen', Iter. ot-voriti `öffnen';
Ableitungen: *u̯ortom in Nom. Pl. lit. var̃tai, lett. vàrti `Tor, Tür', apr. warto `Haustüre'; aksl. vrata, russ. voróta `Tor, Türe'; auch zu 3. u̯er- könnten gehören aksl. verěja und za-vorъ `Hebebaum', russ. verejá `Torflügel', zavor `gesperrter Durchgang';
vielleicht hierher lit. varýti `treiben' (formell = germ. warjan, aksl. ot-voriti, vgl. auch ai. Kaus. vāráyati) als `das Tor öffnen, um das Vieh aus der Hürde hinauszutreiben'; dazu russ. provórnyj `geschwind, flink'.
B. u̯er-, u̯eru-, u̯rū- `verschließen, bedecken, schützen, retten'; u̯er-to- `Gehege', u̯er-tro `Schutz', u̯r̥-ti- `Einzäunung'.
Ai. vr̥ṇṓti (auch várati und Kaus. varáyati) `umschließt, wehrt'; av. Akt. -vǝrǝnav-, Med. vǝrǝn- `bedecken, hüllen'; Ableitungen von einer leichten Basis: ai. vr̥tá- Partiz. Perf. Pass., vr̥ti- f. `Einzäunung' (av. hąm-varǝtay- `Tapferkeit'), varman- n. `Schutzwehr', vártra- n. `Schutzdamm, Deich' (osset. vart `Schild' aus iran. *vr̥ɵra-, s. Bailey IRAS 1953, 110 f.), vr̥tra- n. `Abwehr, Feindschaft(en), Feind(e)', (av. vǝrǝɵra- `Widerstand, Wehr, Schild'), Sg. GN Vr̥tra- (`der die Gewässer einschließt'?), varatrā- `Riemen', várdhra-, vadhra- m. va(r)-dhrī ds., vara- m. `Einschließen', auch vala- (av. vara- ds.), dehnstufig vāra- (av. -vāra-) `Deckung, Wehr'; av.varǝna- `Umhüllung, Bedeckung' (danach ai. várṇa- `Farbe' wohl aus `Bedeckung'), varǝɵa- `Verteidigungswaffe, Wehr', vārǝɵman- `Wehr, Brustwehr' usw.;
u̯erū̆- außer im Präs. vr̥ṇṓti in ai. varū-tár- m. `Schützer, Schirmer', várū-tha- n. `Schutz, Schild, Heer, Herde, Schwarm', vielleicht der GN Váruṇa- als `der Binder' (wie Mitra oben S. 710); hierher auch ai. uruṣyáti `befreit, erlost, rettet' als uru-ṣ-yáti, vgl. hitt. u̯arressesta `protected'; über ai. Váruṇa- s. Wackernagel-Debrunner II 2, S. 485 (zu u̯ē̆r- `Wasser', oben S. 80);
gr. vielleicht εὐρώς, -ω̃τος `Schimmel, Moder', wenn eigentlich `Bedecker' (wäre *ἐ-ρω-τ-, vgl. ai. arṇō-vr̥t `die Fluten einschließend');
ερῠ- in hom. ἔρυσθαι `abwehren, retten, bewahren', Impf. ἔρυ:-σο, -το, themat. geworden ἐρύ̄ετο, Perf. εἴρῡμαι (*ε-ρῡμαι), ion. εἰρύομαι (*ἐερύομαι) `halte fest, bewahre', ἔρυμα `Schutz, Schutzwehr', ἐρυμνός `geschützt, befestigt', ἐρυσί-πτολις `stadtschützend'; Εὐρυσί-λαος, Εὐρύ-λαος u. dgl. (ἐ-ρυ-);
andere Ablautstufe ρῡ- ohne Vokalvorschlag in Inf. hom. ῥυ̃σθαι, hom. ion. ῥύ̆ομαι `schirme, errette; halte fest, halte zurück' (letztere Bed., die auch der k-Erweit. ἐρύ̄κω, ἐρῡκάνω, ἐρῡκανάω `halte ab, zurück', Pass. `zögere' innewohnt, aus `durch einen Verschluß fernhalten, abwehren'), Perf. εἴρῡμαι (*ε-ρῡμαι), ῥυ̃μα `Schutz, Schutzwehr', ῥύ̄σιος `schützend, rettend', ῥύ̄τωρ, ῥῡτήρ `Retter, Befreier', ῥῡσίπολις `stadtschützend'; dehnstufig ἠρίον `Grabhügel';
alb. varr `Grab' (*u̯ornā), vathë `Gehege';
air. ferenn (*u̯ereno-) `Gürtel', fertae (mir. fert) `Grabhügel' (mit Steinen verschlossen) = ags. weorð (s. unten), air. feronn, ferann (*u̯erono-) `Land, Acker' (wohl `*umhegt'); mcymr. gwerthyr `Festung' (*u̯ertro-; vgl. oben ai. vartra-); hierher wohl air. Ériu, Gen. Érenn, cymr. Iwerddon `Irland' als *epi-u̯eriō, Gen. -i̯onos `Hügel, Insel' (vgl. ahd. werid) nach Pokorny KZ. 47, 233, ZcP. 15, 197 ff.;
got. warjan `wehren', aisl. verja `wehren, hindern, verteidigen', ags. werian `ds., aufdämmen', ahd. weren `verteidigen, schützen', as. werian `wehren, schützen, hindern', germ. -varii (`Verteidiger', daraus `Einwohner') in Chatuvarii, Bojuvarii, aisl. z. B. Rūm-verjar `Römer'; urnord. waru `der umschließende Steinkreis um ein Grab' (s. oben ir. fert) = aisl. vǫr f., nnorw.vor m. `Reihe von Steinen', auch `Hügel oder Bank von Steinen oder Kies', aisl. ver n. `Damm, Fischwehr', ags. wer m. ds., mhd. wer n. `Stauwehr', ahd. werī `Wehr, Schutz', ags. mylen-waru, -wer `Mühlenteich', waru `Schutz'; dehnstufig ahd. wuorī f. `Damm', schweiz. wuhr `Wehr'; aisl.vǫrn `Verteidigung, Schutz', ags. wearn `Widerstand, Verweigerung' (in mhd. warne, werne `Vorsicht, Fürsorge, Warnung' ist ein zu *u̯er- `gewahren' gehöriges Wort eingeflossen), aisl. varna `sichenthalten, vorenthalten' = ags. wearnian `warnen', refl. `sich enthalten', ahd. warnōn `sich hüten, warnen', ags. wiernan `sich enthalten, vorenthalten, abschlagen';
ags. waroð n. `Ufer, Strand', ahd. werid `Insel, Halbinsel' (nhd. Werder), mhd. wert `Landrücken zwischen Sümpfen, Ufer', mnd. werde(r) `eingedeichtes Land';
ags. weorð, worð n. m. `Hof, Wirtschaft' (*u̯er-to-, *u̯r̥-to-), as. wurth f. `gestampfter odergepflasterter Platz' (= ai. vr̥ti-), mnd. wurt, wort, wurde, worde f. `erhöhter Platz, Hofstätte; Garten, Feldstück', aisl. urð f. `Haufe von Felsblöcken';
vgl. alb. vathë `Gehege, Hof um das Haus, Hürde, Schafstall' (*u̯or-tā), tochar. В wärto, wart(t)o `Garten, Wald', ir. fert `Grabhügel'; in der Bedeutung auch aksl. vora `saepimentum'.
gr. εἴρω `sage' (*ερι̯ω), Fut. ep. ion. ἐρέω, att. ἐρω̃, Pass. Aor. ion. εἰρέθην (*ἐρέθην), att.ἐρρήθην (*ερήθην), Perf. εἴρη-κα, -μαι diss. aus *ερη-, vgl. geneuertes arg. ερημένα; ῥητός `verabredet = festgesetzt', ῥήτωρ, äol. ρήτωρ `Redner', ῥήτρα, el. ρά̄τρᾱ f. `Spruch, Vertrag', diss. zu kypr. ρήτα, wovon εὐρητάσατυ `Vertrag, Gesetz', ῥη̃μα `Wort', ῥη̃σις `Rede', εἴρων `einer, der sich verstellt' (*ερι̯ων), εἰρωνεία `Verstellung';
russ. vru (*vьrǫ), vratь `lügen, faseln', mit k-Suffix (*u̯orkā): russ. vráka `leeres Geschwätz', aksl. vračь (*u̯orki̯os) `Arzt (*Besprecher), Zauberer, Hexenmeister';
hitt. u̯erii̯a- `rufen, beauftragen', Partikel -u̯ar- eigentlich `sagte';
vielleicht (trotz Vasmer 2, 508 f. und oben S. 860) hierher baltoslav. u̯rēk-, u̯rek- in lit. rėkiù, rė̃kti, lett. rēkt `schreien', rę̃kuôt `sich unterhalten', aksl. rekǫ, rešti `sagen', ablaut. aksl. rokъ `Frist, Termin', rěčь `Anklage' und *u̯rōk- in germ. got. wrōhs `Anklage', wrōhjan `beschuldigen' = west-germ. *wrōgjan, ahd. ruogen, nhd. rügen;
dh-Erweiterung u̯er-dho- usw.:
Gr. βέρθει φθέγγει̃αι Hes. (Specht KZ 59, 65);
lat. verbum `Wort' (nicht aus *vorbom wegen:) umbr. uerfale `templum';
got. waurd, ahd. wort usw. `Wort' = apr. wirds `Wort'; lit. var̃das `Name'.
B. u̯ornā: alb. varrë `Wunde', russ. voroná `Ruderloch im Schiffsheck, Hennensteiß' (davon vorónka `Trichter'), poln. wrona, čech. vrana `Öffnung'; u̯re-no-, u̯ro-no- in ai. vraṇá- m. n. `Wunde, Riß' neben u̯rō-nā in aksl. russ. usw. rana `Wunde'.
C. u̯erĝh-: ai. vr̥háti `reißt aus', Aor. varhi, Partiz. vr̥ḍhá-, mūla-vr̥t `die Wurzeln ausreißend' (Wackernagel KZ. 67, 166 ff.).
D. u̯erk-, u̯rek-: gr. ῥάκος, äol. βράκος (*ράκος) n. `Lumpen, zerlumptes Kleid; Runzel'; βράκαλον ῥόπαλον Hes.; βράκετον δρέπανον, κλαδευτήριον Hes., ῥάκετρον ds.;
E. u̯resk- (aus *u̯rek-sk-), u̯r̥sk- ai. vr̥ścáti `haut ab, spaltet', vráścana- `abhauend', n. `das Abhauen', pra-vraska- m. `Schnitt'; ava-vraśca- `Splitter'; russ.-ksl. vraska usw. `Runzel' (*u̯orskā).
F. u̯r-ei-, u̯rī-: gr. ῥί̄νη `Feile, Raspel' (*u̯rīnā; oder Schallwort?) und `Haifisch' (von seiner zum Polieren verwendeten rauhen Rückenhaut'); ῥῑνός `Haut; Lederschild', (äol.) γρι̃νος (d. i. ρι̃νος) δέρμα Hes., hom. ταλαύρῑνος `schildtragend' (vgl. M. Leumann, Homer. Wörter 196 ff.);
mit d-Erw. (ursprüngl. d-Präs.?) ags. wrītan `eingraben, ritzen, schreiben, malen', as. wrītan `zerreißen, verwunden, ritzen, schreiben', mnd. wrīten `reißen, schreiben, zeichnen', nhd. reißen, urnord. wrait `schrieb, ritzte' (daneben germ. *rītan in aschwed. rīta ds., vgl. unterrei-, rei-d- `ritzen'); got. writs `Strich', ags. writ `Schrift', wrǣtt `Verzierung, Schmuck, Juwel' u. dgl.;
nach Frisk (Etyma Arm. 28 ff.) hierher arm. ergicanem `zerreißen, zerbrechen, zerschneiden, verletzen, reizen' aus *u̯reid-s-.
lat. vereor, -ērī, -itus sum `verehren, fürchten'; zur Form vgl. gr. äol. ()ὄρημι `sehe';
air. cō(a)ir `passend, richtig': cymr. cywair ds. (*kom-u̯eri̯os);
germ.: u̯orós in got. war(s) `behutsam', aisl. varr `behutsam, vorsichtig, scheu', ags. wær `gewahr, aufmerksam, vorsichtig, behutsam', as. war `vorsichtig, auf der Hut', ahd. giwar `aufmerksam, vorsichtig' = (όρος); ū̆orā in got. warai `Behutsamkeit, List', mhd. wer (ahd. *warī) `Vorsicht'; ags. waru, as. ahd. wara `Aufmerksamkeit, Obhut', wara nëman `wahrnehmen', aisl. vara f. `Handelsware, Zahlungsmittel', ags. waru, spätmhd. war, nhd. Ware; ahd. bewarōn `bewahren', as. warōn `beobachten, wahren, behüten', ags. warian `bewahren, hüten', aisl. vara `aufmerksam machen, wahren, vermuten', refl. `sich hüten'; *u̯ortos (*u̯ordhos) in got. daúrawards `Torwart', ahd. wart `Wächter, Wärter, Hüter', warto, got. wardja ds., as. wardōn `auf der Hut sein, behüten', ahd.wartēn `achten, spähen, wahrnehmen, warten, erwarten', warta `Beobachtung usw.', nhd. Warte u. dgl.; *u̯orn- in ahd. furiwarna `Vorbereitung' (ags. wearn f. `Widerstand, Verweigerung, Vorwurf', nhd. warnen usw. durch Einmischung von Angehörigen von *warjan wehren usw.', und Wz. *u̯er- `verschließen');
lett. véru, vērt `schauen, bemerken' (meist reflexiv vērties), vērība `Aufmerksamkeit';
toch. A wär-, В wär-sk- `riechen'.
mit Metathese gr. εὐ- (wie in εὑρίσκω, u̯er-4; vgl. εὐρυσί- unter u̯er-5) in εὐρύς (statt *ερύς) `breit', sowie in εὖρος `Breite' (s. darüber Schwyzer Gr. Gr. 1, 412 Anm. 1); vielleicht toch. A wärts, В aurtse `weit, breit'
Neutrum: u̯eros- in ai. váras- n. `Breite, Raum' (gr. εὖρος statt *έρος);
unsicher u̯eros- `Brust' in ai. uras- (aus *vuras), av. varō ds. und ai. várī̆maṇ- m. n. `Weite, Umfang', várivas- n. `Raum, Weite, Behaglichkeit', die eine schwere Basis voraussetzen.
B. Ableitung u̯ērā: germ. *wēra `Vertrag, Gelübde, Bündnis' im aisl. GN Vār `Göttin der Treuschwüre', Pl. vārar `Treuegelübde', ags. wǣr f. `Vertrag, Treue, Schutz', ahd. wāra ds., mnd. wāre `Vertrag, Friede'; aksl. f. `Glaube'.
C. Komposita auf -u̯ēro-s, -uēri-s, formal wie gr. ἐρίηρoς, βρίηρος: lat. se-vērus `ohne Freundlichkeit', d. i. `streng', davon assevērāre `versichern', persevērāre `beharren'; Gegenstück gall. PN Co-vīrus, cymr. cywir `recht, treu'; *u̯ēri-s in got. alla-werei `schlichte Güte', aisl. ǫlvǣrr `freundlich, gastlich', ags. eal-werlic `benigne', ahd. alauuari, mhd. alwære `schlicht, einfältig, albern', ahd. zur-wāri `verdächtig' = got. *tuzwērs (tuzwērjan `zweifeln'), *unwērs(un-wērjan `unwillig sein'), ahd. miti-wāri `sanft'.
D. Adjektiv u̯ēro-s `wahr': lat. vērus, air. fīr, cymr. gwir; as. ahd. wār, nhd. wahr.
E. Verbalableitungen: gr. ἑορτή (*εορτά̄) `Feier, Fest', äol. ἔροτις ds. (*εροτις? eher angeglichen an ἐροτός, hom. ἐρατός `lieblich'); ἔρανος ds.;
ahd. werēn, giweren, giwerōn, nhd. gewähren, as. waron `leisten'.
Hierher wahrscheinlich auch germ. werðuz (= idg. *u̯ertú-) in aisl. verþr (Dat. Sg. virþe neben häufigerem verþe) `Mahlzeit', got. wairdus `ξένος', as. werd, ahd. Wirt `Hausherr, Eheherr, Wirt', afries. hus-werda `Hauswirt, Hausherr'.
baltoslav. *u̯ēu̯er- und *u̯āu̯er- *u̯aiu̯er- f. `Eichhörnchen' in lit. vaiverìs (vaivaras, vaivarys) `Männchen vom Iltis oder Marder', vaiverė̃, voverė̃ `Eichhorn'; lett. vãvere, vāveris ds.; apr.weware ds.; aruss. věverica, nslov. vẹ́verica `Eichhorn', klr. vyvirka, čech. veverka, bulg. ververica ds.;
unredupliziert im 2. Gliede von ags. āc-weorna, aschwed. ēkorne, ahd. eihhurno, eihhorn usw. `Eichhorn' (s. u. *aig- `sich heftig bewegen').
alb. rrânzë `Wurzel' (Mann Lg. 26, 388; 28, 37); lat. rādīx, -īcis f. `Wurzel'; wahrscheinlich rāmus `Ast, Zweig' (als *u̯rādmos) und radius `Stab, Speiche, Strahl leuchtender Körper, Weberschiffchen';
cymr. gwraidd `Wurzeln' (*u̯rǝdi̯o-), Singulativ gwreiddyn, acorn. grueiten gl. radix, mbret. gruizyenn, nbret. grisienn; cymr. gwrysg `Äste, Zweige' (*u̯r̥d-sko-); air. mir. frēn `Wurzel' (*u̯r̥d-no-), jünger frēm; cymr. greddf `Instinkt, Natur' (*u̯r̥d-mā-; also vielleicht ursprüngl. -mn-Suffix, vgl. oben gr. ῥάδαμνος);
got. waúrts `Wurzel', ags. wyrt, ahd. wurz `Kraut, Pflanze', mhd. auch `Wurzel', ahd. wurzala, ags. wyrtwalu (eig. `Kraut-stock') `Wurzel' (hierher auch as. wurtia, mhd. würze `Würze', woneben ablautendes as. wirtea, mhd. wirze ds.; neben diesen auf *u̯erǝd- beruhenden Formen steht *ur(ǝ)d- in aisl. urt `Kraut'; aisl. rōt `Wurzel';
toch. В witsako `Wurzel'.
gr. ὀρθός, dor. βορθό- `aufrecht, gerade, richtig, wahr' (*u̯ordh-u̯o-), dazu auch ὄρθρος `der frühe Morgen', ὄρθριος, ὀρθρῑνός `früh', ὀρθρεύω `bin früh auf', wofür anlaut. durch lakon. βορθαγορίσκος Hes., sonst ὀρθαγορίσκος (aus *ὀρθρ-) `Spanferkel' (ἐπεὶ πρὸς τὸν ὄρθρον πιπράσκονται) gesichert wird; ῥέθος `Glied, Leib, Antlitz';
alb. rit `wachse, mache groß';
vielleicht got. gawrisqan `Frucht bringen', aisl. rǫskr `tüchtig', rǫskvask `aufwachsen, reifen', rǫskinn `erwachsen';
aksl. usw. rodъ `partus, generatio, gens, natura', roditi, raždati `parere', redъ `Speise, Nahrung', nslov. redíti `nähren', lett. radīt `erschaffen, gebären' (wohl Lw.), raža `Gedeihen, reiche Ernte' (*radi̯ā), rasma, rasme `Gedeihen, Ergiebigkeit', lit. rasmė̃ ds.; unsicher lit. rẽsnas `stark, tüchtig', lett. resns `dick, dickleibig, dickstämmig' (russ. Lw.?); aksl. ranъ `ὄρθρος', čech. poln. rano `die Zeit frühmorgens, die Frühe' (vgl. bulg. ražda se `(die Sonne) geht auf, (sol) oritur') aus *u̯rōdhno-.
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